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Magna greift nach Veoneer

Der wachsende Bedarf an aufwendigen Fahrerassistenzsystemen für Autos mischt die Zulieferbranche auf. Magna will den kleineren schwedischen Sicherheitsspezialisten Veoneer für insgesamt 3,8 Mrd. Dollar schlucken.

Magna greift nach Veoneer

sck München

Der Wandel in der Technologie und die wachsende Vernetzung bringen die Branche der Autozulieferer weltweit zunehmend in Bewegung. Der österreichisch-kanadische Autozulieferer Magna übernimmt nun den kleineren schwedischen Wettbewerber Veoneer für 3,8 Mrd. Dollar. Magna will mit dem Erwerb des Spezialisten aus Stockholm ihr Geschäft mit Fahrerassistenzsystemen erweitern. Magna zahle 31,25 Dollar je Aktie in bar, teilten die beiden Unternehmen mit.

Die Aktie von Veoneer sprang zum Wochenschluss um über die Hälfte auf knapp 31 Dollar. Das entspricht einem Marktwert von 3,2 Mrd. Dollar. Manga beziffert den Wert des Zukaufs auf 3,3 Mrd. Dollar inklusive Barmittel und Nettoschulden. Mit dem Neuerwerb baut Magna vor allem ihr Geschäft in Asien aus. Veoneer ist auf automobile Sicherheitstechnologie ausgerichtet. Der Käufer erwartet nach eigenen Angaben jährliche Kostensynergien von rund 100 Mill. Dollar. Diese sollen nach den Plänen der Magna-Führung von 2024 an voll zu Buche schlagen. Zusammen hätten die beiden Unternehmen im vergangenen Jahr mit hoch entwickelten Fahrerassistenzsystemen (ADAS) pro forma einen Umsatz von 1,2 Mrd. Dollar erzielt.

Ehrgeiziges Wachstumsziel

Magna will die Übernahme bis Ende dieses Jahres abschließen. Beide Seiten verständigten sich auf die finanziellen Details der Transaktion. Die zuständigen Gremien beider Unternehmen hätten bereits zugestimmt, hieß es.

Fahrerassistenzsysteme spielen im Automobilsektor eine immer größere Rolle. Denn die Fahrzeuge werden zunehmend mit Elektronik und Sensortechnik ausgestattet, um in der Zukunft sogar vollautonomes Fahren zu ermöglichen. Die Margen in diesem Segment dürften daher sukzessive steigen. Auf genau dieses Wachstumsfeld setzt Magna. Der Konzern mit Hauptsitz in Aurora im kanadischen Bundesstaat Ontario bezeichnet sich als weltweit drittgrößten Automobilzulieferer. Im vergangenen Jahr setzte das Unternehmen rund 40 Mrd. Dollar um.

„Das komplementäre Technologieangebot, die Kundenbasis und die geografische Ausdehnung von Veoneer passen hervorragend zu unserem ADAS-Geschäft“, ließ sich Magna-Konzernchef Swamy Kotagiri in einer Mitteilung zitieren. „Die Transaktion bringt für die Aktionäre von Veoneer einen signifikanten Mehrwert“, sagte Veoneer-CEO Jan Carlson. Zuvor wurde im Markt bereits spekuliert, dass Magna ein Auge auf Veoneer werfen könnte.

Im ADAS-Bereich hat sich Magna ehrgeizige Ziele gesetzt. Bis 2023 soll der Umsatz des Segments um über ein Fünftel im Vergleich zu 2020 zulegen. Mit dem Erwerb des schwedischen Anbieters ist Kotagiri auf Kurs, dies zu erreichen.

Zielobjekt schreibt tiefrot

Veoneer ist zwar ein aufstrebendes Unternehmen, schreibt allerdings tiefrote Zahlen. Wenige Stunden nach der angekündigten Übernahme hat der Konzern seine Zwischenbilanz vorgelegt. In der ersten Hälfte des laufenden Jahres steigerte Veoneer den Umsatz um fast die Hälfte auf 816 Mill. Dollar. Der operative Fehlbetrag wuchs um 10 Mill. auf 196 Mill. Dollar. Das entspricht einer operativen Marge von −24 (i.V. −34)%. Der Cash-flow im laufenden Geschäft beträgt −179 (−116) Mill. Dollar.

Offensichtlich braucht Veoneer einen finanzkräftigen Partner, der die ambitionierte, aber teure Expansion stemmt. Mit Magna als neuen Eigentümer wurden die Schweden nun fündig. Veoneer ging erst vor drei Jahren als Spin-off aus der Elektroniksparte von Autoliv hervor. Die Firma ist an der New Yorker Börse und an der US-Technologiebörse Nasdaq notiert.

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