China setzt sich im Chemielabor in Szene

Deutsche Anbieter unter Innovationsdruck

China setzt sich im Chemielabor in Szene

swa Frankfurt – China forciert in der Chemie verstärkt eigene Innovationen und fordert Firmen in reiferen Märkten heraus. “China holt mit Riesenschritten auf”, sagte Thomas Wessel, Vorsitzender des Ausschusses Forschung, Wissenschaft und Bildung im Verband der Chemischen Industrie (VCI), in Frankfurt. “Der globale Wettbewerb setzt unsere Unternehmen einem massiven Innovationsdruck aus. Es wird immer schwieriger, unseren Innovationsvorsprung zu halten”, ergänzte der Manager, der im Hauptberuf Vorstand von Evonik ist.Nach einer Schätzung des VCI wird China seinen Anteil an der weltweiten Chemie- und Pharmaforschung von zuletzt 10,2 % (2015) bis 2030 auf knapp 15 % ausbauen. Im Jahr 2000 lag der Anteil erst bei 2 %. Das Reich der Mitte würde damit Japan von Platz 2 verdrängen, während die USA immer noch mit 33,4 % (2015: 34,9) unangefochten an der Spitze liegen dürften. Der deutsche Anteil wird der Schätzung zufolge leicht von 6,8 % auf 6,4 % schrumpfen, womit die hiesigen Firmen ihre Stellung als viertgrößter Chemieforschungsstandort verteidigen würden.Der Erfolg Chinas in der Chemie lässt sich auch an anderen Zahlen messen. So erhöhte sich der Anteil der Volksrepublik an den eingereichten Patenten seit 2000 von 1 % auf fast 11 %. Seit 2014 führt China mehr forschungsintensive Chemiewaren aus als Deutschland und ist damit hinter den USA der zweitgrößte Exporteur. 2015 erzielte China in dem Sortiment erstmals eine positive Handelsbilanz mit Deutschland.”Ich sehe China nicht als Bedrohung, es ist aber ein Stück harte Arbeit”, sagte Wessel. 2015 erhöhten sich die Forschungsausgaben in der deutschen chemisch-pharmazeutischen Industrie dem VCI zufolge um 4 % auf 10,5 Mrd. Euro, wobei in dieser Zahl extern vergebene Forschungsaufträge enthalten sind, die nach Angaben des Verbands rund ein Fünftel ausmachen. Noch mal knapp die gleiche Summe wie im Inland stecken die deutschen Branchenunternehmen im Ausland in Forschung und Entwicklung. Bis 2030 sollen die Ausgaben im Inland auf 16,5 Mrd. Euro steigen. Dabei fließe das Geld vor allem in die Pharmaforschung und in die Entwicklung von Spezialchemikalien, da dort größeres Wachstum als in der Basischemie erwartet werde. Steueranreize angemahntWessel appellierte an die Politik, mehr für die Stärkung des Forschungsstandorts zu tun. Der Manager wiederholte die Forderung des VCI, zusätzlich zur Unterstützung von Projekten auch eine steuerliche Forschungsförderung einzuführen.