Spezialchemie

Clariant verspricht Knochenarbeit

Der Schweizer Konzern will die Schlagkraft unter neuer Führung deutlich erhöhen und verspricht nachhaltig höhere Margen.

Clariant verspricht Knochenarbeit

Von Daniel Zulauf, Zürich

Der Schweizer Spezialchemiekonzern Clariant hat wieder einen Plan. CEO Conrad Keijzer versprach seinen Investoren anlässlich des Kapitalmarkttages, das Unternehmen bis 2025 nachhaltig profitabler zu machen und die dafür notwendige Knochenarbeit zu leisten. So markiert der Niederländer die Differenz zum charismatischen Vorgänger Hariolf Kottmann, der die Firma während zehn Jahren teilweise im Alleingang führte. Kottmann hatte sich stets nach dem großen Deal gesehnt, der Clariant in die Top-Liga der internationalen Spezialchemie katapultiert hätte. Das Vorhaben scheiterte aber zweimal am Widerstand der Investoren. Zuletzt misslang eine Teilfusion mit dem saudischen Petrochemiekonzern Sabic, der über 30% der Clariant-Anteile hält. Im Frühjahr räumte Kottmann die Bühne auf Druck von Sabic.

Keijzer sagte am Dienstag der Börsen-Zeitung, sein Plan habe „die volle Unterstützung von Sabic“. Es gebe „keinerlei Signale“, dass die Saudis ihre Beteiligung verkaufen wollen. Der Zeitpunkt dafür wäre auch nicht besonders günstig. Die Saudis hatten den größten Teil ihrer Clariant-Anteile für über 30 sfr gekauft. Am Dienstag notierten die Titel knapp unter 20 sfr. Sabic hat somit alles Interesse, dass Keijzer sein Vorhaben erfolgreich umsetzen kann.

Er verspricht, die Betriebsgewinnmarge (Ebitda) bis 2025 auf 19% bis 21 % zu steigern und das alte Ziel aus dem Jahr 2018 (18 % bis 20 %) zu übertreffen. In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres hatte die Marge 16,5 % erreicht. Das neue Margenziel sieht auf den ersten Blick relativ bescheiden aus, zumal schon in jüngster Zeit deutliche Verbesserungen gelungen waren. Doch diese waren primär der Neuausrichtung des Portfolios geschuldet. Clariant hat rund ein Drittel des Umsatzes verkauft und weniger margenträchtige Bereiche wie Masterbatches oder Pigmente veräußert. Die Firma konzentriert sich jetzt auf die höhermargigen Bereiche Care Chemicals, Catalysis und Natural Resources.

Keijzer will zwei Drittel der Margensteigerung über Skaleneffekte er­reichen. Er plant bis 2025 mit einem jährlichen organischen Wachstum von 4 bis 6%. Auch das tönt im Vergleich zu Kottmanns Projektionen (6 %) eher zurückhaltend. Doch der deutsche Manager hatte zu stark mit Akquisitionen gerechnet und zu wenig Knochenarbeit geleistet. So hatte Kottmann zum Beispiel 2017 China zu einem prioritären Wachstumsmarkt erklärt und be­hauptet, Clariant stelle den Ausbau dieser Region „ins Zentrum aller Konzernbemühungen“. Der Anteil be­läuft sich laut Keijzer jedoch immer noch auf 10%. Das ist, verglichen mit Chinas Anteil am globalen Spezialchemiegeschäft von gegen 35% viel zu wenig. Keijzer will diesen bis 2025 auf 14% steigern.

Keijzers Vorhaben ist anspruchsvoll in einem Markt, in einem hochkompetitiven Markt in dem Innovationen nur eine kurze Halbwertszeit haben. Um eine gute Chance zu haben, die Ziele zu erreichen, braucht Clariant auch in der Eigentümerschaft mehr Stabilität und Vertrauen als in den vergangenen Jahren.

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