Immobilien

Adler prüft Verkauf von zehntausenden Wohnungen

Der Wohnungskonzern Adler Group hat „eine grundlegende Überprüfung“ der strategischen Handlungsmöglichkeiten eingeleitet. Das Ergebnis kann die Veräußerung großer Teile des Immobilienbestands sein.

Adler prüft Verkauf von zehntausenden Wohnungen

hek Frankfurt

Der Wohnungskonzern Adler Group steht offenbar vor dem Verkauf größerer Teile seines Immobilienbestands. Derzeit finde „eine grundlegende Überprüfung“ der strategischen Handlungsmöglichkeiten statt, teilt das im SDax vertretene Unternehmen mit. Mehrere institutionelle Interessenten hätten Angebote für Teile des Portfolios vorgelegt. Ergebnis der Überprüfung könne die Veräußerung eines wesentlichen Teils des von der Adler Group direkt und/oder indirekt gehaltenen Immobilienbestandes sein. Die Tochtergesellschaften Adler Real Estate und Westgrund veröffentlichten ähnliche Mitteilungen.

Ein Verkauf könne zehntausende der knapp 70000 Wohnungen umfassen, sagt Co-CEO Maximilian Rienecker der Nachrichtenagentur Reuters. Auch eine Trennung von Westgrund sei eine Option. Die Transaktionen sollen bald über die Bühne gehen. „Es wird ein signifikantes Volumen sein und wir werden die Verkäufe kurzfristig umsetzen“, versichert der Manager: „Es ist eine Sache von ein paar Wochen, von wenigen Monaten.“ Die möglichen Erlöse will das Management für die Rückzahlung oder den Rückkauf von Anleihen sowie gegebenenfalls zum Erwerb eigener Aktien verwenden. Priorität habe die Entschuldung, so Rienecker. Die Beleihungsquote liegt derzeit bei 54,7% des Immobilienvermögens (Loan to Value).

Die Adler-Aktie steht seit Monaten unter Druck. Im September kam es zu einem Absturz, als die Notierung von 22,50 Euro auf ein Tief von 14,70 Euro fiel. Dabei spielten Attacken von Shortsellern eine Rolle. So hat die Tradingfirma Susquehanna International per 30. September eine Leerverkaufsposition von 1,14% offengelegt. Hinter dem Kurssturz am Donnerstag vergangener Woche vermuteten Händler eine Attacke des Shortsellers Fraser Perring, der aber eine Beteiligung dementierte.

Am Montag schoss die Aktie im frühen Handel bis zu 17,7% nach oben, zum Handelsschluss stand noch ein Plus von 2,6% zu Buche.

Zum Stichtag 30. Juni verfügte Adler Group über ein Portfolio im Wert von knapp 9,5 Mrd. Euro. Das heutige Unternehmen ist aus dem Zusammenschluss der Wohnimmobilienkonzerne Ado Properties und Adler Real Estate, der als Reverse Takeover konzipiert war mit Ado als aufnehmender Gesellschaft, und der Übernahme des hoch verschuldeten Immobilienentwicklers Consus entstanden. Mehrere Investoren machten damals gravierende Einwände geltend. Sie beklagten Interessenkonflikte und warfen Ado vor, dass die übrigen Aktionäre bei der Entscheidung für eine Fusion mit Adler und Consus ausgeschlossen worden seien. Bis heute ist es nicht gelungen, das Misstrauen unter Marktteilnehmern abzubauen. Das zeigt sich in der ungewöhnlich großen Diskrepanz zwischen dem ausgewiesenen inneren Wert der Aktie und dem Börsenkurs. Gemäß dem letzten Zwischenbericht bewegt sich der Net Tangible Asset bei 42,12 Euro je Aktie – der Kurs notiert fast zwei Drittel tiefer. Der hohe Discount steht im Kontrast zur Einschätzung von Investoren, wonach Anteilscheine von Wohnungsvermietern im Allgemeinen als krisenresistent gelten.

Klarer regionaler Schwerpunkt der Adler Group ist Berlin. Auf die Hauptstadt entfällt gut die Hälfte des Werts der Wohnimmobilien des Unternehmens.

Wertberichtigt Seite 6

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