Start-ups

Mehr Wagniskapital denn je

Im ersten Quartal ist das Volumen der Venture-Capital-Finanzierungen für deutsche Start-ups laut Datenanbieter Refinitiv auf den höchsten bisher verzeichneten Stand gestiegen.

Mehr Wagniskapital denn je

cru Frankfurt

Deutsche Jungunternehmen sammeln mehr Wagniskapital ein denn je. Im ersten Quartal ist das Volumen der Venture-Capital-Finanzierungen für deutsche Start-ups laut Datenanbieter Refinitiv auf den höchsten bisher verzeichneten Stand gestiegen. Von Januar bis März sammelten die Firmen bei 165 Deals 2,2 Mrd. Euro ein – fast doppelt so viel wie im vierten Quartal 2020 (1,2 Mrd. Euro) mit 104 Deals.

Damit belegt Deutschland den zweiten Platz hinter Großbritannien, wo Jungunternehmen in 206 Finanzierungsrunden 4 Mrd. Euro erhielten. Auf Platz 3 folgt Frankreich mit 99 Runden und einem Gesamtwert von 1,1 Mrd. Euro.

Deutsche Unternehmen waren an zwei der zehn größten Venture-Capital-Deals in Europa beteiligt. Der größte Deal war die 245-Mill.-Euro-Finanzierungsrunde für den 10-Minuten-Lieferdienst Gorillas aus Berlin, gefolgt von einem Investment über 200 Mill. Euro in den Elektro-Roboter-Hubschraubertaxi-Hersteller Volocopter. Der drittgrößte Venture-Capital-Deal war das Investment in den Transport-Service-Vermittler Sennder mit 132 Mill. Euro.

Der aktivste deutsche Investor war die von den Samwer-Brüdern gegründete Beteiligungsgesellschaft Global Founders Capital, die 98 Mill. Euro in 22 Deals investierte. An zweiter und dritter Stelle folgen der halbstaatliche High-Tech Gründerfonds (HTGF) mit Investments von 6,2 Mill. Euro in 15 Deals und der Risikokapitalgeber HV Holtzbrinck Ventures mit 52 Mill. Euro in zwölf Deals.

Europaweit beliefen sich die Wagniskapitalaktivitäten in den ersten drei Monaten des Jahres 2021 auf insgesamt 11,7 Mrd. Euro, die in 644 Runden eingesammelt wurden. Dies bedeutete im Vergleich zum selben Quartal 2020 einen Anstieg um 128% beim Transaktionswert und einen Anstieg um 61% beim Transaktionsvolumen. Damit übertrifft das erste Quartal 2021 den erst kürzlich verzeichneten Transaktionswert von 7,5 Mrd. Euro, der das vierte Quartal 2020 zum bisher stärksten Einzelquartal machte. Bezogen auf die Anzahl der Transaktionen ist das erste Quartal 2021 das aktivste Vierteljahr seit den 746 Runden von Oktober bis Dezember 2006.

Laut Refinitiv-Deutschlandchef Carl-Johan von Uexküll verzeichneten die deutschen VC-Investitionen „einen herausragenden Start in das Jahr 2021 und sind nach der starken Performance im vorhergehenden Quartal weiter gewachsen“. „Die Wirtschaft erholt sich, und zuversichtliche Investoren in Deutschland und ganz Europa investieren Kapital in Start-ups, als gäbe es kein Morgen.“

Nach Angaben der techfokussierten Investmentboutique Clipperton ist die Finanzierung in den letzten Jahren stark angestiegen und lag bei 4 Mrd. Euro für 2020 – im Vergleich zu 1,5 Mrd. Euro im Jahr 2015. Dementsprechend gibt es in der deutschsprachigen Region aktuell 32 sogenannte „Einhörner“, und die Zahl der Unternehmen mit einer Bewertung von mehr als 1 Mrd. Dollar wächst immer schneller – allein in den ersten drei Monaten 2021 erreichten hierzulande acht Unternehmen den Einhorn-Status. Außerdem gibt es aktuell 102 hiesige Technologieunternehmen, die mehr als 50 Mill. Euro an Gesamtfinanzierung erhalten haben und somit bereits in der nahen Zukunft potenzielle Einhorn-Kandidaten sein könnten.