Chemiedistribution

Brenntag profitiert von Produktknappheit

Brenntag ist im zweiten Quartal rasant gewachsen. Profitiert hat der Chemiedistributeur dabei auch von den weltweit angespannten Lieferketten. Das dürfte sich nicht einfach fortsetzen.

Brenntag profitiert von Produktknappheit

ab Köln

Brenntag hat sich in einem außergewöhnlichen Marktumfeld er­folgreich geschlagen. Der Chemiedistributeur baute sein operatives Ergebnis im zweiten Quartal um fast 30% auf 355 Mill. Euro aus, wie mitgeteilt wird. An der im Juni erhöhten Prognose wird jedoch festgehalten, wenngleich Vorstandschef Christian Kohlpaintner den Ausblick als vorsichtig einstufte. Das operative Ebitda wird im Gesamtjahr in einer Spanne zwischen 1,16 und 1,26 Mrd. Euro erwartet.

„Brenntag profitierte von der gewachsenen Produktknappheit“, resümierte der Brenntag-Chef vor der Presse. Für die zweite Jahreshälfte wird allerdings eine sukzessive Normalisierung erwartet. Um die daraus für Brenntag resultierenden Folgen abzuschätzen, fehle es derzeit noch an Klarheit, führte Kohlpaintner aus. An der Börse ließ sich damit nicht punkten. Der MDax-Wert gab in einem freundlichen Gesamtmarkt um 1,4% nach. Allerdings kennt die Aktie seit März auch nur eine Richtung, nämlich nach Norden. Mit einer Marktkapitalisierung von aktuell 13,1 Mrd. Euro gilt Brenntag als Kandidat für den Dax 40.

Zu der erfolgreichen Geschäftsentwicklung im Berichtsquartal trugen beide Segmente Essentials und Specialties bei. Zudem lieferte das Transformationsprogramm­ „Project Brenntag“ nach den Angaben im ersten Halbjahr bereits einen Beitrag zum operativen Ebitda von mehr als 40 Mill. Euro. Bis 2023 soll der Umbau zu einer Ebitda-Erhöhung von jährlich 220 Mill. Euro führen. „Mit Project Brenntag liegen wir voll im Plan“, sagte Kohlpaintner.

Waren es im ersten Quartal Rückstellungen für eine Steuernachzahlung, die das Ergebnis unter dem Strich verhagelten, schlug im Berichtsquartal eine Wertminderung auf IT-Vermögen von 52 Mill. Euro zu Buche. Dadurch ließen sich die operativen Fortschritte nur teilweise in das Periodenergebnis von 137 Mill. Euro (+11,5%) forttragen.

Die steigenden Rohstoffpreise, die für Brenntag ein durchlaufender Posten sind, führten zu einem spürbaren Anstieg des Working Capital, der den freien Cash-flow im Berichtsquartal um mehr als 40% auf 122 Mill. Euro drückte. Von daher kalkuliert Brenntag auch im Gesamtjahr mit einem signifikanten Rückgang beim Mittelzufluss, wie aus dem Prognosebericht hervorgeht. Gleichwohl werde der freie Cash-flow ausreichen, um die Dividendenpolitik und die Akquisitionsstrategie fortzuschreiben. Hält Brenntag jährlich im Durchschnitt 200 bis 250 Mill. Euro für Akquisitionen bereit, wurden im bisherigen Jahresverlauf bereits 450 Mill. Euro in Firmenübernahmen gesteckt. „Wenn sich attraktive Ziele ergeben, handeln wir entschlossen“, kommentierte Kohlpaintner.

Verzögerungen

Den Cash-flow entlasten werden dagegen die Investitionsausgaben, die gemäß dem Prognosebericht nur noch mit 260 (bisher 320) Mill. Euro veranschlagt werden. Aufgrund Verzögerungen bei einzelnen Großprojekten und langer Lieferzeiten für bestimmte Investitionsgüter werde es zu Verschiebungen in das nächste Jahr kommen.

Brenntag
Konzernzahlen nach IFRS
1. Halbjahr
in Mill. Euro20212020
Umsatz6 6036 034
Rohertrag1 6031 471
Operatives Ebitda655539
Sondereinflüsse− 89− 19
Nettoergebnis237238
Free Cash-flow197375
Nettofinanzschulden1 6951 340*
*) zum 31.12.2020Börsen-Zeitung