Digitales Lernen

Kahoot! lernt nicht nur für die Schule

Digitales Lernen ist spätestens seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie auch in Deutschland im Kommen. Wie das Statistische Bundesamt im Dezember mitteilte, haben im ersten Quartal 2020 fast drei von fünf Schülern im Alter von 10 bis 15 Jahren...

Kahoot! lernt nicht nur für die Schule

sp Berlin

Digitales Lernen ist spätestens seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie auch in Deutschland im Kommen. Wie das Statistische Bundesamt im Dezember mitteilte, haben im ersten Quartal 2020 fast drei von fünf Schülern im Alter von 10 bis 15 Jahren hierzulande auch digitale Lernplattformen genutzt. Das ist im Vergleich zum Vorjahr eine Versiebenfachung. Unter Schülern über 16 Jahren nutzten bereits knapp drei Viertel digitale Lernhilfen, was im Vergleich zum ersten Quartal 2019 immerhin eine Verdopplung bedeutete. Profitiert hat von dieser Entwicklung auch die norwegische Lernplattform Kahoot!, die gerade per IPO aus dem Wachstumssegment in das Hauptsegment der Börse Oslo umgezogen ist und mit einer Marktkapitalisierung von rund 4,5 Mrd. Euro zu den wertvollsten Edtech-Unternehmen zählt.

In Deutschland hat Kahoot! 2020 ein Nutzerwachstum von mehr als 40% verzeichnet, wie CEO Eilert Hanoa anlässlich des Starts der Mobil-App in deutscher Sprache erzählt. Von den insgesamt 1,5 Milliarden Nutzern im vergangenen Jahr wurden demnach 20 Millionen in Deutschland verzeichnet. Die Zahl der Lehrer sei hierzulande sogar um 70% auf 200000 gestiegen. Insgesamt sind 7,5 Millionen Lehrer auf der Plattform aktiv, die seit der Übernahme der finnischen Whiteboard für 6 Mill. Dollar vor einem Monat auch eine digitale Tafel zur Anwendung im Präsenz- wie im Online-Unterricht bereithält.

„Wir nehmen Unterschiede innerhalb Deutschlands wahr, was Infrastruktur und Mindset im Hinblick auf digitale Lernplattformen betrifft“, sagt Hanoa diplomatisch, als er auf Voraussetzungen und Bereitschaft für den digitalen Wandel im deutschen Bildungssystem angesprochen wird. Kahoot! wolle keine Lehrbücher ersetzen, betont der CEO. „Wir arbeiten mit großen Verlagen zusammen, um ihre Inhalte auf unsere Plattform zu bringen.“ Es gehe um die Ergänzung von Lehrmaterialien, die heute in der Klasse zur Anwendung kommen. „Es geht darum, das Lernen zum Erlebnis zu machen und mehr Engagement anzuregen.“ Darauf setzen nicht nur Schulen. Rund drei Fünftel des in Rechnung gestellten Jahresumsatzes von zuletzt etwas mehr als 45 (i.V. 13) Mill. Dollar stammen aus dem Geschäft mit Firmenkunden. Sie nutzen Kahoot! unter anderem im Personalmanagement, in der Compliance und im Vertrieb für die Mitarbeiterausbildung. Zu den Firmenkunden gehört unter anderem DHL, die Pakettochter der Deutschen Post. „Wir haben schon vor der Pandemie ein starkes Wachstum gesehen“, sagt der Firmenchef zu den Auswirkungen der Pandemie. Die Nutzung der Lernangebote, die sich sowohl an Schulen und Unternehmen als auch für das Selbststudium an private Nutzer richtet, habe sich im vergangenen Jahr aber verändert. Statt als digitales Werkzeug in Lernsituationen mit physischer Präsenz werde Kahoot! verstärkt in virtuellen Settings verwendet. „Wir erwarten, dass sich das so fortsetzt“, sagt Hanoa, der die Funktionalitäten der App deshalb auch mit dem Videodienst Zoom integrieren will.

Mit Softbank nach Asien

Insgesamt zählt Kahoot! aktuell rund 550000 zahlende Nutzer. Knapp 100000 davon gehen auf da Konto der Sprachlern-App Drops, die die Firma im Herbst übernommen hat. Zu den Investoren von Kahoot! zählt Softbank, die im Herbst rund 215 Mill. Dollar in das Unternehmen gesteckt hat und der Firma bei der Expansion nach Asien helfen soll.