20. DIRK-JAHRESKONFERENZ

"Die Welt ist grau"

Investor Relations unterscheidet nicht mehr zwischen Anlegergruppen - Investoren suchen Vertrauen

"Die Welt ist grau"

swa Frankfurt – Schwarz-Weiß-Denken im Umgang mit Anlegern kommt im Weltbild eines Investor-Relations-Managers nicht mehr vor. Es gibt keine divergierenden Herangehensweisen im Dialog mit unterschiedlichen Investoren, erklärt Andreas Hagenbring, Leiter Investor Relations der Lufthansa, in einer Podiumsdiskussion auf der 20. Konferenz des Deutschen Investor Relations Verbands (DIRK). Aktivistische Aktionäre werden nicht anders behandelt als aktive Fonds oder andere Anlegergruppen. “Die Welt ist grau geworden mit Hellgrau und Dunkelgrau”, sagt Hagenbring. Alle großen Fonds hätten Corporate-Governance-Teams und wollten einmal im Jahr mit dem Aufsichtsrat sprechen.Aus Investorensicht zeichnet sich gute Investor-Relations-Arbeit durch Verlässlichkeit aus, unterstreicht Michael Schmidt, Geschäftsführer der Deka Investment. Der Dialog mit Investor Relations, CFO und CEO sowie dem Aufsichtsratschef sei wichtig, um zu erkennen, ob alle im Unternehmen am gleichen Strang ziehen. Der Austausch helfe dem Anleger, die Daten und Zahlen aus dem Unternehmen in den Kontext von strategischer Entwicklung und Risiken zu setzen. Die IR-Abteilung wiederum habe die Aufgabe, aus dem Kapitalmarkt ins Unternehmen hinein zu erläutern, welche Investorenbasis der Konzern hat und wer potenziell interessierte Anleger sein könnten. Damit könne sich das Management fragen: “Passt meine Geschäftspolitik zu meinen Investoren?”Für ein kleines börsennotiertes Unternehmen ist der Vorstand selbst primär in der Verantwortung für den Dialog mit Investoren, erläutert Kai Panitzki, Vorstand des Fintech-Spezialisten FinLab. Der IR-Manager liefere für diesen Austausch vor allem die Daten. In den Beteiligungen von FinLab habe er beobachten können, dass der Aufsichtsrat befangener werde, wenn das Unternehmen an die Börse gehe. Dann sei oft nicht mehr klar, was noch erlaubt ist und wo sich die Gremienvertreter einmischen dürften. Kontinuität zähltKontinuität in der Kommunikation mit den IR-Verantwortlichen betrachtet Hagenbring als zentrales Anliegen. “Es darf keine Überraschung für Investoren geben.” Die Hauptversammlung sei das richtige Forum für konstruktive Kritik. Aber auch dies sei nicht “der Ort, an dem man von Investorenkritik überrascht wird”, meint der IR-Manager, der sich als “Handlungsreisender zwischen den Personen” versteht.Schmidt appelliert an die Emittenten, eine Sensorik für das Abstimmungsverhalten auf Hauptversammlungen zu entwickeln. Unternehmen würden hier erst seit einigen Jahren einen Lernprozess durchlaufen. Die Meinung von Investoren sei schon vor dem Aufstellen der Tagesordnung einzuholen, um Überraschungen zum Beispiel in der Genehmigung eines Kapitalrahmens zu vermeiden. Verschärfte Abstimmungsregeln hätten Bestand, zumal die Anforderungen an Investoren zunähmen – Stichwort Aktionärsrechterichtlinie.Wie IR-Manager Hagenbring erläutert, fällt es Unternehmen oft schwer, ihre Investoren zu identifizieren. “Mehr Transparenz im Register würde sich mancher wünschen.” Er hält es für sehr schwierig, den Anteilseignerkreis zu analysieren und die Vielfalt an Abstimmungsrichtlinien zu durchforsten. “Wie es derzeit läuft, ist es nicht befriedigend”, sagt der Lufthansa-Vertreter.