Lkw-Industrie

Daimler Truck macht mehr Tempo

Am 10. Dezember strebt die Daimler Truck AG an die Börse. Dem Kapitalmarkt verspricht das Management schon jetzt höhere operative Margen. Viel Arbeit gibt es vor allem in Europa und Brasilien.

Daimler Truck macht mehr Tempo

jh München

Am 10. Dezember soll es so weit sein: Für diesen Tag plant die Daimler Truck AG die Erstnotiz an der Frankfurter Börse. Mit welchen Ambitionen der von der Daimler AG abgespaltene Lkw- und Buskonzern den Schritt in die Selbständigkeit wagt, stellte das Management am Donnerstag auf dem virtuellen Kapitalmarkttag vor. „Wir sind entschlossen, eine höhere Profitabilität zu erzielen und mit vollem Einsatz das Rennen hin zu Nullemissionen zu gewinnen“, sagte der Vorstandsvorsitzende Martin Daum. „Einen Monat vor dem geplanten Börsengang sind wir zu 100% bereit für die Unabhängigkeit.“

Um profitabler zu werden, arbeitet Daimler Truck besonders daran, die Fixkosten zu senken. Auf dem Strategietag im Mai hatte der Vorstand angekündigt, diese bis 2025 im Vergleich mit 2019 um 15% zu reduzieren. Nun sagte Finanzvorstand Jochen Götz, dass dieses Ziel voraussichtlich schon im Jahr 2023 erreicht werde. Als anderen wichtigen Ansatzpunkt für eine höhere Profitabilität nannte er den Ausbau des Servicegeschäfts, einschließlich der Finanzdienstleistungen, von derzeit 30 auf 50%.

Wie im Mai angekündigt, präzisierte der Vorstand nun die Renditeziele für die Regionen und die Geschäftseinheiten (siehe Grafik). Daum bekräftigte: „Jede Region muss liefern.“ Es gehe künftig nicht mehr, dass sich unrentable Einheiten hinter den profitablen versteckten.

Schwach entwickelt hatte sich in den vergangenen Jahren vor allem das Geschäft in Europa und Brasilien mit der Marke Mercedes-Benz Trucks. Die bereinigte operative Marge – bezogen auf das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) – war nach 0,4% 2019 im vergangenen Jahr sogar auf –1,7% abgerutscht.

Personalkosten verringert

In diesem Jahr sieht es mit 4,5% in den ersten neun Monaten wesentlich besser aus. Die im Vorstand für Europa verantwortliche Karin Råd­ström, die von Scania abgeworben wurde, berichtete, dass die Personalkosten mittlerweile um 120 Mill. Euro gesenkt worden seien. Der übrige Betrag für die angestrebten 280 Mill. Euro werde bis Ende 2022 erreicht. Hinzu kommt ein Abbau der Sachkosten um 200 Mill. Euro bis 2025.

Als zweiten Hebel für eine höhere Profitabilität von Mercedes-Benz Trucks nannte Rådström ein gestrafftes Produktportfolio. Die Zahl der Basismodelle sei schon von 140 auf 100 reduziert worden. „Das hat wenig Auswirkungen für unsere Kunden, aber große für unsere Kosten“, sagte Rådström. Zudem hat für sie die Konzentration auf profitable Segmente, zu denen die Schwerlaster zählen, Vorrang vor dem Gewinnen von Marktanteilen. Als dritten Hebel nannte Rådström den Ausbau des Servicegeschäfts, als vierten eine gesteigerte Kundenzufriedenheit.

Die Renditeziele für die Regionen und das gesamte Industriegeschäft differenziert Daimler Truck nach drei Szenarien: widrige, normale und günstige Marktbedingungen. Im Aufschwung peilt Daimler Truck eine Ebit-Rendite im Industriegeschäft (ohne Finanzdienstleistungen) von mehr als 10% an. In normalen Jahren sollen es 8 bis 9% sein. Dank der mit den reduzierten Fixkosten und dem höheren Serviceanteil gesenkten Gewinnschwelle sollen es auch trotz schwacher Konjunktur 6 bis 7% sein. Für dieses Jahr erwartet Daimler Trucks & Buses 6 bis 8%. In den ersten neun Monaten waren es 6,7%.

„Im Moment haben wir eine superstarke Nachfrage“, berichtete Fi­nanzchef Götz. Vor allem in Nordamerika und Europa sei der Auftragseingang sehr hoch. Das Problem sei der Halbleitermangel. Das Management hofft, dass hier der Tiefpunkt im dritten Quartal erreicht worden ist.

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