Containerreedereien

Profiteure der Krise

Nach Rekordgewinnen im abgelaufenen Geschäftsjahr spricht derzeit wenig dafür, dass sich die außergewöhnlich gute Verfassung der Containerschifffahrt 2022 verschlechtern wird.

Profiteure der Krise

Als die Covid-19-Pandemie im ausgehenden Winter 2020 ihren Anfang nahm, standen auch in der für den Welthandel systemrelevanten Containerschifffahrt schwere Verwerfungen im Raum. Reedereien reagierten in Erwartung signifikanter Handelsrückgänge und einer schweren Rezession mit einer Verringerung der eingesetzten Schiffskapazitäten und anderen Sparmaßnahmen auf den Nachfragerückgang.

Gestörte Lieferketten sowie eine immer stärker werdende Verlagerung der Nachfrage von Dienstleistungen zu Waren sorgten jedoch schon im weiteren Verlauf des ersten Coronakrisenjahres für knappe Transportkapazitäten – und in der Folge für ebenso kräftig steigende Frachtraten wie Gewinne bei den Reedereien. Der Sektor, vor wenigen Jahren infolge ruinöser Überkapazitäten noch in schwerer See, gehörte bald zu den Profiteuren der Krise.

Prognosen in der Branche, die angespannte Lage mit Staus vor den Häfen oder mit vervielfachten Transportpreisen werde sich im Verlauf des Jahres 2021 zu normalisieren beginnen, haben sich nicht erfüllt. Im Gegenteil: Die Gewinne der großen Reedereien sind im zweiten Pandemiejahr explodiert. Die Unternehmen sehen sich Vorwürfen ausgesetzt, Transportkapazitäten künstlich knapp zu halten, und stehen unter Beobachtung von Kartellwächtern. Sie verdienen ihre Kapitalkosten, können die Verschuldung stark reduzieren, deutlich erhöhte Dividenden ausschütten und massiv investieren – in die Dekarbonisierung und die Modernisierung ihrer Flotten sowie in die Weiterentwicklung ihrer unterschiedlichen Geschäftsmodelle.

An dieser außerordentlich günstigen Situation für die großen Containerreedereien wird sich vorerst wenig ändern. Zwar könnte eine Abflachung der Omikron-Viruswelle zu besseren Abläufen im weltweiten Schiffsverkehr führen. Und in den kommenden Jahren sind mit der Auslieferung einer größeren Zahl von Großschiffen neue Transportkapazitäten zu erwarten.

Doch sind Prognosen zu möglicherweise bald sinkenden Transportpreisen, wie sie aktuell in der Branche geäußert werden, mit großer Unsicherheit behaftet. Der weitere Verlauf der Pandemie ist ungewiss. Wann sich die Nachfrage wieder stärker von Waren zu Dienstleistungen verschieben könnte, ist nicht absehbar. Zudem hat nach der Konsolidierungswelle in den Jahren 2014 bis 2018 die starke Stellung der großen Reedereien, die in Allianzen agieren und Fahrpläne abstimmen, Bestand. Auch 2022 dürfte ein sehr gutes Jahr werden für die Containerschifffahrt.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.