Energiewende

Neuer Schwung für den Ausbau der Windenergie

Im vergangenen Jahr wurde brutto knapp 50% mehr Windenergie an Land in Deutschland zugebaut als noch 2022. Den politischen Ambitionen hinkt die Branche trotzdem noch hinterher.

Neuer Schwung für den Ausbau der Windenergie

Neuer Schwung für den Ausbau der Windenergie

Zubau von Windrädern an Land steigt 2023 um knapp 50 Prozent – Politische Ziele werden aber wohl auch 2024 verfehlt

ahe Berlin

Der Ausbau der Windenergie hat 2023 weiter an Fahrt aufgenommen und damit seinen positiven Trend der Vorjahre fortgesetzt. Nach Angaben des Bundesverbands Windenergie (BWE) und des Energieanlagenbau-Verbands VDMA Power Systems wurden im vergangenen Jahr an Land 745 neue Windräder mit einer Leistung von insgesamt knapp 3,6 Gigawatt (GW) in Deutschland gebaut. Damit bleibt die Branche zwar weiterhin hinter den Spitzenjahren 2014 bis 2017 zurück. Der Bruttozubau lag aber um knapp 50% über dem des Vorjahres. Und die neuen Genehmigungen lagen sogar bei einem Volumen von 7,5 GW. Die knapp 1.400 neu genehmigten Anlagen bedeuteten gegenüber dem Vorjahr ein Plus von 73%. Für 2024 rechnet die Branche mit einem Zubau von über 4 GW.

BWE-Präsidentin Bärbel Heidebroek und VDMA-Geschäftsführer Dennis Rendschmidt zeigten sich bei der Präsentation der Ergebnisse grundsätzlich zufrieden mit der Entwicklung und verwiesen auch darauf, dass die von der Bundesregierung angestoßenen Maßnahmen zu wirken begännen. Beide verwiesen zugleich aber auch auf die weiterhin bestehende Lücke zu den politischen Zielen: Das Erneuerbare-Energien-Gesetz sieht für 2024 eigentlich bereits einen Ausbaupfad bei der Windenergie an Land auf 69 GW vor. Ende 2023 waren 61 GW erreicht. In diesem Jahr könnten es gut 65 GW werden.

Wichtigste Komponente bleibt Onshore-Wind

Die Pläne der Bundesregierung sehen vor, dass 2030 mindestens 80% der deutschen Stromproduktion aus erneuerbaren Energien kommen soll. Onshore-Wind spielt dabei die wichtigste Rolle. 2030 sollen Windräder an Land mit einer Leistung von 115 GW installiert sein. Im vergangenen Jahr hatte Onshore-Wind mit 26,5% bereits den größten Anteil am deutschen Stromerzeugungsmix.

Der Global Wind Energy Council (GWEC) rechnet in seiner aktuellen Prognose mit einem weltweiten Onshore-Zubau von rund 105 GW für dieses Jahr und von 465 GW im Zeitraum bis 2027. Als den mit Abstand größten Wachstumsmarkt schätzt der Verband China ein mit einem geschätzten Zubau in den vier Jahren von 241 GW. Europa (87 GW) und die USA (50 GW) bleiben hier deutlich zurück.

Deutliche regionale Unterschiede

Rendschmidt warnte in diesem Zusammenhang, dass die deutschen und europäischen Hersteller sich in einem ungleichen Wettbewerb mit den weitgehend staatlich unterstützten Unternehmen aus China befänden. In den USA würden die Wettbewerber zudem über den Inflation Reduction Act großzügig bezuschusst.

BWE-Präsidentin Heidebroek forderte die Bundesregierung auf, den gemeinsam mit den Ländern im November beschlossenen Beschleunigungspakt so schnell wie möglich umzusetzen. Zu den großen Bremsen zählt die Branche weiterhin die Zahl der zugewiesenen Flächen und die noch immer langsamen Genehmigungsverfahren, auch für den Transport von Windrädern beziehungsweise einzelnen Teilen über die Autobahn. Solche Transportgenehmigungen dauern in den Niederlanden lediglich 15 Tage, in Deutschland hingegen drei bis vier Monate.

Regionales Ungleichgewicht

Hinzu kommt, dass der Zubau in Deutschland insbesondere in den südlichen Bundesländern weiterhin nicht recht in Schwung kommt. Rund 70% der installierten Onshore-Leistung in Deutschland summieren sich auf nur fünf Bundesländer: Niedersachsen, Brandenburg, Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt. An diesem regionalen Ungleichgewicht hat auch das abgelaufene Jahr nichts geändert.

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