Finanzstabilität

EZB fordert Schritte gegen deutsche Häuser-Hausse

Die Europäische Zentralbank wirft der Bundesrepublik recht unverhohlen vor, nichts gegen die Finanzstabilitätsrisiken infolge der Wohnimmobilienpreis-Hausse zu tun.

EZB fordert Schritte gegen deutsche Häuser-Hausse

bn Frankfurt

Die Europäische Zentralbank (EZB) verlangt von Deutschland aufsichtliche Maßnahmen gegen die Hausse der Wohnimmobilienpreise im Bundesgebiet. In ihrem jüngsten Finanzstabilitätsbericht nennt die Notenbank die Bundesrepublik nicht explizit, als Adressat aber ist sie dennoch eindeutig zu identifizieren. „Länder, in denen aufkommende Verwundbarkeiten primär durch die Wohnimmobilienmärkte getrieben werden, sollten erwägen, gezielte makroprudenzielle Maßnahmen graduell anzupassen“, teilt die EZB mit – als makroprudenzielle Maßnahmen gelten etwa Obergrenzen für den Beleihungswertauslauf von Hypothekenkrediten, aber auch die Aktivierung antizyklischer Kapitalpuffer für Banken.

Manche Staaten hätten bereits reagiert, so die EZB. Einige, die mit Blick auf mittelfristige Verwundbarkeiten ihres Wohnimmobiliensektors vor zwei Jahren eine Empfehlung oder Warnung des Europäischen Systemrisikorates (ESRB) erhielten, hätten keine makroprudenziellen Maßnahmen ergriffen oder noch Spielraum für eine Straffung. Neben Frankreich, das bereits unter anderem ein Limit für die Relation von Fremdfinanzierung und Einkommen vorgibt, war Deutschland damals der einzige verwarnte Euro-Staat. Die Deutsche Bundesbank und die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), welche die Mehrheit im beim Bundesfinanzministerium angesiedelten Ausschuss für Finanzstabilität (AFS) auf sich vereinen, äußerten sich dazu auf Anfrage nicht. Die BaFin hatte wegen der Pandemie im März 2020 den 2019 aktivierten antizyklischen Kapitalpuffer für Banken von 0,25% auf 0% reduziert. Man erachte ein Niveau von 0% bis Ende 2021 für angemessen, teilte der AFS im Februar mit.

Mit Österreich und Benelux zählt Deutschland laut EZB zu den Euroland-Staaten, in denen Wohnimmobilien teurer sind als vor der Pandemie und rascher steigen als im Währungsraum insgesamt (siehe Grafik). Laut Verband der Pfandbriefbanken verteuerten sich deutsche Wohnimmobilien im dritten Quartal binnen Jahresfrist um 11,4%.

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