Luxusgüterindustrie

Edelmarken bleiben auf Rekordkurs

Die weltweit erzielten Erlöse mit hochwertiger Kleidung, Schuhen, Lederwaren, Parfum und Schmuck eilen von Rekord zu Rekord - trotz wirtschaftlicher Risiken und geopolitischer Instabilität. Bis 2030 könnte sich das Marktvolumen im Vergleich zu 2020 mehr als verdoppeln, glauben die Autoren einer Studie

Edelmarken bleiben auf Rekordkurs

Am Luxus wird nicht gespart

Bain: Edelmarken bleiben auf Rekordkurs – Bis 2030 Verdopplung des 2020er-Marktvolumens erwartet

lis Frankfurt

Die Inflation ist hoch, Ausgaben für Lebensmittel sind stark gestiegen, Verbraucher sind alles andere als in Kauflaune. Alle Konsumenten? Nein! Ein Segment widersteht der Konsumflaut. Die Luxusgüterindustrie eilt von Rekord zu Rekord. Nach einem weltweiten Umsatz von 290 Mrd. Euro im Jahr 2022 kamen im vergangenen Jahr 345 Mrd. Euro zusammen. In den ersten drei Monaten 2023 dürften die Erlöse der Edelmarken mit hochwertiger Kleidung, Schuhen, Lederwaren, Parfüm und Schmuck trotz aller wirtschaftlichen Risiken und der geopolitischen Instabilität im Vergleich zum Vorjahresquartal um bis zu 11% zugenommen haben.

Für das Gesamtjahr 2023 wird das Plus je nach Konjunkturentwicklung voraussichtlich zwischen 5 und 12% betragen. Zu diesem Ergebnis kommen die Unternehmensberatung Bain & Company und der italienische Luxusgüterverband Fondazione Altagamma im aktuellen Frühjahrsupdate ihrer „Luxury Goods Worldwide Market Study“.

Und die Experten sind auch für die kommenden Jahre zuversichtlich. Laut der Studie könnte das weltweite Marktvolumen bis 2030 auf bis zu 570 Mrd. Euro steigen, was gemessen an den im Jahr 2020 erreichten 220 Mrd. Euro weit mehr als eine Verdopplung bedeuten würde. „Die Luxusgüterindustrie tritt in eine neue post-pandemische Wachstumsphase ein, in der Anpassungsfähigkeit und Resilienz entscheidend sein werden“, erklärt Bain-Partnerin Marie-Therese Marek.

Allerdings sind die Aussichten für die Branche regional unterschiedlich. Europa habe ein starkes erstes Quartal 2023 verzeichnet, was vor allem an der anhaltenden Kauffreude der besonders Wohlhabenden lag. Dass der internationale Tourismus nach dem weltweiten Ende der Corona-Restriktionen zurückgekehrt ist, hat das Luxusgeschäft zusätzlich belebt. „Nichtsdestotrotz könnte Europa schon bald einen ‚Moment der Wahrheit‘ erleben“, warnt Marek. „Die Zahl der Reisenden aus den USA und dem Mittleren Osten könnte in den kommenden Monaten zurückgehen, sodass eine Abschwächung der Dynamik im Bereich des Möglichen ist.“ Dafür aber fänden sich wieder mehr Touristen aus China und Fernost ein.

Amerikaner halten sich zurück

In China hatte die Öffnung des Landes nach dem Ende der Pandemie bereits zum Neujahrsfest 2023 einen Boom ausgelöst. Etliche Marken werden dieses Jahr im chinesischen Inland wieder ihr Umsatzniveau von 2021 erreichen, glauben die Autoren der Studie. Getrübt ist die Kaufbereitschaft der US-amerikanischen Bevölkerung. Dies liege nicht nur an der wirtschaftlichen Unsicherheit, sondern auch am Auslaufen der staatlichen Corona-Unterstützungsmaßnahmen. Obwohl die Amerikaner laut Bain über Ersparnisse von insgesamt rund 900 Mrd. Euro verfügen, halten sie sich gerade beim Shoppen zurück. Wird Geld für hochwertige Markenware ausgegeben, dann entweder auf Reisen oder zu besonderen Anlässen. Gleichwohl gibt es Veränderungen auf der US-Luxuslandkarte. New York und Kalifornien kehren zu alter Stärke zurück, sprich sind wieder Einkaufshochburgen, und Urlaubsziele wie Hawaii und Las Vegas erholen sich allmählich, liegen aber noch unter ihren Spitzenwerten von 2019.

Die aktuelle Studie zeige zudem über alle Kategorien hinweg ein „Streben nach Höherem“, das von ikonischen und ultra-luxuriösen Produkten getrieben werde, konstatiert Branchenkennerin Marek. „Die Kundschaft setzt inzwischen gezielt auf weniger, aber in ihren Augen umso exklusivere Käufe.“

Diese Entwicklung geht vor allem zurück auf das Top-Kundensegment, dem auch viele besonders Vermögende angehören. Im Jahr 2022 stand dieses Segment für schätzungsweise etwa 2% aller Luxuskunden, die allerdings für 40% der Umsätze sorgten. Diese Konzentration habe in den vergangenen Jahren sogar leicht zugenommen.

Trotz florierender Geschäfte sind die Luxushersteller nach Ansicht von Bain-Partnerin Marek aber auch gefordert, sich verstärkt mit Nachhaltigkeit beziehungsweise den ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) im allgemeinen auseinanderzusetzen und ihnen Rechnung zu tragen. So will die EU beispielsweise durch strengere Vorgaben für mehr Kreislaufwirtschaft in der Bekleidungsindustrie sorgen. „Das erwartete Geschäftswachstum vom Emissionsanstieg zu entkoppeln, muss für jede Luxusmarke in den nächsten drei Jahren Priorität haben und ist zugleich eine der größten Herausforderung“, betont Marek.

Die weltweit erzielten Erlöse mit hochwertiger Kleidung, Schuhen, Lederwaren, Parfum und Schmuck eilen von Rekord zu Rekord – trotz wirtschaftlicher Risiken und geopolitischer Instabilität. Bis 2030 könnte sich das Marktvolumen im Vergleich zu 2020 mehr als verdoppeln, glauben die Autoren einer Studie.

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