Wirtschaftsprüfung

Grant Thornton zielt auf Dax-Mandat

Die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Grant Thornton sieht sich in aussichtsreicher Position, zeitnah von einem Dax-Konzern als Abschlussprüfer beauftragt zu werden.

Grant Thornton zielt auf Dax-Mandat

Die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Grant Thornton hat ihr Wachstum in unsicheren Zeiten fortgesetzt. Der Umsatz kam im Geschäftsjahr 2021/22 (zum 30. September) um 10% auf 187 Mill. Euro voran. „Wir sind stolz darauf, dass wir über nahezu alle Geschäftsbereiche und Standorte hinweg Wachstum vermelden können“, sagt Vorstandsvorsitzender Michael Hä­ger, der das Zepter am 1. Oktober an Heike Wieland-Blöse abgeben wird. Auch im laufenden Turnus rechnen die Manager mit einem weiterhin „stabilen Wachstum“, ohne die Erwartung zu beziffern.

Im größten Segment Audit & Assurance legte der Umsatz um 14% auf 63 Mill. Euro zu. Dies sei vor allem auf neue Mandate in der Abschlussprüfung zurückzuführen – Grant Thornton nennt Real GmbH, Katek und Payone als neue Kunden. Gefragt sei auch die Expertise in der ESG-Berichterstattung.

Die Prüfungsgesellschaft hat viele Kunden aus dem Mittelstand, will sich aber auch stärker im Kreis der börsennotierten Unternehmen verankern. Dabei gehe es auch um länderübergreifende Projekte, wobei die jüngst bekannt gegebene Vernetzung mit Grant Thornton Austria helfen soll. Beide Gesellschaften wollen ihre Kompetenzen bündeln, um gemeinsam Prüfungsmandate bei kapitalmarktorientierten Unternehmen in Österreich zu gewinnen.

Grant Thornton sieht sich auch gut positioniert, „schon zeitnah“ Prüfer für ein Dax-40-Unternehmen zu werden, wird betont. Grant Thornton habe bereits an Ausschreibungen im Dax teilgenommen – offensichtlich mit Erfolg. Sie sei guter Dinge, dort über kurz oder lang zum Zug zu kommen, sagt Wieland-Blöse. Im Kreis der mittelständischen Prüfer hat sich bislang BDO mit dem Prüfungsmandat von SAP im Dax niedergelassen.

Mit Blick auf die Aufspaltungspläne von EY betonen Häger und seine Nachfolgerin Wieland-Blöse, dass sie am multidisziplinären Geschäftsmodell festhalten wollen. Mit einer „ganzheitlichen Strategie“ könnten „vertrauensvolle Mandatsbeziehungen“ aus einem Geschäftsbereich sukzessive in andere Geschäftsfelder erweitert werden. Dieser Ansatz steht aus Sicht von Grant Thornton nicht im Widerspruch zur konsequenten Einhaltung strenger Unabhängigkeitsanforderungen. Als Beispiel für ein „multidisziplinäres Mandat“ nennen Häger und Wieland-Blöse die Mediengruppe DuMont, wo Grant Thornton erst in der Beratung aktiv war und dann mit der Prüfung von Einzel- und Konzernabschluss betraut wurde. Auch die Papier-Gruppe Sappi habe die Gesellschaft mit einem gemeinsamen Marktauftritt von Tax und Advisory überzeugt.

Das prozentual größte Wachstum zeigt das Segment Advisory mit einem Umsatzplus von 14% auf 34 Mill. Euro. Hier profitierte Grant Thornton von der Transaktionsberatung. Auch wenn es insgesamt ein schwaches M&A-Jahr war, habe es einen stetigen Dealflow mit für die Gesellschaft „interessanten und lukrativen“ Transaktionen gegeben. Dabei habe Grant Thornton vom internationalen Netzwerk profitiert.

Mit Blick auf die entscheidenden Wettbewerbs- und Wachstumsfaktoren verweist Grant Thornton auf das Gewinnen und Halten von Mitarbeitenden. Das Angebot an Fachkräften im Markt sei knapp, der Bedarf durch die Bank in allen Geschäftsbereichen groß, sagt Wieland-Blöse. Im Frühjahr will die Gesellschaft eine Employer-Branding-Kampagne starten.

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