Renaissance für das Projekt Deutsche Netz AG
hei/cru Frankfurt
Der drohende Boykott russischer Energielieferungen forciert die Bemühungen, das für die Stromerzeugung benötigte Gas so schnell wie möglich zu ersetzen, und zwar möglichst durch erneuerbare Energien. Zur Finanzierung der dafür notwendigen Stromautobahnen, die Windräder im Norden mit Fabriken im Süden verbinden sollen, kommt nach Angaben von Branchenkennern im Bundeswirtschaftsministerium das Projekt Deutsche Netz AG wieder auf den Tisch.
Dabei geht es um die Verstaatlichung der vier Übertragungsnetzbetreiber 50 Hertz, Amprion, Tennet und Transnet BW, deren enormer Kapitalbedarf in den kommenden Jahren nur mit öffentlichen Mitteln zu stemmen sein dürfte. Experten zufolge benötigen diese Netzbetreiber in absehbarer Zeit jeweils frisches Eigenkapital zwischen 3 und 4 Mrd. Euro, um den transportierten Ökostromanteil bis 2030 wie vorgesehen auf 80% zu steigern. Damit würde die deutsche Wirtschaft nicht nur klimafreundlicher, sondern auch weniger anfällig für externe Energiepreisschocks.
Die Grünen, darunter der heutige Wirtschaftsstaatssekretär Oliver Krischer, hatten die Netz AG bereits 2019 gefordert, waren damit aber politisch nicht durchgedrungen. Nun sitzt die Partei nicht nur in der Regierung, sondern das von den Grünen geführte Bundeswirtschaftsministerium muss infolge des Ukraine-Krieges und drohender Engpässe mit noch mehr Hochdruck am Umbau der Energieversorgung arbeiten.
Als Plan gilt, dass die derzeit bei der bundeseigenen KfW geparkten 20% der Anteile am Netzbetreiber 50 Hertz als Keimzelle einer Netz AG dienen sollen. Befürwortet wird die Idee auch deshalb, weil die anderen drei Übertragungsnetzbetreiber unter staatlichem Einfluss stehen, allerdings nicht unter deutschem. Das ist in anderen Ländern anders.
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