Deutsche Post DHL geht von steigenden Paketmengen aus
md Frankfurt
Die Gruppe Deutsche Post DHL (DPDHL) steckt sich höhere Mittelfristziele. 2023 soll das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) auf mehr als 6 Mrd. Euro steigen. Darüber hinaus plant der Konzern, in der Zeit von 2021 bis 2023 einen kumulierten Free Cash-flow von 7,5 Mrd. bis 8,5 Mrd. Euro zu generieren. Die Prognose für die Jahre 2020 bis 2022 lautete auf mehr als 6 Mrd. Euro. Ebenfalls in der Zeit von 2021 bis 2023 sollen die Investitionen (Capex) kumuliert zwischen 9,5 Mrd. und 10,5 Mrd. Euro betragen. Die Prognose für 2020 bis 2022 betrug hier rund 9,5 Mrd. Euro.
„Die strategischen Investitionen in unser Kerngeschäft und in die Digitalisierung von Deutsche Post DHL Group tragen Früchte“, erklärte Finanzvorstand Melanie Kreis die höhergesteckten Mittelfristziele, in denen sich die „fundamental verbesserte Aufstellung“ widerspiegele. Ihr Fazit: „Der strukturell verbesserte Cash-flow stärkt unsere Investitionskraft und Ausschüttungsfähigkeit.“
In der Mitte des Korridors
So soll für 2020 eine im Vergleich zum Vorjahr um 0,20 auf 1,35 Euro je Aktie erhöhte Dividende gezahlt werden. Damit würde der Konzern insgesamt rund 1,7 Mrd. Euro ausschütten; das entspricht einer Quote von 49 % des Nettogewinns. Damit liege man in der Mitte des angestrebten Ausschüttungskorridors von 40 bis 60 % des Überschusses, der an die Aktionäre ausgekehrt werden soll, sagte Kreis bei der Bilanzvorlage.
Für den nach eigener Einschätzung weltweit führenden Logistikkonzern war 2020 mitten in der Coronakrise ein Rekordjahr. Besonders das vierte Quartal, in dem das für die Branche wichtige Weihnachtsgeschäft liegt, lief blendend: Der Umsatz legte um 12,7 % auf 19,1 Mrd. Euro zu und das Ebit um 56 % auf fast 2 Mrd. Euro.
Auf der Bilanzpressekonferenz wurden die vor zwei Monaten veröffentlichten vorläufigen Jahreszahlen bestätigt (vgl. BZ vom 13. Januar). Demnach steigerte DPDHL den Umsatz im Vergleich zu 2019 um 5,5% auf 66,8 Mrd. Euro. Das um Portfolio- und Wechselkurseffekte bereinigte organische Umsatzwachstum lag gemäß Kreis sogar bei 8,5%. Hauptwachstumstreiber war der weltweite Boom im E-Commerce, der zu deutlich gestiegenen Sendungsmengen im Paket- und Expressgeschäft geführt hatte.
Das operative Ergebnis (Ebit) legte um 17,4% auf 4,85 Mrd. Euro zu. Damit hat der Konzern sein unterjährig angepasstes Ergebnisziel von 4,1 Mrd. bis 4,4 Mrd. Euro deutlich übertroffen. Das um Sondereffekte bereinigte Ebit betrug 5,43 Mrd. Euro; ein Plus von 34% gegenüber dem bereinigten operativen Ergebnis des Vorjahres. Der Nettogewinn nach Anteilen Dritter lag bei 3,0 (i.V. 2,6) Mrd. Euro. Die Nettofinanzverschuldung sei auf 12,93 (13,37) Mrd. Euro gesunken, weil die finanziellen Vermögenswerte stärker gestiegen seien (von 3,3 Mrd. auf 5,8 Mrd.) als die Finanzschulden (von 16,6 Mrd. auf 18,7 Mrd.).
Investitionen steigen
Im Vorjahr betrugen die Investitionen über alle Bereiche hinweg 3,0 (3,6) Mrd. Euro. Die Gruppe erwirtschaftete einen von 0,9 Mrd. auf 2,5 Mrd. Euro deutlich gesteigerten Free Cash-flow. Für 2021 prognostiziert das Unternehmen einen freien Mittelzufluss von rund 2,3 Mrd. Euro und Bruttoinvestitionen von rund 3,4 Mrd. Euro. Investiert werde vor allem in die Modernisierung der Flugzeugflotte in der Division Express, in den Ausbau der nationalen und internationalen Paket-Infrastruktur zur effizienten Abwicklung steigender Sendungsmengen sowie weiterhin in die digitale Transformation.
