Private-Equity-Exits kommen in Fahrt
Private-Equity-Exits
feiern Comeback
Silver Lake verkauft Teile der Software AG – Zeiss Meditec erwirbt Firma von Eurazeo
cru Frankfurt
Trotz der gestiegenen Zinsen und teurer Finanzierungsbedingungen kommen Private-Equity-Exit-Deals wieder in Fahrt. Am Montag ist gleich zwei Finanzinvestoren mit Milliardentransaktionen der Ausstieg aus Unternehmensbeteiligungen gelungen. So verkauft die Darmstädter Software AG, die fast vollständig dem US-Technologieinvestor Silver Lake gehört, zwei Datenintegrationsplattformen – Kernsparten aus dem Bereich künstliche Intelligenz – für 2,1 Mrd. Euro an den US-IT-Konzern IBM. Und der Medizintechnikkonzern Carl Zeiss Meditec aus Jena übernimmt für rund 1 Mrd. Euro den niederländischen Augenchirurgiespezialisten Dorc vom französischen Private-Equity-Haus Eurazeo.
Laut Bloomberg wurden am Montag weltweit Fusionen und Übernahmen im Wert von mehr als 40 Mrd. Dollar bekannt gegeben, darunter etliche Private-Equity-Deals. Zum Vergleich: Am letzten Montag vor Weihnachten 2022 waren es weniger als 10 Mrd. Dollar.
Eine Selbstverständlichkeit sind Milliarden-Exit-Deals von Finanzinvestoren laut Elisabeth Kreuzer, Partnerin der Kanzlei Hengeler Mueller in München, noch längst nicht wieder: "Im Vergleich zu den vergangenen Jahren war 2023 sicher ein sehr herausforderndes Jahr für die Private-Equity-Branche", konstatiert Kreuzer. "Dennoch konnten wir beobachten, dass Finanzierungen vor allem in den Bereichen Healthcare, Energy, Technologien und Software weiterhin funktionieren."
Silver Lake will die Software AG, die ihr schon zu 93% gehört, mit einer Offerte von 32 Euro je Aktie von der Börse holen, sobald ein Anteil von 95% die Zwangsabfindung (Squeeze-out) der verbliebenen Aktionäre erlaubt. Insgesamt hätte das US-Private-Equity-Haus für das frühere MDax-Unternehmen dann knapp 2,4 Mrd. Euro bezahlt – inklusive Schulden 3,2 Mrd. Euro. Silver Lake hatte vorher den Anteil monatelang erhöht. Jetzt haben die Aktionäre vier Wochen Zeit, ihre Aktien anzudienen.
Den Großteil des von Silver Lake eingesetzten Eigenkapitals holt die Software AG nun mit dem Verkauf von zwei ihrer wichtigsten Produkte schon wieder herein. So veräußert das Unternehmen seine von künstlicher Intelligenz gestützte Integrationsplattform Super iPaaS mit Streamsets und Webmethods an IBM. Beide Sparten zählen zu iPaaS (Integration Platform-as-a-Service). Betroffen sind bis zu 2.000 von 5.000 Mitarbeitern – vor allem in den USA. IBM will mit dem Zukauf die Fähigkeiten in der künstlichen Intelligenz stärken. Streamsets ermöglicht es Firmen, große Datenmengen für das Training von KI-Systemen zu erfassen, während Webmethods hilft, Schnittstellen für die Anwendungsplanung zu verwalten – Software-Gateways, die es Systemen ermöglichen, zu interagieren.