ZEW-Barometer

Konjunktur­erwartungen brechen ein

Die Konjunkturerwartungen der Finanzmarktexperten brechen ein wie zu Anfang der Pandemie. Wirtschaftsminister Habeck adressiert einmal mehr Sorgen um die Energieversorgung.

Konjunktur­erwartungen brechen ein

ba/rec Frankfurt

Die Unsicherheit infolge des Ukraine-Kriegs, die hohen Preissteigerungen und die anstehende Zinswende der Europäischen Zentralbank schlagen Finanzmarktexperten kräftig aufs Gemüt. Insbesondere wegen der Sorgen um die Gasversorgung sind die ZEW-Konjunkturerwartungen unerwartet heftig um 25,8 auf −53,8 Punkte abgestürzt. Der Blick auf die kommenden sechs Monate fällt so düster aus wie zuletzt in der Anfangsphase der Corona-Pandemie im April 2020.

Die monatliche Umfrage des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) unter 179 Analysten und Anlegern bildet die zunehmende Angst vor einer Rezession in Deutschland und der Eurozone ab. Maßgeblich sind Sorgen um die Energieversorgung. Wegen Wartungsarbeiten ist der Gasfluss Richtung Westeuropa durch die Gaspipeline Nord Stream 1 seit Anfang dieser Woche bei null. Es mehren sich Befürchtungen, dass Russland die Gaslieferungen nach Abschluss der Routinearbeiten am 21. Juli nicht wieder aufnimmt.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) bemühte sich, Sorgen zu zerstreuen, dass die mit Materialmangel kämpfende Industrie bei länger dauernden Gasengpässen das Nachsehen hat. Europäische Vorgaben, Privathaushalte bei einem Gasmangel in jedem Fall zu bevorzugen, müssten eventuell nachgeschärft werden. Aus der FDP werden Forderungen lauter, wegen des drohenden Gasmangels die drei verbliebenen Atomkraftwerke über 2022 hinaus am Netz zu lassen. Die Koalitionspartner Grüne und SPD protestieren.

Laut ZEW-Umfrage sind die Erwartungen für energieintensive und exportorientierte Sektoren besonders stark gefallen. Deutlich schwächer wird zudem der private Konsum eingeschätzt, erläuterte ZEW-Präsident Achim Wambach. Die rekordhohe Inflation nagt an der Kaufkraft der Verbraucher. Ökonomen und Finanzmarktexperten machen sich auch Sorgen um die aktuelle wirtschaftliche Lage: Das entsprechende ZEW-Barometer ist um 18,2 auf −45,8 Punkte gerutscht.

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