Übernahme

Flixmobility greift nach Greyhound

Die Münchner Dachgesellschaft von Flixbus und Flixtrain übernimmt den größten nordamerikanischen Fernbusbetreiber für insgesamt 172 Mill. Dollar vom britischen Bahn- und Nachverkehrsunternehmen First Group.

Flixmobility greift nach Greyhound

sck München

Die Reiselinienplattform Flixmobility treibt ihre internationale Expansion mit der Übernahme des traditionsreichen US-Fernbusanbieters Greyhound Lines weiter voran. Die Münchner Dachgesellschaft von Flixbus und Flixtrain übernimmt den größten nordamerikanischen Fernbusbetreiber für insgesamt 172 Mill. Dollar vom britischen Bahn- und Nachverkehrsunternehmen First Group. Das teilten beide Seiten gemeinsam mit. Der Erwerb erfolgt wenige Monate nach einer erneuten Finanzierungsrunde. Im Juni hatte Flixmobility von mehreren Wagniskapitalgebern insgesamt 650 Mill. Dollar eingesammelt. Das trieb die Bewertung des nicht börsennotierten Start-ups auf 3 Mrd. Dollar. Für Flixmobility war diese Geldspritze wichtig, um nach der sukzessiven Corona-Lockerungen wieder auf einen Wachstumskurs einzuschwenken. Auf dem Höhepunkt der Pandemie musste Flixmobility faktisch ihre gesamten Aktivitäten einstellen. Vor diesem Hintergrund äußerte sich das Management zuversichtlich über den jüngsten Neuerwerb „Eine stetige Weiterentwicklung unseres Netzes durch Kooperationen oder Zukäufe ist schon immer ein wesentlicher Teil unserer Wachstumsstrategie, um unsere globale Präsenz weiter auszubauen“, erklärte Mitgründer und Geschäftsführer Jochen Engert. Ziel von Flixbus ist es, in sämtlichen Märkten zum Branchenprimus aufzusteigen. Im Heimatmarkt Deutschland beherrscht Flixbus mit ihrem Anbieternetz über 90% des Ge­schäfts. Die Münchner seit drei Jahren in den USA präsent. Wie in Europa fuhr Flixbus im Frühsommer das Geschäft wieder hoch nach einer langen Zwangspause.

Eigener Busfuhrpark

Für die Übernahme von Greyhound zahlt Flixmobility zunächst 140 Mill. Dollar an First Group. Beide Seiten vereinbarten, in den kommenden 18 Monaten weitere 32 Mill. Dollar in Raten zu überweisen. Der neue Eigentümer mietet die Immobilien von Greyhound. Der Verkäufer First Group behält diese. Die 1914 gegründete Greyhound-Gruppe verfügt über 1200 eigene Busse. Flixbus lässt die Fahrdienste bisher über Kooperationspartner durchführen, hat aber keinen eigenen Fuhrpark. Flixmobility ist erst seit 2012 auf dem Markt.

First Group hatte Greyhound Lines vor 14 Jahren übernommen. Bereits vor Ausbruch der Pandemie suchten die Briten einen Käufer, Covid-19 verzögerte einen Verkauf. Wie Flixbus war das Geschäft von Greyhound wegen der Seuche stark eingeschränkt. Umsatz und Ergebnis brachen ein. Flixmobility fuhr zuletzt hohe Verluste ein (vgl. BZ vom 20. Oktober). Die Expansion verschlingt viel Geld. Das Unternehmen ist das einzige deutsche Einhorn im Mobilitätssektor.

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