Chemie bleibt Fusionspartys fern

Branchenexperte von Houlihan Lokey: Stabile Assets kommen auf den Markt

Chemie bleibt Fusionspartys fern

swa Frankfurt – Die Coronakrise bremst das Fusionsgeschehen in der Chemieindustrie. Zwar wurden im ersten Halbjahr nach einer Aufstellung der Beratungsgesellschaft KPMG 423 Transaktionen in der Branche angekündigt, doch das Dealvolumen reduzierte sich um 82 % auf 20 Mrd. Dollar. Portfoliooptimierung und Spezialisierung sind Treiber im M&A-Geschäft, Fusionspartys finden vor allem in China und in den USA statt. Bislang größter Deal ist der Verkauf von Petrochemieaktivitäten des Mineralölkonzerns BP an Ineos für 5 Mrd. Dollar, wobei auch hier der Kaufpreis in mehreren Schritten geleistet wird.Petrochemietransaktionen sieht Martin Bastian, Chemieexperte der Investmentbank Houlihan Lokey, indes nicht als Branchentrend, zumal die Endmärkte hier eingebrochen sind. Nach seiner Einschätzung zeichnen sich Veräußerungen von Konzerneinheiten ab, die gut durch die Krise kommen. “Aktivitäten, die halbwegs stabil sind oder von der Krise profitieren, kommen auf den Markt.” Bastian verweist etwa auf das dänische Unternehmen Chr. Hansen, das Anfang Juli seine Division Natural Colors mit Farbstoffen für die Nahrungsmittelindustrie ins Schaufenster gestellt hat.Bewertungsmultiplikatoren sind bei Industriechemikalien und Spezialitäten nach oben gegangen. “In volatilen Zeiten ist es müßig, über Multiplikatoren zu reden”, sagt Bastian. Denn in den Gewinnerwartungen für die zum Verkauf stehenden Geschäfte häufen sich die Adjustierungen. “Damit wird es zur Frage der Perspektive. Es kommt vor, dass der Käufer mit Bekanntgabe einer Transaktion seinen Aktionären ein Ebitda- Multiple von 8 nennt, der Verkäufer beziffert es auf 10.”Kurz- und mittelfristig wird es nach seiner Einschätzung eine ernsthafte Diskussion geben, wie man die Auswirkungen von Corona im Zahlenwerk abbilden kann. Die Bewertungen werden auch nach oben getrieben, weil Private-Equity-Gesellschaften dringend nach Übernahmezielen suchen. “Wo der Investitionsdruck am größten ist, wird auch einmal ein höherer Preis gezahlt.” – Im Gespräch Seite 8