Fussball-Finanziers

Das etwas andere Modell der Eintracht

In Frankfurt sind es nicht die ganz großen Kapitalgeber, die den Verein finanzieren, sondern eine ganze Reihe von Minderheitsaktionären. Dem Verein gelang es, Geld zu mobilisieren, ohne den Anteil des Vereins zu verwässern.

Das etwas andere Modell der Eintracht

Das etwas andere Modell der Eintracht

Frankfurts Fußballklub setzt auf Nebeneinander von Banken, Unternehmern und Verein – Werder Bremen folgt dem Muster

Von Detlef Fechtner, Frankfurt

In den vergangenen Jahren hat sich Eintracht Frankfurt stabilisiert – sportlich ebenso wie finanziell. Wobei das eine natürlich mit dem anderen zusammenhängt. Die Zeiten der Aufzugmannschaft – zwischen 1996 und 2012 stieg das Team viermal aus der Bundesliga ab und wieder auf – sind Vergangenheit. Lange ist es auch her, dass die Eintracht um die Lizenz zittern musste – wie zuletzt im Jahr 2002, als nach dem überraschenden Ausstieg des Sportmarketing-Unternehmens Octagon die Zwangsversetzung ins Amateurlager drohte. Vielleicht das sichtbarste Zeichen dieser Stabilisierung: Selbst in der Sportschau ist immer seltener von der „launischen Diva am Main“ die Rede.

Die Entwicklung hat einerseits mit prägenden Führungskräften wie Ex-Vorstandschef Heribert Bruchhagen oder dem langjährigen Vereinspräsidenten Peter Fischer zu tun, andererseits mit dem etwas anderen Modell der Eintracht Frankfurt Fußball AG. Denn beim Blick auf deren Aktionariat fallen drei Dinge auf. Erstens, dass Banken mit an Bord sind. Und zwar nicht nur als Sponsoren wie beispielsweise die Frankfurter Sparkasse oder als Namensgeber des Waldstadions, das Mitte 2020 von Commerzbank-Arena in Deutsche-Bank-Park umgetauft wurde. Sondern auch als Anteilseigner. Mit 7,3% sind Kreditinstitute aus allen drei Säulen, nämlich das Bankhaus Metzler, die DZ Bank, die Landesbank Hessen-Thüringen und die BHF-Bank, unter dem gemeinsamen Etikett der „Freunde der Eintracht“ an der Fußball AG beteiligt, weitere 3% entfallen auf die Wertpapierhandelsbank Steubing. Das ist insofern bemerkenswert, als Fußballvereine gemeinhin aus Bankensicht komplizierte Geschäftspartner sind. Sei es als Kreditnehmer, weil das wichtigste Asset der Klubs der Marktwert ihrer Spieler ist, sei es als Investmentobjekt, weil an einzelnen Spieltagen jähe Werteinbußen drohen. Anschauungsunterricht dazu lieferte die BVB-Aktie Ende Mai vorigen Jahres, als die Meisterschaft in letzter Sekunde verspielt wurde.

Zweitens sind im Aktionärskreis der Eintracht Unternehmer vertreten, die dazu beitragen, dass der Verein eine professionelle Sicht auf Zukunftsthemen wie Digitalisierung und Internationalisierung hat. So besitzt der Digitalunternehmer Sven Janssen über die „Herzschlag Eintracht GmbH“ 5%, die „Freunde des Adlers“ vom früheren Goldman-Sachs-Investmentbanker und heutigen Aufsichtsratschef Philip Holzer und dem weltweiten Logistikmanager Stephen Orenstein halten 16,8%. Gerade Digitalisierung, Stichwort eFootball, wie auch Internationalisierung sind entscheidende Hebel, um die Einnahmen unabhängiger von den Erlösen auf dem Transfermarkt zu machen.

Drittens schließlich ist es der Eintracht in den vergangenen Jahren gelungen, 40 Mill. Euro Kapital aufzunehmen, ohne den Anteil des Hauptaktionärs zu verwässern. Der Verein nämlich hält nach wie vor mit 67,89% die klare Mehrheit. Andere Vereine können Lieder davon singen, dass jedes Rütteln an der Beteiligungshöhe des Vereins umgehend Proteste und politische Diskussionen auslöst. Dass es Frankfurt geschafft hat, die Interessen von Minderheitsaktionären und Verein zu versöhnen, ist daneben aber auch das Verdienst von Ex-Präsident Fischer, der in seiner mehr als 20-jährigen Amtszeit weite Teile der Fans hinter sich bringen und vor diesem Hintergrund Entscheidungen durchsetzen konnte, die andernorts die Tribüne gegen den Klub aufbringen.

Dass das Modell des Nebeneinanders von Verein und Minderheitsaktionären andere Klubs neugierig macht, lässt sich bei Werder Bremen beobachten, wo jüngst ein regionales Bündnis von Unternehmern dem Verein als bisherigem Alleingesellschafter für 38 Mill. Euro einen 18-Prozent-Anteil abgekauft hat.

In Frankfurt sind es nicht die ganz großen Kapitalgeber, die den Verein finanzieren. Vielmehr sind an der Fußball AG eine ganze Reihe von Minderheitsaktionären beteiligt. Dem Verein gelang es in den vergangenen Jahren, Geld zu mobilisieren, ohne den Anteil des Hauptaktionärs – des Vereins – zu verwässern.

Eintracht Frankfurt feiert dieses Jahr 125-jähriges Bestehen – auf dem Rasen auch in Jubiläumstrikots.

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