Immobilien

Deutsche Signa-Prime-Tochter insolvent

Mit Signa Real Estate Germany ist die erste Immobiliengesellschaft des österreichischen Immobilien- und Kaufhaus-Tycoons René Benko in die Pleite geschlittert.

Deutsche Signa-Prime-Tochter insolvent

hek Frankfurt

Die Krise im Immobilien- und Kaufhausimperium des österreichischen Unternehmers René Benko verschärft sich weiter. Nach dem Konkurs des Online-Sporthändlers Signa Sports United und etlicher Tochterunternehmen im vergangenen Oktober ist nun die erste Immobiliengesellschaft aus der Signa-Gruppe am Ende. Es handelt sich um Signa Real Estate Management Germany, eine Tochterfirma der wichtigsten Immobiliengesellschaft Signa Prime Selection. Wie der "Spiegel" auf seiner Website berichtet, hat Signa Real Estate Germany beim Amtsgericht Charlottenburg in Berlin wegen Zahlungsunfähigkeit einen Insolvenzantrag gestellt.

Fieberhafte Suche nach frischen Finanzmitteln

Derzeit sucht Signa fieberhaft nach neuen Geldquellen. Allein bis Jahresende braucht die Gruppe, bei der der Sanierer Arndt Geiwitz das Ruder übernommen hat, offenbar rund eine halbe Milliarde Euro. Zu den unmittelbaren Rückzahlungsverpflichtungen gehören eine privat begebene Anleihe in Höhe von 200 Mill. Euro, deren Tilgung Ende November ansteht, und Genussrechte, die zum Jahresende fällig werden, geht laut der Nachrichtenagentur Bloomberg aus dem Jahresbericht von Signa Prime hervor. Die Investmentbank Rothschild und die Kanzlei White & Case sind eingeschaltet, um Signa bei der Restrukturierung zu unterstützen. Derzeit ist die Rede davon, dass allein Signa Prime bei Investoren um bis zu 2 Mrd. Euro frische Mittel wirbt.

In Signa Prime hat der Tiroler Immobilientycoon Benko seine Kern-Immobilien gebündelt. Zum Portfolio gehören neben dem Hochhausprojekt Elbtower in Hamburg das Luxuskaufhaus KaDeWe und der Upper West Tower an der Gedächtniskirche in Berlin sowie die Premiumkaufhäuser Alsterhaus in Hamburg und Oberpollinger in München. In Österreich zählen das Premiumhotel Park Hyatt Vienna und das Geschäftsviertel Goldenes Quartier zu den Bestandsobjekten. Den Bruttovermögenswert gibt Signa Prime mit 20,4 Mrd. Euro an.

Weitere Insolvenzen drohen

Zahlungsverzögerungen haben dazu geführt, dass derzeit mehrere große Entwicklungsprojekte stillstehen, darunter der Elbtower. Damit wächst die Gefahr, dass weitere Insolvenzen folgen. Medienberichten und Insidern zufolge werden solche Anträge bereits vorbereitet. Die extrem stark verschachtelte Signa-Gruppe ist durch rasant gestiegene Zinsen und explodierende Baukosten massiv unter Druck geraten.

Die österreichische Zeitung "Standard" berichtet unter Berufung auf einen Insider, dass am kommenden Dienstag ein Insolvenzantrag der Signa-Gruppe erfolgen könnte. Am gleichen Tag seien Mitarbeiterversammlungen geplant, um über die Situation und weitere Schritte zu informieren.

Die insolvente Signa Real Estate Management Germany fungiert als zentraler Dienstleister der Gruppe für Immobilienentwicklung, Asset Management, Vermietung und Research in Deutschland. Im Fokus steht die Entwicklung und Betreuung gewerblicher Immobilien. Signa REM Germany beschäftigte im Jahr 2021 durchschnittlich 139 Mitarbeiter an den Standorten Berlin, München, Düsseldorf, Hamburg, Köln und Frankfurt. Der Umsatz belief sich laut dem im Bundesanzeiger veröffentlichten Jahresabschluss auf 54 Mill. Euro. Daraus wurden 14,3 Mill. Euro Jahresüberschuss erwirtschaftet.

Mieter in Galeria-Standorten muss aufgeben

Auch die Modekette Aachener, die erst in diesem Jahr in sechs aufgegebene Galeria-Standorte eingezogen war, ist in finanzielle Schieflage geraten. "Wir haben Insolvenzantrag gestellt", sagt eine Sprecherin der Firma TEH Textilhandel, die die Markenrechte am "Modehaus Aachener" hält, in Dortmund. Das Amtsgericht hat den Rechtsanwalt Christoph Schulte-Kaubrügger zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Die Kaufhauskette Galeria gehört zur Signa-Gruppe.

Aachener hat nach eigenen Angaben 355 Beschäftigte und sieben Standorte, zu denen noch sechs frühere Galeria-Häuser in neuer Optik hinzukommen sollten - und zwar in Frankfurt, Saarbrücken, Cottbus, Coburg, Nürnberg und Leverkusen. Diese wurden nach dem Auszug von Galeria Kaufhof angemietet, aber noch nicht eröffnet - nur an der Frankfurter Einkaufsstraße Zeil machte ein Sport-Outlet als Übergangslösung auf. Mit dem Insolvenzantrag ist fraglich, ob die einstigen Galeria-Häuser ihre Tore wieder öffnen werden.

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