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Milliarden­vergleich im Opioid-Streit

Im Rechtsstreit mit US-Gemeinden und -Bundesstaaten um die Auswirkungen süchtig machender Schmerzmittel haben sich vier große US-Pharmakonzerne auf einen außergerichtlichen Milliardenvergleich verständigt. Die drei größten amerikanischen...

Milliarden­vergleich im Opioid-Streit

nok New York

– Im Rechtsstreit mit US-Gemeinden und -Bundesstaaten um die Auswirkungen süchtig machender Schmerzmittel haben sich vier große US-Pharmakonzerne auf einen außergerichtlichen Milliardenvergleich verständigt. Die drei größten amerikanischen Medikamentengroßhändler McKesson, AmerisourceBergen und Cardinal Health sowie der Pharmahersteller Johnson & Johnson werden laut der vorläufigen Vereinbarung bis zu 26 Mrd. Dollar (22 Mrd. Euro) zahlen. Das gaben die Justizminister mehrerer Bundesstaaten am Mittwoch bekannt. Sollte das Abkommen in der vereinbarten Fassung in Kraft treten, würden Tausende von Städten, Gemeinden und Bundesstaaten ihre Klagen gegen die Unternehmen fallen lassen und sich verpflichten, keine weiteren Klagen zu erheben.

Der Vergleich sieht vor, dass die drei Großhändler gemeinsam bis zu 21 Mrd. Dollar über einen Zeitraum von 18 Jahren zahlen. Johnson & Johnson soll 5 Mrd. Dollar über neun Jahre beisteuern. Die Beträge könnten niedriger ausfallen, falls nicht genügend Bundesstaaten dem Vergleich beitreten sollten. Die Aktienkurse der vier Unternehmen waren in den vergangenen Tagen gestiegen, nachdem Gerüchte über einen bevorstehenden Vergleich aufgekommen waren. Am Donnerstag gaben die Kurse im frühen Handel an der New Yorker Börse wieder etwas nach.

Die vier Konzerne wurden beschuldigt, mit Schmerzmitteln zur grassierenden Medikamentenabhängigkeit in den Vereinigten Staaten beigetragen zu haben. Pharmaherstellern wird vorgeworfen, ihre Schmerzmittel weit über das medizinisch Notwendige hinaus vermarktet zu haben. Großhändler und Apotheken werden beschuldigt, den massenhaften Strom von Pillen nicht ausreichend eingedämmt zu haben. Die Opioid-Krise, die in den USA bereits eine halbe Million Todesopfer gefordert hat, hat sich im Zuge der Pandemie weiter verschärft. Die Zahl der Todesfälle in den USA aufgrund einer Opioid-Überdosis war nach offiziellen Angaben 2020 gegenüber dem Vorjahr um 37% gestiegen.

Die Unternehmen wehrten sich gegen die Vorwürfe und argumentierten, sie hätten ein medizinisch notwendiges und staatlich reguliertes Produkt hergestellt und vertrieben. McKesson, AmerisourceBergen und Cardinal sagten in einer gemeinsamen Erklärung jedoch, dass der Vergleich ein wichtiger Schritt ist, um „den Gemeinden in den Vereinigten Staaten bedeutsame Erleichterung zu verschaffen“. Die Bundesstaaten können das Geld nicht dazu verwenden, allgemeine Haushaltslöcher zu stopfen, wie sie es nach einem 206-Mrd.-Dollar-Vergleich mit Tabakkonzernen in den 1990er Jahren getan hatten. Der Großteil des Geldes muss für soziale Dienste ausgegeben werden, um die Schäden der Opioidabhängigkeit zu bekämpfen, darunter Behandlungsprogramme oder Aufklärung.

Wertberichtigt Seite 8