Mit Verlust abgeschlossen

Evonik reagiert mit Stellenabbau auf Krise

Auch für Evonik entpuppte sich 2023 als Krisenjahr. Auf die anhaltend schwierigen Rahmenbedingungen wird jetzt mit massivem Stellenabbau reagiert.

Evonik reagiert mit Stellenabbau auf Krise

Evonik reagiert mit Stellenabbau auf Krise

Käufer für Baby-Care-Geschäft gefunden – Hohe Wertminderungen bescheren rote Zahlen

ab Düsseldorf

Evonik ist 2023 nach Einschätzung von Vorstandschef Christian Kullmann „mit einem blauen Auge“ davongekommen. Gleichwohl soll den veränderten Rahmenbedingungen mit einem groß angelegten Stellenabbau begegnet werden. Bis 2026 sollen 2.000 Arbeitsplätze wegfallen, das Gros entfällt mit 1.500 Stellen auf Deutschland. Ende 2023 zählte 33.400 Beschäftigte, davon fast 20.000 in Deutschland.

Mit dem Restrukturierungsprogramm will Evonik die Kosten bis 2026 um 400 Mill. Euro kürzen – 80 % entfallen auf Personal- und 20 % auf Sachkosten. Von dem Stellenabbau sind Führungspositionen überproportional betroffen. Die Höhe der mit dem Programm verbundenen Einmalkosten lasse sich noch nicht beziffern, sagte Finanzchefin Maike Schuh.

Die aktuelle Situation „ist mehr als eine konjunkturelle Krise“, verdeutlichte Kullmann. Das Unternehmen sei über die Jahre zu kompliziert und zu komplex geworden. Mit dem Programm „Evonik Tailor Made“ setzt der Chemiekonzern genau an dieser Stelle an. Konkret wird die Zahl der Hierarchieebenen von derzeit zehn auf sechs reduziert. Hat eine Führungskraft bislang durchschnittlich vier Köpfe in direkter Berichtslinie, sollen es künftig im Schnitt sieben sein.

Evonik erwartet 2024 keine Besserung

Im abgelaufenen Geschäftsjahr gab der Konzernumsatz 17% auf 15,3 Mrd. Euro nach. Das bereinigte operative Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) sackte dazu überproportional um ein Drittel auf 1,66 Mrd. Euro ab. Für 2024 wird das bereinigte Ebitda bei einem Umsatz von 15 bis 17 Mrd. Euro zwischen 1,7 und 2 Mrd. Euro erwartet. Denn mit einer Verbesserung der Rahmenbedingungen rechnet Kullmann auch in diesem Jahr nicht. Entsprechend werden die Investitionen auf 750 Mill. Euro begrenzt.

Wenigstens gelang 2023 die beabsichtigte Liquiditätssicherung. Der freie Cashflow verbesserte sich auf 801 (i.V. 785) Mill. Euro und ermöglicht eine unveränderte Dividendenzahlung von 1,17 Euro.

Unter dem Strich stand gleichwohl ein Verlust von 465 Mill. Euro zu Buche. Grund dafür waren hohe Bereinigungen, die sich auf 764 Mill. Euro summierten. Als Sondereinflüsse wurden -463 Mill. Euro verbucht, die zum größten Teil auf Impairments im Geschäft mit Aminosäuren für die Tierernährung und Produktionsanlagen der Division Smart Materials entfielen. Hinzu kamen Wertminderungen von 237 Mill. Euro, die auf das Baby-Care-Geschäft mit Superabsorbern vorgenommen wurden.

Verkauf der Superabsorber

Diese Wertkorrektur kann als verkaufsfördernde Maßnahme verstanden werden, verkündete Evonik doch pünktlich zur Bilanzvorlage den Verkauf. Das Geschäft stand zuletzt für einen Umsatz von 892 Mill. Euro. Erwirtschaftet wurde ein mittlerer zweistelliger Millionen-Euro-Betrag (bereinigtes Ebitda). Im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre wurde ein bereinigtes Ebitda von 20 Mill. Euro erzielt.

Auf der Käuferseite steht die International Chemicals Investors Group (ICIG). Der Investor hatte im vorigen Jahr bereits den Standort Lülsdorf von Evonik erworben. Der Kaufpreis liegt nach den Angaben im niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich und beinhaltet die Übernahme von Pensionsverbindlichkeiten. ICIG übernimmt den gesamten Geschäftsbereich mit 1.000 Beschäftigten und den Produktionsanlagen in Krefeld, Rheinmünster und den USA. Zum Paket gehört zudem die Acrylsäure-Produktion in Marl, dem wichtigsten Rohstoff für Superabsorber. Mit dem Abschluss der Transaktion wird Mitte des Jahres gerechnet.

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