Autozulieferer

Chipkrise lässt Ergebnisse von Hella bröckeln

Dem Scheinwerferspezialisten aus dem nordrhein-westfälischen Lippstadt machen die weltweiten Versorgungsengpässe besonders zu schaffen. Mit einer deutlichen Besserung der Lage rechnet das MDax-Unternehmen so schnell nicht.

Chipkrise lässt Ergebnisse von Hella bröckeln

kro Frankfurt

Für den Automobilzulieferer Hella bleiben die Aussichten im laufenden Geschäftsjahr wegen der massiven Materialknappheiten und steigenden Kosten für Vorprodukte, Logistik und Energie trübe. „Wir erwarten keine Markterholung im zweiten Halbjahr unseres Geschäftsjahres“, sagte der Vorstandsvorsitzende Rolf Breidenbach auf einer Telefonkonferenz anlässlich der Veröffentlichung der Halbjahreszahlen. „Deshalb haben wir insgesamt auch die Erwartungen schon im November reduziert.“

Für den Turnus 2021/2022 geht das vor wenigen Monaten vom Konkurrenten Faurecia übernommene MDax-Unternehmen seitdem von einem Rückgang des währungs- und portfoliobereinigten Umsatzes von 6,5 Mrd. Euro im Vorjahr auf 5,9 bis 6,2 Mrd. Euro aus. Die bereinigte Ebit-Marge soll bei 3,5 bis 5 % landen, nach 8 %. Es war bereits die zweite Prognosesenkung, zu der sich Hella und Faurecia wegen der Versorgungsengpässe genötigt sahen. Diese seien vor allem im Bereich der Halbleiter erheblich, während gleichzeitig auch Kunststoffe und andere Teile und Komponenten betroffen sind, wie Breidenbach sagte. In der Automobilindustrie hat dies zu einem drastischen Einbruch der weltweiten Produktion geführt. Im ersten Geschäftshalbjahr von Hella waren nach IHS-Angaben gut 15 % weniger Fahrzeuge vom Band gegangen. Vor allem in Europa, wo die Westfalen den größten Teil ihrer Umsätze erzielen, sind die Verwerfungen immens. Hier belief sich der Rückgang auf fast 27 %.

„Das hat uns deutlich getroffen“, sagte Breidenbach. Aber auch in den Regionen Nord-, Mittel- und Südamerika sowie im asiatisch-pazifischen Raum sei die Entwicklung negativ. Im Verhältnis dazu habe sich die Nachfrage nach den Licht- und Elektronikprodukten von Hella sogar besser entwickelt. Der bereinigte Umsatz war in den ersten sechs Monaten konzernweit um 2,6 % auf 3 Mrd. Euro zurückgegangen. Dabei schrumpfte das Automotive-Geschäft, das bei Hella den allergrößten Teil der Einnahmen ausmacht, um fast 5 %. Gestützt wurde es unter anderem durch neue Serienanläufe in China, wo Hella laut Breidenbach massiv in den Aufbau von Kapazitäten investiert und Marktanteile gewonnen hat. Man sehe die Volksrepublik als „großen Wachstumstreiber für unsere Zukunft“, sagte Finanzchef Bernard Schäferbarthold. Während in Deutschland zuletzt Personal abgebaut wurde, sei die Belegschaft dort entsprechend deutlich ausgeweitet worden.

Die zwei kleinen Segmente Aftermarket und Special Applications legten dank eines starken Ersatzteil- und Werkstattgeschäfts sowie einer guten Entwicklung im Geschäft mit Land- und Baumaschinen im ersten Halbjahr um 17 beziehungsweise 13 % zu. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) schrumpfte insgesamt um 42 % auf 156 Mill. Euro. Die bereinigte Ebit-Marge sank von 8,7 % im Vorjahr auf 5,1 %. Im zweiten Geschäftshalbjahr stellt sich der Vorstand auf einen weiteren Rückgang der Automobilproduktion ein, der voraussichtlich aber nicht ganz so drastisch ausfallen werde wie in den ersten sechs Monaten. Eine Normalisierung in der Chipversorgung erwartet Breidenbach jedoch erst Mitte 2023.

Hella
Konzernzahlen nach IFRS
6 Monate   
in Mill. Euro2021/222020/21
Berichteter Umsatz30373100
Bereinigtes Ebit156269
Bereinigte Ebit-Marge (%)  5,1   8,7
Periodenergebnis10467
Investitionen287261
Mitarbeiter (30.11.21)  35 800  36 500
Börsen-Zeitung