Kryptobranche

Todd Boehly gibt einen Warnschuss ab

US-Milliardär Todd Boehly setzt über sein Vehikel Eldridge die Digital Currency Group (DCG) unter Druck, indem er droht, einen 350-Mill.-Dollar-Kredit sofort fälligzustellen. DCG-Chef Barry Silbert muss handeln.

Todd Boehly gibt einen Warnschuss ab

Von Björn Godenrath, Frankfurt

Todd Boehly gehört zu der Sorte US-Milliardäre­, die einen aktiven Investment-Ansatz verfolgen und sich nicht damit begnügen, still und dezent aus dem Hintergrund heraus zu wirken. Das wurde deutlich, als er zusammen mit anderen Investoren den Topclub FC Chelsea übernahm, sich selbst prompt als starken Mann installierte und seitdem alles steuert bis hinein in die Transferaktivitäten. Da kam es zum Clash mit Trainer Thomas Tuchel, der die Mannschaft in dieser Saison nicht in Schwung brachte und nach anfänglichen Lobeshymnen dann von Boehly einfach gefeuert wurde. Im Gegensatz zum (ausstiegswilligen) Manchester-United-Eigner Malcolm Glazer übernimmt Boehly eng an der Mannschaft stehend über das Tagesgeschäft die sportliche Führung – fast so ein wenig wie Mark Cuban bei den Dallas Mavericks.

Krypto-Probleminvestment

Aus seinem Privatvermögen von gut 5 Mrd. Dollar ist der ehemalige Ringer Boehly über sein Vehikel Eldridge neben weiteren Sportclubs auch in der Kryptobranche engagiert. Und da kann er nun bei einem Probleminvestment Schicksal spielen: Denn wie über die „Financial Times“ zu erfahren ist, vertritt Boehly die Ansicht, dass die in Liquiditätsnot geratene Genesis als Tochter der Digital Currency Group (DCG) mit dem Stopp der Auszahlungen an Kunden die Kreditverpflichtungen von DCG verletzt, sich also in „default“ befindet. Und das wiederum würde Eldridge ermächtigen, eine von DCG bei ihr gezogene Kredittranche über 350 Mill. Dollar sofort fälligzustellen, wird kolportiert. Diese Tranche ist dermaßen vorrangig, dass sie vor allen anderen Ansprüchen bedient werden müsste, heißt es – Boehly hat sich in dem Risikosektor also gut abgesichert. Und dass er dies die Öffentlichkeit wissen lässt, erhöht den Druck auf DCG-Chef Barry Silbert, die Genesis-Situation so zu bereinigen, dass für Eldridge kein Schaden entsteht.

Der Krypto-Lender Genesis arbeitet mit der Investmentbank Moelis an einem Rettungspaket, um ein Chapter-11-Verfahren zu vermeiden. Und da ist natürlich zuerst die Mutter Digital Currency Group gefragt, die in den vergangenen Tagen so einiges an Coin-Beständen auf den Markt geworfen haben soll, um ihre Cash-Position zu stärken. Um eine große Rettungsaktion zu stemmen, braucht Barry Silbert aber die Hilfe seiner Eigen- und Fremdkapitalinvestoren – wobei Boehly die Schlüsselfigur ist, entfällt auf ihn doch das Gros der kurzfristigen Verbindlichkeiten aus einer 600-Mill.-Dollar-Linie.

Schwierige Rettungsmission

Den Rest davon gaben Capital Group, Davidson Kempner Capital Management und Francisco Partners. Sie alle sollten in der Lage sein, nachzuschießen. Aber dafür müssten sie überzeugt sein, dass sich bei Genesis keine weiteren Löcher auftun und dass Silbert sein „skin in the game“ erhöht. Und Boehly scheint auch gar nicht abgeneigt zu sein, zu einer friedlichen Lösung beizutragen, wenn es die ökonomischen Kennziffern hergeben – hat Silbert aber nun einen Warnschuss verpasst, was bedeutet, dass er mit dem Fortgang der Rettungsmission nicht zufrieden ist und besser bald etwas passiert.

Richtig rund läuft es für den Investor auch beim FC Chelsea nicht. Der hastige Trainerwechsel verpuffte, in der Liga ist man auf 8. Rang drei Siege von einem Champions-League-Platz entfernt – sogar die miserabel gestarteten Liverpooler sind einen Punkt vor den Londonern, die mit ansehen müssen, wie Ortsrivale Arsenal überlegen von der Spitze grüßt. Dort kam der Umschwung mit Trainer Mikel Arteta, der eine Saison und eine Transferperiode benötigte, um seine Spielidee umzusetzen. So einen bräuchte Boehly beim FC Chelsea auch.

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