Autozulieferer

Conti erwartet Wachstums­schub nach Chipkrise

Der Autozulieferer Continental rechnet mit einem Wachstumsschub nach der Chipkrise. Der Halbleitermangel wird die Autoindustrie den aktuellen Erwartungen zufolge aber auch 2022 noch belasten.

Conti erwartet Wachstums­schub nach Chipkrise

ste Hamburg

Der Autozulieferer und Reifenhersteller Continental geht davon aus, dass der Halbleitermangel im dritten Quartal seinen Höhepunkt erreicht hat. Das Unternehmen erwartet neben einer Verbesserung der Versorgungslage in den kommenden Monaten jedoch, dass Chip-Engpässe sowie steigende Rohstoffpreise die Autoindustrie auch im gesamten kommenden Jahr belasten werden. Finanzvorstand Wolfgang Schäfer verwies im Gespräch mit der Börsen-Zeitung auf Annahmen des Marktforschers IHS, wonach es in den ersten drei Quartalen 2022 eine Seitwärtsentwicklung bei den Chips geben und die weltweite Autoproduktion bei jeweils 20 Millionen Fahrzeugen liegen könnte, ehe sich die Situation verbessere.

Der Dax-Konzern aus Hannover, der vor knapp drei Wochen sein Umsatzziel für 2021 um 1 Mrd. auf 32,5 bis 33,5 Mrd. Euro gesenkt hatte und mit 5,2 bis 5,6% auch bei der bereinigten operativen Rendite (Ebit-Marge) von einem niedrigeren Niveau als zuvor (6,5 bis 7%) ausgeht, rechnet inzwischen damit, dass sich die weltweite Produktion von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen in diesem Jahr nicht mehr von ihrem 16-prozentigen Rückgang auf rund 75 Millionen Fahrzeuge im Coronakrisenjahr 2020 erholen wird. Anstatt eines Aufschwungs von 8 bis 10% werden nur noch Veränderungen zwischen –1 und +1% erwartet. Die gute Nachricht, so Conti-Finanzchef Schäfer, sei aber, dass es Nachfrage nach Autos und einen erheblichen aufgestauten Bedarf gebe. Von der erwarteten Erholung werde man aufgrund des hohen Elektronikanteils im Portfolio besonders profitieren.

Anpassungen am 2019 etablierten Transformationsprogramm, das nach der im September vollzogenen Abspaltung der Antriebssparte (Vi­tes­co) von 2023 an jährliche Bruttokosteneinsparungen von 850 Mill. Euro vorsieht, sind infolge der Chipkrise und einer in diesem Jahr ausbleibendenden Erholung der Autoproduktion Schäfer zufolge nicht erforderlich. Der Halbleitermangel drücke auf den Umsatz und erhöhe Kosten, aber nur vorübergehend. Wenn die aktuelle Belastung des Umsatzes wegfalle, sei mit einem großen Wachstumsschub für Continental zu rechnen, so der Finanzchef.

Die Aktie des Zulieferers setzte den Aufwärtstrend der vergangenen vier Wochen fort und zog am Mittwoch um 1,8% auf 107,40 Euro an. Dabei verwiesen Analysten darauf, dass Ergebnisse und Ausblick den im Oktober veröffentlichten Signalen entsprochen hätten. Im dritten Quartal verbuchte Conti infolge der geringeren Autoproduktion einen um 7,4% auf 8 Mrd. Euro gesunkenen Umsatz, die bereinigte Ebit-Marge landete nach einem Ergebnisrückgang um 42,4% auf 418 Mill. Euro bei 5,2 (i.V. 8,4)%.

Als Stabilitätsanker erwies sich der Konzernbereich Rubber Technologies (Reifen/Contitech) mit einer Marge von 11,3 (15)%, während Automotive Technologies –2,3 (1,9)% verbuchte. Unter dem Strich stand im Konzern ein Quartalsgewinn von 309 (–719) Mill. Euro. Nach der Abspaltung von Vitesco beschäftigt Continental noch rund 192000 anstatt zuvor 233000 Mitarbeiter. Die Vorgaben für Liquidität (mindestens 5 Mrd. Euro) und Verschuldungsgrad (unter 40%) gelten dem CFO zufolge unverändert.

Continental
Konzernzahlen nach IFRS
9 Monate
in Mill. Euro20212020
Umsatz2497022743
Bereinigtes Ebit 11676721
Ber. Ebit-Marge 1 (%)6,73,2
Ebit1554− 780
Ergebnis aus fortgeführten Aktivitäten      1176       − 759
Konzernergebnis 21302− 1168
Operativer Cash-flow20501016
Freier Cash-flow 31008−197
Nettofinanzschulden3964n.a.
Gearing-Ratio (%)32,3n.a.
Beschäftigtenzahl192495194443
1) bereinigt um Abschreibungen auf immaterielle ­Vermögenswerte aus Kaufpreisallokation, Konsoli­dierungskreisveränderungen und Sondereffekte; 2) den Anteilseignern zuzurechnen; 3) vor Akquisitionen, De­s­investitionen und Carve-out-EffektenBörsen-Zeitung