Außenhandel

Made in Italy ist gefragt wie nie

Italienische Markenhersteller profitieren von einer hohen Nachfrage aus Deutschland und China und steuern auf Exportrekorde zu.

Made in Italy ist gefragt wie nie

bl Mailand

Made in Italy ist international gefragt wie nie und steuert auf Rekordausfuhren von 500 (i.V. Mrd. Euro im Jahr zu. Das wäre mehr als im bisherigen Rekordjahr 2019 mit 480 Mrd. Euro. Vor allem die Ausfuhren von Lebensmitteln und Getränken, der Metallindustrie, der Jachtenproduzenten, aber auch der Möbelindustrie, des Maschinenbaus, der Elektronikbranche und der Transportmittel legen massiv zu. Zweistellige Zuwachsraten verzeichnet Italien beim Export nach Deutschland und China. Rückläufig sind nur die Verkäufe nach Indien und Großbritannien.

Der Lebensmittelsektor, der für etwa 12,5 % des Bruttoinlandsprodukts des Landes steht, hat seine Ausfuhren im ersten Halbjahr gegenüber Vorjahr um 16% gesteigert. Die Branche, die 2019 etwa 145 Mrd. Euro umsetzte, erwartet 2021 ein Ausfuhrvolumen von mehr als 50 (i.V. 46) Mrd. Euro. Neben dem Süßwarenriesen Ferrero (Nutella), der in den letzten zehn Jahren auch durch Übernahmen international massiv gewachsen ist, 12,3 Mrd. Euro umsetzt und sein Angebot stark erweitert hat, gehören der Spirituosenkonzern Campari, der Nudelhersteller Barilla oder Parmalat zu den Gewinnern und setzen auf den Export. Kaffeeproduzenten expandieren teilweise mit Partnern vor allem in den lukrativen US-Markt: Das gilt etwa für Illy mit Rhone Capital, Lavazza oder Caffé Vergnano, wo Coca-Cola mit 30% eingestiegen ist. Die Lebensmittelkette Eataly zählt mittlerweile 41 Häuser in 16 Ländern und will jetzt auch mit der nachhaltigen Kaufhauskette Green Pea international punkten.

Auch die Weinausfuhren boomen: Die Ausfuhren dürften dieses Jahr ein Volumen von mehr als 7 Mrd. Euro erreichen, hieß es bei der Weinmesse Vinitaly in Verona. Die guten Perspektiven haben auch den Appetit von Investoren geweckt: Der sizilianische Weinproduzent Donnafugata hat zuletzt mehrere Güter am Ätna erworben, der Fonds Clessidra hat sich ein kleines Wein-Imperium mit einem Umsatz von 350 Mill. Euro zugelegt.

Zu den Gewinnern im Markt gehören auch die Audi-Tochter Lamborghini, die bis 2024 rund 1,5 Mrd. Euro vor allem in Nachhaltigkeit investieren will und den Absatz im Halbjahr stark gesteigert hat sowie der Börsenstar Ferrari, der ebenfalls auf Super-Boliden setzt und die Verkaufszahlen im ersten Halbjahr um 32% auf 5456 Einheiten erhöht hat – bei einer Marge von 26,5%. Zu den Hauptkunden zählen die USA, Deutschland und China. Und Europas größter Zweiradhersteller Piaggio eilt von einem Exportverkaufsrekord zum anderen: Der Vespa-Hersteller profitiert davon, dass viele Menschen Angst haben, öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen.

Italienische Unternehmen sind mittlerweile auch mit Übernahmen aktiv geworden. Der Landwirtschafts-, Bau- und Nutzfahrzeugkonzern CNH Industrial hat gerade für mehr als 2 Mrd. Euro die amerikanische Rave Industries, einen Spezialisten für Präzisionslandwirtschaft, übernommen und will im Januar die Nutzfahrzeugsparte Iveco Group ausgliedern und separat an die Börse bringen. Der Landwirtschaftsmaschinenbauer Comer Industries hat die deutsche Walterscheid Powertrain Group (WPG) erworben, kommt nun auf einen Umsatz von fast 800 Mill. Euro und will vor allem in Asien wachsen. Der börsennotierte neapolitanische Autozulieferer Adler Pelzer schließlich hat nach der Übernahme des Akustikgeschäfts der französischen Faurecia 73,25% an der bisher in Frankfurt notierten STS-Gruppe gekauft.

Wären da nicht die Lieferengpässe bei der Materialversorgung und bei Chips sowie das Fehlen dringend benötigter und gut ausgebildeter Fachkräfte könnten die Ausfuhren sogar noch stärker steigen. Die Stellantis-Tochter Maserati begründete die Verschiebung des Starts des neuen SUVs Grecale von November auf das kommende Frühjahr mit den Engpässen auf dem Markt. Und auch die Stellantis-Werke in Italien produzieren nur sehr geringe Stückzahlen.

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