Unter den fünf Divisionen stach Express hervor: Hier sei ein „herausragendes Ebit“ von 2,75 (2,04) Mrd. Euro erwirtschaftet worden. Basis für das Rekordergebnis sei das Wachstum bei den zeitdefinierten internationalen Express-Sendungen. Die Effizienz der Sendungsabwicklung sei gesteigert worden, sagte Vorstandsmitglied John Pearson, und es sei eine sehr gute Auslastung der Flugkapazitäten im weltumspannenden Netzwerk erreicht worden. Beides habe zu der Rekord-Ebit-Marge von 14,4 (11,9)% beigetragen.
Zu dem am Montag zusammen mit dem Dividendenvorschlag angekündigten Aktienrückkaufprogramm über 1 Mrd. Euro (vgl. BZ vom 9. März) sagte Finanzchefin Kreis, dass die dafür genutzte Überschussliquidität auch für eine Sonderausschüttung hätte verwendet werden können, doch Investoren zeigten in dieser Frage unterschiedliche Präferenzen. Eine leichte Mehrheit bevorzuge aber Aktienrückkäufe. Überschussliquidität definiere der Konzern als Differenz zwischen dem freien Cash-flow (2,5 Mrd.) und der ausgezahlten Dividendensumme (1,7 Mrd. Euro).
„Wir haben nicht nur ein Rekordergebnis erzielt, sondern auch weltweit 20000 neue Arbeitsplätze geschaffen“, sagte Vorstandschef Frank Appel vor Medienvertretern. Damit lag die Zahl der Beschäftigten per Ende 2020 bei 570000. Nach Angaben von Personalvorstand Thomas Ogilvie wurden 40% der neuen Mitarbeiter in Deutschland eingestellt.
Appel unterstrich: „Durch den Fokus auf unser profitables Logistik-Kerngeschäft mit konsequenter Ausrichtung auf E-Commerce und kontinuierlichen Investitionen in unser Logistiknetzwerk sowie in Digitalisierung stärken wir unsere Profitabilität und Resilienz gegenüber weltwirtschaftlichen Turbulenzen.“ Die Gruppe sei damit „hervorragend aufgestellt, um auch in den kommenden Jahren weiter profitabel zu wachsen“. Für 2021 erwartet der Konzern einen weiteren deutlichen Anstieg des Ebit auf mehr als 5,6 Mrd. Euro. Die Prognose basiere auf der Annahme, dass der Online-Handel dieses Jahr von einer höheren Ausgangsbasis weiter wachsen wird, „wenngleich sich die Zuwachsraten im Laufe des Jahres wieder normalisieren dürften“, wie es heißt. 2020 hatte der Bonner Konzern rund 1,6 Milliarden Sendungen (+ 15,3%) transportiert, die innerhalb Deutschlands verschickt und empfangen wurden.
Knappe Beiladekapazitäten
Auch sollte sich nach Ansicht von DPDHL der Welthandel im Jahresverlauf 2021 erholen – und damit die Volumina in den globalen Logistikaktivitäten. Zugleich wird erwartet, dass die interkontinentalen Transportkapazitäten aufgrund nur langsam zurückkehrender Beiladekapazitäten in Passagiermaschinen eingeschränkt bleiben dürften.
Der Kurs der DPDHL-Aktie schloss am Dienstag 3% fester mit 44,65 Euro – ein Rekordhoch.
Deutsche Post DHL | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
in Mill. Euro | 2020 | 2019 |
Umsatz | 66 806 | 63 341 |
Operatives Erg. (Ebit) | 4 847 | 4 128 |
Ebit-Marge (%) | 7,3 | 6,5 |
Jahresüberschuss | 2 979 | 2 623 |
Gew. je Aktie (Euro) | 2,36 | 2,09 |
Divid. je Aktie (Euro) | 1,35 | 1,15 |
Operativer Cash-flow | 7 699 | 6 049 |
Investitionen (Capex) | 2 999 | 3 617 |
Freier Cash-flow | 2 535 | 867 |
Nettofinanzschulden | 12 928 | 13 367 |
Netto-Gearing (%) | 47,9 | 48,2 |
Eigenkapitalquote (%) | 25,5 | 27,6 |
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