Nachhaltigkeitsgremium

Sozial engagierter Humanist für ISSB

Emmanuel Faber, der künftige Leiter des neuen Gremiums für nachhaltige Bilanzstandards ISSB, hat sich bereits früh sozial engagiert. An der Spitze von Danone hat er die Bedeutung nachhaltiger Unternehmenszahlen für die Kapitalmärkte verfochten.

Sozial engagierter Humanist für ISSB

Von Gesche Wüpper, Paris

Die kapitalistischen Systeme, so wie wir sie hätten leben lassen, befänden sich in einer Sackgasse, wenn sie sich nicht wandelten, ist er überzeugt. Nun kann Emmanuel Faber aktiv zu diesem Wandel beitragen. Denn der für sein soziales Engagement bekannte frühere Danone-Chef soll von Januar an die neue Institution für nachhaltige Bilanzstandards International Sustainability Standards Board (ISSB) in Frankfurt leiten. Die für internationale Bilanzregeln zuständige IFRS-Stiftung gab die Berufung des Managers, der sich in seinem Linkedin-Profil als Aktivist für Klima und Sozialunternehmen bezeichnet, am Donnerstag bekannt.

Der erste Schritt sei nun, innerhalb von zwölf Monaten Klimastandards für die Kapitalmärkte zu schaffen, damit sie beginnen könnten, diese für ihre Kapitalzuweisungen zu nutzen, erklärte Faber auf Twitter. „Eine einmalige Chance für strukturelle Veränderungen.“ Alle Akteure bedürften solcher Normen, um die Hürde des Greenwashing zu umgehen, ist er überzeugt. In zwei, drei Jahren könnte es CO2-Warnungen geben, so wie es heute Gewinnwarnungen gebe.

Das ISSB sei eine Gelegenheit, die es in jeder Generation nur einmal gebe, um die Bedürfnisse von Investoren in der sich schnell wandelnden Welt zu beantworten, in der vor allem das Klima in den kommenden Jahren zu großen Veränderungen führen werde, findet Faber. Die IRFS-Stiftung hat ihn zunächst für ein Mandat von drei Jahren berufen.

Er habe bereits als Chef von Danone die Bedeutung nachhaltiger Unternehmenszahlen für die Kapitalmärkte verfochten, begründet sie ihre Wahl. So habe der Nahrungsmittelkonzern unter ihm Innovationen eingeführt, um Investoren und Kreditgebern zu helfen, zu verstehen, welche Auswirkungen Nachhaltigkeitsfaktoren auf den Unternehmenswert hätten.

Der als Humanist und gläubiger Katholik bekannte Faber hatte die operative Geschäftsführung von Danone 2014 von Franck Riboud übernommen, 2017 dann auch den Vorsitz des Verwaltungsrates. Nachdem er mehrere Monate lang von aktivistischen Fonds unter Druck gesetzt worden war, musste er im März seinen Hut nehmen. Seit Oktober ist er Partner bei Astanor Ventures, einem Risikokapital-Fonds, der in junge Unternehmen investiert, die zur Nahrungsmittelrevolution beitragen. Der Absolvent der HEC-Wirtschaftshochschule ist zudem Mitglied der von Großbritannien gegründeten Impact-Arbeitsgruppe und des Club of Rome, des Zusammenschlusses von Experten, die sich für eine gerechte und nachhaltige Entwicklung einsetzen.

Die größte Herausforderung, vor der die Wirtschaft nach Jahrzehnten der Globalisierung stehe, sei die soziale Gerechtigkeit, sagte Faber einmal. Es ist vor allem das Schicksal seines inzwischen verstorbenen, an Schizophrenie leidenden Bruders, das den in dem 90 Kilometer südlich von Grenoble gelegenen Alpendorf Saint-Bonnet-en-Champsaur aufgewachsenen Manager geprägt hat. Deshalb hat sich Faber, der zunächst bei der Unternehmensberatung Bain & Company, der Investmentbank Barings und dem Familienunternehmen Legris Industries gearbeitet hat, bereits in frühen Jahren sozial engagiert und einen Teil seiner Zeit Kranken und Bedürftigen gewidmet. „Ohne soziale Gerechtigkeit wird es keine Wirtschaft mehr geben“, ist der erfahrene Bergsteiger überzeugt.

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