Telefonhersteller

Gigaset senkt Ergebnis­prognose

Der Schnurlostelefonhersteller Gigaset hat seinen Ergebnisausblick reduziert. Der Kostendruck wächst. Die Marge schrumpft bei steigendem Umsatz.

Gigaset senkt Ergebnis­prognose

sck München

Der Schnurlostelefonhersteller und Smartphone-Anbieter Gigaset hat trotz steigender Erlöse seine Ergebniserwartung reduziert. Das in München und in Bocholt ansässige Unternehmen teilte ad hoc mit, 2022 mit einem Rückgang des Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) auf eine Bandbreite von 6 Mill bis 15 Mill. Euro zu rechnen.

Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr vervielfachte Gigaset zwar das Ebitda auf 16,5 (2020: 1,9) Mill. Euro, lag damit aber noch deutlich unter dem Niveau vor Ausbruch der Corona-Pandemie. 2019 hatte der Konzern 28,5 Mill. Euro erwirtschaftet.

Hohe Teuerung dämpft

Der Vorstand begründete seinen gekürzten Ergebnisausblick mit „gestiegenen Materialkosten aufgrund der Abwertung des Euros gegenüber dem US-Dollar“. Zugleich beeinflusse der Inflationsschub die „Kostenseite negativ“. Diese Effekte ergäben sich vor allem im laufenden Jahresschlussquartal.

Insgesamt drückt das auf die Marge, obgleich Gigaset von wachsenden Umsätzen berichtete. So schätzt die Geschäftsleitung, dass im bald zu Ende gehenden Zwölf-Monats-Berichtsturnus der Konzernumsatz auf eine Spanne von 235 Mill. bis 250 Mill. Euro zunimmt. Das wäre ein Plus von bis zu 15%. Die Konzernführung berichtete von einer „kurzfristig verbesserten Materialverfügbarkeit“ und „ersten positiven Effekten“ von erhöhten Verkaufspreisen.

Dieser operative Schub reicht offensichtlich aber nicht aus, um die wachsenden Aufwendungen mehr als zu kompensieren.

Seit Langem Penny Stock

Zuletzt stellte Gigaset für 2022 einen leichten Anstieg des Ebitda und des Umsatzes in Aussicht. Den Ausblick für den freien Cashflow („moderat positiv“) bestätigte der Vorstand mit einer angegebenen langen Bandbreite von 0,1 Mill bis 3 Mill. Euro nach −14 Mill. Euro ein Jahr zuvor.

Trotz des Ergebnisdämpfers reagierten die Anleger auf die jüngste Nachricht wohlwollend. Die Aktie von Gigaset gewann im Xetra-Handel zum Wochenauftakt zeitweise 4,8% auf 0,22 Euro an Wert. Das am Markt insgesamt mit 29 Mill. Euro bewertete Unternehmen notiert seit über acht Jahren auf Penny-Stock-Niveau, also unter 1 Euro. Seit Ende 2017 befindet sich Gigaset zu 73,5% im Eigentum des Finanzinvestors Goldin Fund aus Singapur. Dahinter steht der chinesische Geschäftsmann Pan Sutong. Dieser investiert vor allem in den Konsumentenelektronikbereich. Mit Gigaset versucht Sutong, operativ in Europa und in Asien organisch zu expandieren.

Im ersten Halbjahr stagnierte der Umsatz bei 103 (i.V. 102) Mill. Euro. Das Ebitda wuchs auf 5,8 (4,2) Mill. Euro. Der Erfolg von Gigaset hängt vor allem am Weihnachtsgeschäft.

Das Unternehmen befindet sich seit mehreren Jahren in einem Transformationsprozess. Das Kerngeschäft, die Fertigung von Schnurlostelefonen, schrumpft. Daher weitet Gigaset ihre Aktivitäten unter anderem auf Smartphones und Smart­home-Dienste aus, um dies zu kompensieren und sich neue Wachstumsfelder zu erschließen. Aufgrund des starken Wettbewerbsdrucks ist das ein schwieriges Unterfangen.

Neuer Chef

Die geschäftliche Neuordnung soll künftig Magnus Ekerot voranbringen. Im zurückliegenden Sommer meldete Gigaset, dass der Bosch-Manager den Posten des Vorstandsvorsitzenden übernimmt. Der 53-Jährige, der seinen Dienst spätestens am 1. Januar 2023 antreten soll, folgt auf Klaus Weßing (65), der nach gut sieben Jahren an der Spitze des Unternehmens in den Ruhestand wechselt (vgl. BZ vom 27. Juli).

Das rund 900 Mitarbeiter zählende Unternehmen verfügt über ein weltweites Vertriebsnetz in 50 Ländern.

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