Insolvenz

Nächster Akt im Eyemaxx-Drama

Der Immobilienprojektentwickler Eyemaxx ist mit seinem Insolvenzverfahren nach Österreich entfleucht. Für Anleihegläubiger hat das unangenehme Konsequenzen.

Nächster Akt im Eyemaxx-Drama

hek Frankfurt

Der Projektentwickler Eyemaxx Real Estate erweitert die ohnehin schon lange Liste ausfallender Mittelstandstandsbonds in Deutschland. Der Fall ist brisant, weil das Unternehmen seinen Sitz in Deutschland hat, aber ein Insolvenzverfahren nach österreichischem Recht anstrebt. Anleihegläubigern drohen gravierende Nachteile.

In der vergangenen Woche hat Eyemaxx ein sogenanntes Sanierungsverfahren in Österreich beantragt. „Der Grund hierfür kann nur sein, dass sich für die Gesellschaft wesentliche Vorteile ergeben, sehr zum Nachteil der Anleihegläubiger“, mutmaßt die Beratungsgesellschaft One Square Advisory Services, die nach eigenen Angaben „einen hervorragenden Track Record“ bei der Vertretung von Bondhaltern in Restrukturierungen und Insolvenzverfahren hat. Auf der juristischen Seite ist die Anwaltskanzlei Heuking Kühn Lüer Wojtek im Boot. Zusammen wollen sie die Vertretung der Anleihegläubiger organisieren und im Insolvenzverfahren übernehmen.

Am vergangenen Freitag hat das Landesgericht Korneuburg bei Wien das Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung eröffnet. Bei diesem Prozedere handelt es sich um ein Insolvenzverfahren, das laut One Square gewisse Parallelen zum deutschen Schutzschirmverfahren aufweist. Geplant sei, die Bondgläubiger mit 20% ihrer Forderungen abzufinden, zahlbar innerhalb von drei Jahren. Dies entspreche der gesetzlichen Mindestquote. Gläubiger müssten dann 80% ihrer Forderung in den Wind schreiben.

Eyemaxx ist am Anleihemarkt mit drei deutschen Minibonds vertreten, die bis 2023, 2024 und 2025 laufen. Das ausstehende Volumen liegt nach Angaben auf der Homepage der Börse Stuttgart in Summe bei 125 Mill. Euro. Als Zielgruppe werden im Basisinformationsblatt Kleinanleger genannt. Zwei Bonds sind auf Kurse zwischen 11% und 12% abgestürzt, während die Anleihe 2020/25 noch bei 47% notiert, da sie mit Immobilien besichert ist. Offizieller Sitz von Eyemaxx ist Aschaffenburg, doch operativ ist der Projektentwickler in Leopoldsdorf bei Wien zu Hause. Großaktionär ist der Gründer und bisherige Alleinvorstand Michael Müller, dem kurz vor dem Gang zum Gericht mit Kurt Rusam ein zweiter Vorstand an die Seite gestellt wurde. Laut den Angaben auf der Homepage hält Müller noch 19,8% der Aktien.

Kein gemeinsamer Vertreter

Für alle drei Bonds hat One Square ein Einberufungsverlangen für eine Gläubigerversammlung gestellt. Der Berater geht davon aus, dass Eyemaxx das Sanierungsverfahren „von langer Hand“ vorbereitet hat. Darauf deuteten die eng gesetzten Termine und Fristen hin, mit denen zeitnah Fakten geschaffen werden sollten. Die Erfahrung mit österreichischen Insolvenzverfahren zeige, dass die Rechte deutscher Anleihegläubiger in einer deutschen Insolvenz einfacher geltend zu machen und sehr viel besser durchsetzbar seien. So sehe das österreichische Recht für eine deutsche Anleihe keinen gemeinsamen Vertreter vor, der die Rechte der Gläubiger geltend macht. Folglich müsse jeder Bondinhaber seine Forderung individuell anmelden und individuell einen Vertreter bevollmächtigen, was viel Aufwand insbesondere für kleinere Gläubiger sei.

Als „Gegenmaßnahme“ hat One Square beim Amtsgericht Aschaffenburg einen Fremdinsolvenzantrag gestellt. Sollte das Amtsgericht das hilfsweise beantragte Sekundär­insolvenzverfahren eröffnen, würden die Eyemaxx-Assets in Deutschland auch hier verwertet und nicht unter den österreichischen Sanierungsplan fallen, erläutert One Square.

Das Drama um Eyemaxx hat sich seit Monaten abgezeichnet. Vor gut zwei Wochen musste das Unternehmen einräumen, dass es fällige Zinsen für einen der Bonds nicht bezahlen kann (vgl. BZ vom 26. Oktober). Damit wurde klar, dass kurzfristig der finanzielle Kollaps droht. Den Zahlungsverzug begründete das Management mit nicht eingegangenen Zuflüssen aus Projektverkäufen im mittleren einstelligen Millionenbereich sowie deren gescheiterter Refinanzierung. Zuvor hatte Eyemaxx den Gläubigern von zwei Minibonds eine Absenkung der Mindesteigenkapitalquote abgerungen, weil sich daran ein Sonderkündigungsrecht knüpfte, und auch beim dritten Bond wurden Konditionen geändert. Mit der Änderung der Anleihebedingungen wollte Firmenchef Müller verhindern, „dass Eyemaxx den kurzfristigen Schwankungen von Projektbewertungen bzw. deren Auswirkungen auf die Eigenkapitalquote ausgeliefert ist“. Die Corona-Pandemie schlägt vor allem auf Hotelprojekte des Unternehmens durch.

Derweil steht der Jahresabschluss 2019/20 weiter aus. Die letzte offizielle Mitteilung dazu datiert von Ende Mai 2021, das Geschäftsjahr endete am 31. Oktober 2020. Bei den Verzögerungen spielen Differenzen über die Bewertung von Immobilienprojekten eine zentrale Rolle. Die Aktie wird im General Standard der Frankfurter Börse gehandelt. 2019 startete Eyemaxx ein Zweitlisting an der Wiener Börse.

VST-Firmen insolvent

Mit dem Bauzulieferer VST Building Technologies steht ein weiterer Minibond-Emittent unter spezieller Beobachtung. Die Researchfirma SRC machte Ende Oktober ein „deutlich erhöhtes Risiko für einen Insolvenzfall“ aus. Denn die Probleme von Eyemaxx würden sich sehr wahrscheinlich deutlich auf Geschäfte und Finanzen von VST niederschlagen. VST versicherte daraufhin, nicht zahlungsunfähig zu sein. Beide Unternehmen sind geschäftlich und personell über den VST-Aufsichtsratschef und Eyemaxx-Gründer Müller verbunden. Mitte Oktober kündigte die dänische Vertriebsgesellschaft von VST Insolvenz an, vor wenigen Tagen folgte Premiumverbund Bau in Hamburg, eine 49,4-%-Beteiligung von VST.

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