Geschäftsbericht 2021

Testatsverweigerung lässt Adler-Aktie abstürzen

Der Immobilienkonzern Adler Group veröffentlicht einen Jahresabschluss ohne Testat, um die Anleihebedingungen einzuhalten. Der Verwaltungsrat des Jahres 2021 bietet kollektiv seinen Rücktritt an.

Testatsverweigerung lässt Adler-Aktie abstürzen

hek Frankfurt

Die angeschlagene Adler Group hat nach eigener Einschätzung derzeit keinen Zugang zum Bank- und Kapitalmarkt. Denn der Wirtschaftsprüfer KPMG Luxembourg hat dem Wohnimmobilienkonzern das Testat für den Jahresabschluss 2021 verwehrt. Dennoch hat das Unternehmen den Geschäftsbericht publiziert. Denn die Anleihebedingungen schreiben vor, dass Adler binnen 120 Tagen nach Geschäftsjahresende einen geprüften Ab­schluss veröffentlichen muss.

Investoren zeigen sich schockiert. Obwohl die im SDax vertretene Aktie seit Tagen unter massivem Abgabedruck steht, stürzte sie am Montag abermals ab. Zum Xetra-Handelsschluss stand ein Kursverlust von 29,2% auf nur noch 5,12 Euro zu Buche. Vor einem Jahr stand die Aktie noch bei 24,50 Euro. Auch die Notierungen der Anleihen stürzten zum Wochenauftakt weiter ab.

Mit der Veröffentlichung des Jahresabschlusses 2021 würden die Anleihebedingungen eingehalten, betont der seit Februar 2022 amtierende Verwaltungsratschef Stefan Kirsten. „Wir waren fünfeinhalb Stunden vom Bruch der Covenants weg.“ Dann wären Bonds im Volumen von 4,4 Mrd. Euro fällig geworden, was das Unternehmen „an die Wand gefahren hätte“.

Aufgrund des Versagungsvermerks, den KPMG mit fehlenden Informationen zu einzelnen Transaktionen begründet, haben die beiden Co-CEOs und die anderen Verwaltungsräte, die 2021 im Amt waren, kollektiv ihren Rücktritt angeboten. Vier Verwaltungsräte sind daraufhin ausgeschieden, die anderen machen weiter, so dass das Gremium jetzt noch vier Mitglieder hat.

„Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass die Bank- und Kapitalmärkte für uns geschlossen sind, solange wir einen Disclaimer of Opinion haben“, räumt Kirsten ein. Adler verfüge aber, wie die Bilanz zeige, über eine halbe Milliarde Euro an liquiden Mitteln: „Wir haben an dieser Stelle keine Sorgen.“

Der Jahresabschluss 2021 zeigt knapp 1,2 Mrd. Euro Jahresverlust. Für 2022 strebt Adler nach eigenen Angaben einen uneingeschränkten Bestätigungsvermerk an.

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