Halbleiterindustrie

Infineon baut neues Werk in Malaysia

Um die Kapazitäten weiter auszubauen, hat sich Infineon für ein neues Werk in Malaysia entschieden. Dort wird Halbleitermaterial verwendet, das besonders starkes Wachstum verspricht.

Infineon baut neues Werk in Malaysia

jh München

Infineon baut die Produktion in Malaysia für mehr als 2 Mrd. Euro aus. An seinem Standort Kulim errichtet der Münchner Halbleiterkonzern ein drittes Modul. „Dort werden wir Leistungshalbleiter auf Basis von Siliziumkarbid und Galliumnitrid auf 150 und 200 Millimeter Scheibendurchmessern fertigen“, kündigte Jochen Hanebeck auf der Hauptversammlung an. Hanebeck ist von April an Vorstandsvorsitzender als Nachfolger von Reinhard Ploss. Im Juni werde mit dem Bau begonnen, in der zweiten Jahreshälfte 2024 sollen die ersten Produkte aus der neuen Fabrik geliefert werden­.

Nach dem vollständigen Ausbau rechnet Hanebeck mit einem Um­satzpotenzial des Werks von 2 Mrd. Euro. Ploss betonte die Wachstumschancen der Märkte für Siliziumkarbid und Galliumnitrid. Nachfrage für Siliziumkarbid gebe es mittlerweile zunehmend aus der Autoindustrie nach anfangs vor allem industriellen Anwendungen, etwa für Wechselrichter in Solar- und Windkraftanlagen. Galliumnitrid zeige seine Stärke zum Beispiel in kompakten und besonders effizienten Ladegeräten: Es könne Energieverluste in Form von Wärme, sogenannte Schaltverluste, minimieren.

Nicht vor Überangebot gefeit

Ein Teil der 58 Fragen von 27 Ak­tionären befasste sich mit den Chipengpässen und drohenden Überkapazitäten. Die Branche sei nicht davor gefeit, dass es irgendwann wieder ein Überangebot geben könnte, sagte Ploss. Er verwies jedoch auf das Wachstumspotenzial von etwa 9% im Jahr. Mit einer kleinen Delle sei zu rechnen, diese komme aber nicht so schnell. Zudem sei Infineon darin geübt, mit Nachfrageschwankungen umzugehen.

Markus Golinski, Portfoliomanager von Union Investment, hatte die Frage nach der Gefahr eines Ab­schwungs gestellt und von der wachsenden Sorge des Kapitalmarkts berichtet, die Party im zyklischen Halbleitergeschäft könnte schon bald zu Ende sein. Aktuell jedoch ist der „konjunkturelle und strukturelle Bedarf nach wie vor deutlich höher als Angebot“, wie Ploss berichtete. Besonders die Versorgungslage für die Autoindustrie werde bis weit in dieses Jahr hinein angespannt bleiben, sagte Marketingvorstand Helmut Gassel. Infineon könne die Liefersituation dank des Hochfahrens der Fertigung im neuen Werk in Villach (Österreich) Monat für Monat verbessern. Da­gegen werde damit gerechnet, dass die Lieferbeschränkungen seitens der Auftragsfertiger bis ins nächste Jahr dauern könnten.

Golinski von Union Investment und Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz dankten und würdigten Ploss, der seit 2007 im Vorstand und seit Oktober 2012 Vorsitzender ist. „Sie haben mit strategischem Weitblick dafür gesorgt, dass Infineon hervorragend aufgestellt ist, um von den Zukunftstrends Elektrifizierung und Digitalisierung überdurchschnittlich zu profitieren“, heißt es in einer Stellungnahme Golinskis. In der Zeit von Ploss als Vorstandschef habe der Aktienkurs von Infineon 650% an Wert gewonnen, damit den Dax um Längen geschlagen, wenn auch nicht den Philadelphia Semiconductor Index Sox.

Bergdolt erinnerte daran, dass der Aktienkurs von Infineon in den Jahren 2008 und 2009 unter einem Euro lag. „Sie haben ein stabiles Unternehmen aus Infineon gemacht“, sagte sie an Ploss gerichtet. „Sie waren wirklich erfolgreich.“

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