Automotive

Autozulieferer Eissmann stellt Insolvenzantrag

Bei dem Autozulieferer Eissmann übernimmt ein vorläufiger Insolvenzverwalter das Steuer. Die Sanierungsbemühungen der zurückliegenden Monate konnten die Krise nicht abwenden.

Autozulieferer Eissmann stellt Insolvenzantrag

Der schwäbische Autozulieferer Eissmann Group Automotive hat Insolvenz angemeldet. Die Geschäftsführung habe beim zuständigen Amtsgericht Tübingen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens für die Holdingsgesellschaft gestellt, teilte das Unternehmen mit Sitz in Bad Urach mit. Ebenso sei bereits am Mittwoch für die wesentlichen deutschen Tochterunternehmen der Gruppe ein Regelinsolvenzverfahren beantragt worden. Bei diesem Verfahren übernimmt ein Insolvenzverwalter die Geschicke des Unternehmens.

Zum vorläufigen Insolvenzverwalter der Gesellschaften wurde Holger Leichtle (Kanzlei Görg) berufen, wie aus gerichtlichen Unterlagen hervorgeht. Der Unternehmensberater Marc Trösser soll das Verfahren als Chief Restructuring Officer (CRO) unterstützen, teilte Eissmann mit.

Ziel ist eine Gesamtsanierung

Das Insolvenzverfahren soll voraussichtlich zum 1. Mai eröffnet werden, hieß es. Nach einem Insolvenzantrag starten Unternehmen zunächst in ein vorläufiges Insolvenzverfahren, das üblicherweise maximal drei Monate dauert.

Eissmanns Geschäftsbetrieb am Hauptsitz in Bad Urach sowie bei den Tochterunternehmen Gera und Pirna soll bis zur Verfahrenseröffnung so reibungslos wie möglich fortgeführt werden. Dies soll die Option bewahren, "die Gesamtsanierung der Unternehmensgruppe zu ermöglichen", wie es in einer Mitteilung heißt. In Thüringen hatte das Unternehmen 2013 den Autozulieferer Dagro übernommen, in Sachsen gliederte es 2021 den Kunststoffspezialisten Minda KTSN an.

Dem Unternehmen zufolge haben "Sanierungsmaßnahmen der vergangenen Monate und Jahre" nicht ausgereicht, um Rezession, steigenden Energie- und Materialkosten sowie der Zinsentwicklung entgegenzuwirken: "Echte Entspannung oder Normalisierung der Lage ist weiterhin nicht in Sicht." Der Antrag auf Regelinsolvenz sei nun "angesichts kurzfristig außergewöhnlicher Ertrags- und Liquiditätseinbußen" erforderlich gewesen.

5.000 Beschäftigte betroffen

Weltweit beschäftigt das Unternehmen 5.000 Mitarbeiter. Im abgelaufenen Geschäftsjahr erwirtschaftete die Gruppe den Angaben nach 450 Mill. Euro. Die Gesellschaften und Standorte außerhalb Deutschlands seien von den beantragten Verfahren nicht betroffen. Für sie sei kein Insolvenzantrag gestellt worden.

Die 1964 gegründete Eissmann-Gruppe beliefert deutsche und internationale Autohersteller mit Komponenten für die Innenausstattung der Fahrzeuge.