Lufthansa

Aktienverkauf bringt Thiele-Erben 323 Mill. Euro

Die Erben des verstorbenen Milliardärs Heinz Hermann Thiele haben mit dem Verkauf von 33 Millionen Lufthansa-Aktien durch die KB Holding einen Erlös von 323 Mill. Euro erzielt. Wie die mit der Platzierung beauftragte Investmentbank Morgan Stanley...

Aktienverkauf bringt Thiele-Erben 323 Mill. Euro

hei/Reuters München

Die Erben des verstorbenen Milliardärs Heinz Hermann Thiele haben mit dem Verkauf von 33 Millionen Lufthansa-Aktien durch die KB Holding einen Erlös von 323 Mill. Euro erzielt. Wie die mit der Platzierung beauftragte Investmentbank Morgan Stanley mitteilte, lag der Verkaufspreis bei 9,80 Euro je Aktie, rund 10 % unter dem Schlusskurs vom vergangenen Donnerstag. Die Familiengesellschaft, in der Thiele seine börsennotierten Beteiligungen gebündelt hat, hält nun noch 27 Millionen Aktien bzw. 4,5 % am Grundkapital der Lufthansa. Damit ist sie nach Refinitiv-Daten immer noch zweitgrößter Aktionär der Fluggesellschaft nach dem Bund.

Ein Sprecher von Testamentsvollstrecker Robin Brühmüller wollte sich nicht dazu äußern, ob die KB Holding bei der größten deutschen Airline am Ende ganz aussteigen wolle. Sie hat sich aber verpflichtet, in den nächsten zwei Monaten keine weiteren Aktien zu verkaufen.

Kapitalerhöhung geplant

Die Lufthansa hat dem Vernehmen nach zuletzt eine Kapitalerhöhung von rund 3 Mrd. Euro vorbereitet, um einen Großteil der bereitgestellten Staatshilfe abzulösen und sich aus den Fesseln des Wirtschaftsstabilisierungsfonds zu befreien. Die Regularien der Staatshilfe setzen der Airline unter anderem enge Grenzen bei freiwilligen Zahlungen wie Dividenden oder auch Zinsen, für die eine Stundungsmöglichkeit besteht. Aus diesem Grund musste das Unternehmen die Bedienung einer Hybridanleihe aussetzen.

Die geplante großvolumige Kapitalerhöhung dürfte den Kurs deutlich belasten, so dass sich für die Thiele-Erben ein Teilausstieg möglicherweise anbot. Der nun erzielte Verkaufspreis könnte nahe am Durchschnittskurs liegen, den der Unternehmer im Frühjahr 2020 gezahlt hat, als er in der Coronakrise binnen weniger Monate eine Beteiligung von bis zu 15,5 % an der Lufthansa aufgebaut hatte. Allerdings hatte Thiele schon vor seinem Tod einen Teil des Pakets wieder abgebaut. Der Unternehmer hatte im vergangenen Jahr die Rettung der Lufthansa aus der Coronakrise zur Zitterpartie gemacht, weil er sich als Großaktionär bis zum letzten Moment weigerte, die Bedingungen der Teilverstaatlichung zu akzeptieren.

Der Abschlag auf den Börsenkurs bei der Platzierung ist unge­wöhnlich groß. Entsprechend ging die Aktie am Freitag um 6,2 % auf 10,20 Euro in die Knie. Anders als bei den Mehrheitsbeteiligungen am Lkw- und Bahn-Zulieferer Knorr-Bremse und am Bahntechnik-Konzern Vossloh hatten Thieles Erben sich nicht ausdrücklich dazu bekannt, an dem Lufthansa-Aktienpaket festzuhalten.

Thieles Beteiligungen an börsennotierten Unternehmen sollen bis zum Jahresende in eine Familienstiftung eingebracht werden, wie aus seinem Testament hervorgeht. Der Stiftung sowie Thieles Tochter Julia Thiele-Schürhoff gehören dann 59 % an Knorr-Bremse und 50,1 % an Vossloh. Weil die Stiftung erst nach Thieles Tod gegründet wird, erbt zunächst seine Ehefrau Nadia. Damit wird Erbschaftsteuer fällig − nach Medienberichten über 5 Mrd. Euro. Thieles Erlös aus dem Verkauf von Aktien beim Börsengang von Knorr-Bremse 2018 dürfte aber reichen, um die Steuer zu zahlen.