Jahresziele fest im Visier

Eon macht den Sack fast zu

Eon hat die Jahresziele für 2023 schon fast erreicht. Doch jetzt drohen sich Ergebnisbelastungen stärker auszuwirken. Finanzchef Marc Spieker verzichtet deshalb auf eine Anhebung der Prognose.

Eon macht den Sack fast zu

Eon macht den Sack fast zu

Der Energieversorger hat die Jahresziele nahezu erreicht – Vorstand pessimistisch für das vierte Quartal

ak Düsseldorf

Eon hat mit soliden operativen Ergebnissen im dritten Quartal einen großen Schritt in Richtung der Finanzziele 2023 getan. Beim bereinigten Konzerngewinn hat der Energieversorger nach neun Monaten bereits mit 2,9 Mrd. Euro das obere Ende der Prognosespanne für das Gesamtjahr erreicht.

Eon profitierte von den gestiegenen Strom- und Gaspreisen, die es sukzessive an die Kunden weitergegeben hat. Das trieb das operative Ergebnis in der Sparte Kundenlösungen so stark, dass gegenläufige Effekte deutlich überkompensiert werden konnten. Denn die Absatzmengen von Strom und Gas gingen deutlich zurück. Auch sei Risikovorsorge für Forderungsausfälle gebildet worden.

Schwächere zweite Jahreshälfte

Der Blick auf das vierte Quartal fällt jedoch eher pessimistisch aus. Die Eon-Führung hatte bereits im Sommer vor einer schwächeren zweiten Jahreshälfte gewarnt. „Durch die Weitergabe der gesunkenen Großhandelspreise und weitere Effekte erwarten wir im Segment Kundenlösungen eine deutliche Belastung unseres Ergebnisses im vierten Quartal“, ließ sich Finanzvorstand Marc Spieker am Mittwoch zitieren. Trotz der starken Zahlen in den ersten drei Quartalen erhöhte der Eon-Vorstand seine Prognose für das Gesamtjahr nicht. Das enttäuschte die Investoren offensichtlich, obwohl die Zahlen im dritten Quartal über den Erwartungen des Marktes gelegen hatten. Eon gehörte am Mittwoch zu den Schlusslichtern im Dax.

Mehr Investitionen

Die verlangsamte Ergebnisentwicklung ist bereits im dritten Quartal zu besichtigen. Das bereinigte Ebitda stieg nur noch marginal um 3% auf 2,1 Mrd. Euro, in den ersten neun Monaten jedoch kam es um 27% voran. Um die Prognose zu erreichen, fehlen Eon nur noch knapp 1 Mrd. Euro im Jahresendspurt.

in Mill. Euro9 Monate 20239 Monate 2022
Umsatz69.24381.593
Bereinigtes Ebitda7.7896.110
Bereinigtes Ebit5.6624.034
Bereinigter Konzerngewinn2.9412.126
Konzernergebnis1.3694.282
Operativer Cashflow3.7075.958
Wirtschaftliche Nettoschulden34.15332.742
Investitionen3.9282.838
Eon 9 Monate, Bereinigungen jeweils um nicht-operative Effekte

Hochgesetzt hat der Vorstand dagegen das Investitionsbudget. Der Konzern plant jetzt, 2023 mit 6,1 Mrd. Euro rund 300 Mill. Euro mehr vor allem in den Ausbau der Energienetze und die Digitalisierung der Netzinfrastruktur zu stecken. Im Oktober hat Eon nach eigenen Angaben in Deutschland die Marke von einer Million angeschlossenen Erneuerbare-Energie-Anlagen an sein Verteilnetz erreicht. Bis 2030 geht der Konzern von 6 Millionen weiteren Anlagen aus. „Wir sind bereit, unsere Investitionen in den kommenden Jahren weiter auszuweiten, sofern ein Investitionsumfeld mit einer angemessenen Rendite gegeben ist“, kündigte Spieker an. Zwischen 2023 und 2027 plant Eon bisher, insgesamt 33 Mrd. Euro in Energienetze und Kundenlösungen zu investieren.

Refinanzierung wird teurer

Das dritte Quartal gibt auch einen ersten Eindruck, wie stark das gestiegene Zinsniveau die Refinanzierung von Eon verteuert. Der Nettozinsaufwand erhöhte sich um mehr als ein Drittel auf 350 Mill. Euro. Zum einen schlagen dabei nach Konzernangaben höhere Aufzinsungen der Rückstellungen durch, aber auch die Zinsbelastungen durch neue Anleihen mit weit höheren Kupons als zuvor wirken sich aus. Eon hat in den ersten neun Monaten vier Bonds mit einem Gesamtvolumen von 3,3 Mrd. Euro emittiert. Die Kupons lagen zwischen 3,5 und 4%. Bis 2027 wird jährlich ein Bondvolumen von jeweils etwa 2 Mrd. Euro fällig, für das Eon teilweise weniger als 1% Zinsen zahlt.

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