Audit & Advisory

Corona bremst im Prüfermarkt

Das Pandemiejahr hat Wirtschaftsprüfer im Beratungsgeschäft getroffen. Gerade im Mittelstand zeigt sich jedoch teilweise eine hohe Wachstumsdynamik.

Corona bremst im Prüfermarkt

swa Frankfurt

– Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaften sind im deutschen Markt 2020 weiter vorangekommen, das Wachstum hat sich jedoch abgekühlt. Die 25 größten Prüfungs- und Beratungsgesellschaften haben den Umsatz im Durchschnitt um 5,3% ausgebaut und haben gemeinsam die Marke von 10 Mrd. Euro geknackt. Im Turnus 2019 war die Steigerung nach einer Analyse des Marktforschers Lünendonk & Hossenfelder mit durchschnittlich 6,5% deutlich höher.

In der Vorausschau lässt die Branche Vorsicht walten. Die Wachstumsprognose der Top 25 liegt für 2021 im Mittel bei 4,3% – formuliert ohne die vier Marktführer PwC, EY, KPMG und Deloitte. Im Geschäftsjahr 2022 werden 5,6% erwartet.

Deutlich abgekühlt hat sich der Studie zufolge die Wachstumsdynamik der vier Marktführer. Nach einem Plus von 9,1% im Geschäftsjahr 2019 lag der Anstieg 2020 nur bei 2,6%. „Das Coronajahr 2020 hat vor allem das Advisory-Geschäft der Prüfer beeinträchtigt“, kommentiert Studienautor Jörg Hossenfelder die Entwicklung der Big Four, die tendenziell einen höheren Beratungsanteil im Geschäft haben als ihre mittelständischen Wettbewerber. Die Big Four setzen zusammen 8,2 Mrd. Euro um.

Viel Bewegung zeigt sich im Feld der Verfolger der Platzhirsche. Überdurchschnittliches Umsatzwachstum verzeichnen Mazars und RSM mit jeweils rund 15%. Mazars landet im Ranking auf Platz 8, RSM auf Platz 11. Auch Bansbach, Ebner Stolz und ETL legten innerhalb der Top 25 zweistellig zu. BDO, die unlängst mit SAP ein Mandat als Abschlussprüfer im Dax angelte, eroberte 2020 den fünften Platz zurück und verdrängt mit einem Umsatzanstieg um 8,6% den Konkurrenten Rödl & Partner, der trotz 2-Prozent-Wachstum auf Rang 7 zurückfällt. Ebner Stolz hat sich mit einem prozentual zweistelligen Umsatzplus erstmals auf Position 6 hochgearbeitet.

Die in der Lünendonk-Studie befragten Praxen rechnen sich im laufenden Jahr organisches Wachstum vor allem in der Steuerberatung und im Segment Advisory aus – einschließlich M&A-Beratung. Auch von der wachsenden Bedeutung des nicht-finanziellen Reportings sowie der ESG-Bewertungen erhoffen sich Prüfer und Berater Impulse.

Großes Thema der Branche ist die gesetzliche Aufarbeitung des Wirecard-Skandals. Das Gesetz zur Stärkung der Finanzmarktintegrität (FISG) wird nach Einschätzung der Prüfer die Konzentration im Markt weiter vorantreiben. Die Regulierung werde aber nicht zur Erhöhung der Prüfungsqualität beitragen. Um dies zu gewährleisten, sei ein Bündel an Maßnahmen nötig, primär in der Cororate Governance von Unternehmen, sagt Christoph Schenk, Geschäftsführer von Deloitte und Managing Partner Audit & Assurance. Die kürzere Frist zur externen Rotation der Prüfer kann aus seiner Sicht helfen, die Qualität zu steigern.

Der Fall Wirecard habe dazu geführt, dass Unternehmen frühzeitiger Mandate ausschreiben. „Es tut sich einiges im Mark“, sagt Schenk. Aufsichtsräte beschäftigten sich zudem stärker mit dem Anspruch an den Abschlussprüfer, in der Prüfung eine „kritische Grundhaltung“ an den Tag zu legen, erklärt Mazars-Deutschlandchef Christoph Regierer. BDO-Vorstandsmitglied Andrea Bruckner hebt hervor, das Training der Berufsträger in diesem Selbstverständnis sei schon vor Wirecard ein Kernthema gewesen.

Wertberichtigt Seite 6

Top 10 Wirtschaftsprüfer in Deutschland
in Mill. Euro20202019
PwC2 4102 303
EY2 1152 113
KPMG1 9301 920
Deloitte1 6901 635
BDO285262
Ebner Stolz279253
Rödl & Partner269264
Mazars182158
Baker Tilly165165
Warth & Klein147136
Quelle: LünendonkBörsen-Zeitung