Listing-Status

Alibaba möbelt Hongkonger Börsen­präsenz auf

Chinas führender E-Commerce-Betreiber Alibaba plant mit der Aufwertung seines Listing-Status an der Hongkonger Börse langfristig neue Anlegerkreise auf dem chinesischen Festland zu erschließen.

Alibaba möbelt Hongkonger Börsen­präsenz auf

Von Norbert Hellmann, Schanghai

Der an der Börse in Ungnade gefallene chinesische Onlinehandelsriese und Tech-Konzern Alibaba strebt bis Jahresende die Umwandlung des gegenwärtigen Zweitlisting-Status an der Hongkonger Börse zu einem vollumfänglichen Primärlisting an. Danach würde die im September 2014 mit dem damals weltgrößten Initial Public Offering (IPO) an die New York Stock Exchange (Nyse) gekommene Alibaba über einen dualen Primärlisting-Status sowohl an der Wall Street als auch in Hongkong als Asiens führendem internationalen Finanzplatz verfügen.

Wie Alibaba-Chef Daniel Zhang erklärte, dient der Umwandlungsschritt in erster Linie dazu, der Gesellschaft in Zukunft eine erweiterte und mit Blick auf China breiter diversifizierte Investorenbasis zu verschaffen. Damit spielt Zhang auf den Stock Connect genannten Handelsverknüpfungsmechanismus zwischen Hongkong und den Börsen in Schanghai und Shenzhen an, der sowohl institutionellen als auch privaten Anlegern auf dem chinesischen Festland eine direkte Partizipation am Handelsgeschehen in Hongkong erlaubt. Dabei kommen nur primär in Hongkong gelistete Aktien für eine Aufnahme in das Stock-Connect-System in Frage.

Stock Connect bleibt fern

Im Falle Alibabas ist das Primärlisting allerdings nur erst einmal die Grundvoraussetzung für die Berücksichtigung bei Stock Connect. Als weitere Voraussetzung gilt, dass durchschnittlich mindestens 55% des Handelsvolumens der Aktie in Hongkong erfolgen. Das ist bei Alibaba auf absehbare Zeit aber nicht der Fall. In diesem Jahr lag der durchschnittliche tägliche Handelsumsatz der Alibaba-Titel im New Yorker Handel bei 3,2 Mrd. Dollar, in Hongkong aber nur bei etwa 700 Mill. Dollar. Trotz der mageren Aussichten auf raschen Zulauf chinesischer Anleger über die Stock-Connect-Schiene reagierte die Alibaba-Aktie am Dienstag positiv auf die Nachricht und verbuchte in Hongkong einen Tagesgewinn von knapp 5%.

Alibaba hatte sich im Herbst des Jahres 2019 als erster chinesischer Tech-Konzern dazu entschlossen, ihr Wall-Street-Listing mit einer No­tierung in Hongkong abzustützen. Die Entscheidung war zum einen vom wachsenden Technologiestreit zwischen China und den USA und ersten Forderungen von US-Politikern nach einer kategorischen Verbannung chinesischer Unternehmen beflügelt worden. Zum anderen diente sie aber auch der Möglichkeit einer kräftigen Kapitalaufnahme durch die Neuausgabe von Aktien in Hongkong.

Alibaba, die beim ursprünglichen IPO in New York auf 25 Mrd. Dollar kam, sammelte mit dem Zweitauftritt in Hongkong noch mal fast 12 Mrd. Dollar ein. Entsprechend fand das Thema Hongkong-Zweitlisting rasch Nachahmer bei anderen an der Wall Street notierten chinesischen Tech-Unternehmen.

Peking macht Druck

Seit dem spektakulären Niedergang chinesischer Tech-Aktien durch regulatorische Attacken der Pekinger Regierung und der völligen Erlahmung des Neuemissionsgeschäfts an der Hongkonger Börse spielt das Thema Kapitalaufnahme via Hongkonger Zweitlisting allerdings keine Rolle mehr. Dafür treten die „sicherheitspolitischen“ Aspekte stärker in den Vordergrund. Zum einen wächst die Gefahr, dass Streitigkeiten über Publizitätspflichten chinesischer Unternehmen an US-Börsen beziehungsweise der US-Prüfern gewährte Einblick in ihre Bücher zu einer Welle von „Delistings“, sprich der Verbannung vom US-Kapitalmarkt führt. Zum anderen übt Peking sowieso wachsenden Druck auf in New York gelistete Tech-Firmen aus, sich wieder der Heimat zuzuwenden und sich zusätzlich in Hongkong notieren zu lassen.

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