BDI

Tanja Gönner tritt an die operative Spitze

Nach dem überraschenden Rückzug von Joachim Lang als Hauptgeschäftsführer hat der Industrieverband BDI nun die operative Spitze mit Tanja Gönner neu besetzt.

Tanja Gönner tritt an die operative Spitze

Von Angela Wefers, Berlin

Der Industrieverband BDI hat eine Neubesetzung für seine operative Spitze gefunden. Tanja Gönner (52) soll Hauptgeschäftsführerin des Dachverbandes werden. BDI-Präsident Siegfried Russwurm und die Vizepräsidentinnen und -präsidenten votierten einstimmig für Gönner, teilte der BDI mit. Präsidium und Vorstand tagen am 20. Juni 2022. Dann folge die offizielle Berufung. Die Juristin soll ihr Amt im zweiten Halbjahr 2022 antreten. Sie tritt damit an die Stelle des bisherigen Hauptgeschäftsführers Joachim Lang (54). Im Februar war bekannt geworden, dass Lang per Ende Mai überraschend seinen Posten räumt. Er führte den BDI fünf Jahre operativ.

Bislang Chefin der GIZ

Russwurm verwies auf das „breite Erfahrungsprofil“ Gönners. Die frühere CDU-Politikerin hat Management-Expertise und ist international aufgestellt. 2012 wurde sie Vorstandssprecherin der Deutschen Ge­sellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH. Die GIZ ist eines der größten Bundesunternehmen – mit 25000 Beschäftigten in 120 Ländern weltweit. Tätigkeitsschwerpunkt ist die internationale Kooperation für nachhaltige Entwicklung und internationale Bildungsarbeit. Zuvor war Gönner von 2004 bis 2011 Sozial-, Umwelt- und Verkehrsministerin der schwarz-gelben Landesregierung von Baden-Württemberg, weitgehend unter Ministerpräsident Günther Oettinger. Von 2002 bis 2004 war sie Mitglied des Deutschen Bundestags. Gönner engagiert sich ehrenamtlich und übt verschiedene Beirats- und Aufsichtsratsmandate aus: So ist sie Mitglied der Nationalen Plattform „Bildung für nachhaltige Entwicklung“, des Rates der Agora Verkehrswende, des Aufsichtsrats der Stiftung Liebenau, des Leadership Council von Sustainable Energy for All und Vorstandsmitglied der Konrad-Adenauer-Stiftung. Seit 1987 ist sie in der CDU und gehörte von 2000 bis 2012 dem Bundesvorstand der Partei an.

Russwurm zeigte sich überzeugt, dass Gönner hervorragende Voraussetzungen mitbringe, um „die deutsche Industrie national und international zu vertreten, ihren Kurs in der Klimapolitik und der Stärkung ihrer internationalen Wettbewerbsfähigkeit mitzuprägen und den gesellschaftlichen Dialog aktiv zu führen“.

Die politische Ausrichtung von Gönner spricht gegen die kolportierte These, ihr Vorgänger Lang habe gehen müssen, weil er als unionsnah gelte und der Verband sich nach dem Regierungswechsel zur Ampel neu aufstellen wolle. Anderen Versionen zufolge solle die Chemie zwischen Lang und Russwurm nicht gestimmt haben. Offiziell schied Lang auf eigenen Wusch aus. „Nach fünf intensiven und erfüllten Jahren im Amt habe ich beschlossen, neue inhaltliche und berufliche Ziele zu verfolgen“, erklärte er im Februar. Russwurm verwies auf die „große Umsicht und den hohen persönlichen Einsatz“, mit denen Lang sein Amt geführt habe. Der BDI bleibt jedenfalls seiner Linie treu, sein Fähnchen nicht in den Regierungswind zu hängen. Auch der langjährige Hauptgeschäftsführer, Dr. Ludolf von Wartenberg (80), CDU-Politiker, Bundestagsabgeordneter sowie parlamentarischer Staatssekretär bei Wirtschaftsminister Martin Bangemann (FDP), führte den BDI von 1990 bis Ende 2006 – und damit auch während der rot-grünen Regierung unter Gerhard Schröder (SPD).

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