Kapitalvorgaben

BaFin sieht „hohes“ Risiko für Wohnkredite

Die BaFin warnt vor Kreditausfällen in der Immobilienfinanzierung und führt den Kapitalaufschlag von 2% für den Sektor fort. Die Vorgaben sind in Europa von Land zu Land unterschiedlich.

BaFin sieht „hohes“ Risiko für Wohnkredite

BaFin fürchtet Ausfall von Wohnkrediten

Preisrutsch der Immobilien womöglich nicht am Ende – Kapitalpuffer bleibt

jsc Frankfurt

Nach dem Preisrückgang am deutschen Häusermarkt verortet die Finanzaufsicht BaFin die deutsche Kreditwirtschaft noch immer in der Risikozone. „Trotz der aktuellen zyklischen Schwäche des Wohnimmobilienmarkts“ bleibe das Risiko für Banken und Sparkassen „weiterhin hoch“, teilt die BaFin mit.

Die Aufsicht stützt sich dabei unter anderem auf die Einschätzung der Bundesbank von Februar, die nach verschiedenen Modellrechnungen noch immer eine Überbewertung von 10 bis 20% für Wohnimmobilien ausmacht. Die Preise sind seit dem Höhepunkt im zweiten Quartal 2022 bis zum Schlussquartal 2023 um 12,6% gefallen, wie das Statistische Bundesamt festhält. Der Pfandbriefbankenverband VDP beziffert den Rückgang auf 8,4%.

Der im April 2022 eingeführte Systemrisikopuffer für Wohnimmobilienkredite, also der Aufschlag auf die Kapitalvorgaben von 2% der risikogewichteten Aktiva, bleibt somit bestehen. „Das Verlustpotenzial im Bankensektor hat sich in den vergangenen zwei Jahren nicht substanziell verringert“, schreibt die BaFin zur Begründung. Neben dem Systemrisikopuffer greift außerdem ein „antizyklischer“ Kapitalpuffer von 0,75%.

Systemrisikopuffer von 2 Prozent bleibt bestehen

Das Gesetz schreibt eine Überprüfung des Systemrisikopuffers alle zwei Jahre vor. Die BaFin untersuchte nach eigenen Angaben vor allem Ausfallwahrscheinlichkeit, Verlust bei Ausfall, Kreditvergabestandards und Risikovorsorge. Zusätzlich rechnete sie einen Wohnimmobilien-Stresstest durch. Auch Folgen aus Konjunktur und Arbeitsmarkt sowie gemeldete Daten der Banken flossen in die Überlegungen ein, sagte ein Sprecher. Details zum Verfahren oder konkrete Ergebnisse nennt die Aufsicht nicht.

Zwischen Kreditwirtschaft und Aufsicht sind die Kapitalpuffer umstritten. „Die gewählte Maßnahme trifft undifferenziert jede Wohnimmobilienfinanzierung von Banken und Sparkassen“, hielt die Deutsche Kreditwirtschaft, das gemeinsame Sprachrohr der großen deutschen Branchenverbände, bereits Anfang 2022 fest.

EZB-Chefaufseherin verteidigt Vorgaben

Vertreter von BaFin, Bundesbank und EZB haben die Vorgaben wiederholt verteidigt. Es sei wichtig, frühzeitig zusätzliche Kapitalpuffer aufzubauen, sagte EZB-Chefaufseherin Claudia Buch Mitte März auf einer Konferenz in Frankfurt. In einer Stressphase wie zu Beginn der Pandemie könne die Aufsicht die Puffer dann freigeben, so dass Banken Spielraum bleibe. „Ich bin froh, dass wir das jetzt haben“, sagte die ehemalige Bundesbank-Vizepräsidentin über die verschiedenen Puffer.

Bisher wenden die nationalen Aufseher in Europa die zusätzlichen Puffer unterschiedlich an. Während etwa Spanien, Portugal, Italien und Griechenland weder antizyklische Kapitalvorgaben noch einen Systemrisikopuffer eingeführt haben, kommen etwa in Deutschland, Frankreich, Rumänien, Bulgarien, Schweden und Norwegen beide Instrumente auf unterschiedliche Art zum Einsatz, wie der Europäische Ausschuss für Systemrisiken (ESRB) aufschlüsselt.

Kommentar auf dieser Seite
BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.