RWE

Kein deutscher Aufbruch in Japans Meere

Beim Ausbau seiner weltweiten Windkraft-Kapazität hat der Stromriese RWE einen unerwarteten Rückschlag hinnehmen müssen.

Kein deutscher Aufbruch in Japans Meere

mf Tokio

Beim Ausbau seiner weltweiten Windkraft-Kapazität hat der Stromriese RWE einen unerwarteten Rückschlag hinnehmen müssen. Bei der Auftragsauktion für den bisher größten Offshore-Windpark in Japan kam der Essener Energiekonzern nämlich nicht zum Zug. Das Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie (METI) entschied sich überraschend gegen alle Bewerbungskonsortien mit ausländischer Beteiligung. Dabei sollte Japan, das ab diesem Jahr die Offshore-Windkraft bis 2030 von null auf 10 Gigawatt ausbaut, RWE zu frischem Wachstum verhelfen. Konzernchef Markus Krebber hatte im November angekündigt, mit Investitionen von 50 Mrd. Euro die Kapazität für Ökostrom bis 2030 zu verdoppeln. Bisher stammt noch knapp ein Drittel des RWE-Stroms aus Atom- und Kohlekraftwerken. Die Japan-Einheit von RWE Renewables hatte sich zusammen mit ihrem lokalen Partner Kyuden Mirai, der Ökostrom-Tochter des regionalen Versorgers Kyushu Electric, um den Zuschlag für beide Teile eines Windparks an der Nordwestküste der Hauptinsel Honshu beworben. Die Deutschen sahen sich im Vorteil: Sie hatten ihre Japan-Gesellschaft früher als Rivalen wie der dänische Offshore-Weltmarktführer Orsted ge­gründet. Zudem verfügen sie über mehr Größe und Erfahrung als die japanische Konkurrenz. Man bringe Kapital, Mitarbeiter, Technologien sowie Bau- und Betriebserfahrung mit, sagte Shinichi Kato, CEO von RWE Renewables Japan, der Börsen-Zeitung vor dem Bewerbungsschluss Ende Mai.

Doch das größte Teilprojekt, ein Windpark mit 65 Turbinen und einer Kapazität von 819 Megawatt (MW) vor der Stadt Yurihonjo, baut nun eine Gruppe aus Mitsubishi Corporation Energy Solutions, dem Handelshaus Mitsubishi, Venty Japan und C-Tech, ein Ableger des Stromversorgers Chubu Electric. Den zweiten Teil des Windparks mit 38 Turbinen und 479 MW Leistung vor der Stadt No­shi­ro baut die gleiche Gruppe, nur ohne Venty Japan. Ein drittes Projekt mit 391 MW und 31 Turbinen bei Chiba nahe der Tokioter Bucht, für das sich RWE nicht beworben hatte, geht an dasselbe Konsortium.

Die Konkurrenz war günstiger

Ein Konzernsprecher in Essen wollte auf Anfrage der Börsen-Zeitung das Auktionsergebnis nicht kommentieren. Doch eine deutsche Expertin für erneuerbare Energien in Japan zeigte sich wenig überrascht. „Japan will keine US-amerikanischen Verhältnisse, wo derzeit jedes Offshore-Windprojekt ausländischen Entwicklern gehört“, sagte Annette Bossler von Maine International Consulting. Als zweiten Entscheidungsfaktor nannte die Beraterin das niedrige Preisangebot der Mitsubishi-Gruppe, das laut METI-Angaben weit unter dem garantierten Einspeisetarif von 29 Yen (0,22 Euro) je Kilowattstunde lag. Auch die Wahl des Zulieferers könnte sich negativ für RWE ausgewirkt haben: „Man hat mit Turbinen von Vestas und Siemens auf das falsche Pferd gesetzt“, meinte Bossler. Mitsubishi will preislich meist günstigere Turbinen von General Electric installieren. Wesentliche Komponenten werden zudem von Toshiba in Japan gefertigt. Dagegen hadere das METI-Ministerium mit Vestas, sagte Bossler, weil deren japanischer Anteilseigner Mitsubishi Heavy keine eigenen Windkraft-Turbinen produzieren wolle.

Wertberichtigt Seite 6