Künstliche Intelligenz

Nvidia stellt sich für Fortsetzung des KI-Booms auf

Nvidia will KI-Anwendungen über neue Versionen ihrer Grafikprozessoren für PC-Nutzer breiter zugänglich machen. Damit nimmt der Fokus des Konzerns auf das Trendthema künstliche Intelligenz zu.

Nvidia stellt sich für Fortsetzung des KI-Booms auf

Nvidia stellt sich für Fortsetzung des KI-Booms auf

Chipdesigner rückt im Rahmen der Elektronikmesse CES generative Anwendungen auch abseits des Geschäfts mit Datenzentren ins Rampenlicht

xaw New York

Nvidia will KI-Anwendungen über neue Versionen ihrer Grafikprozessoren für PC-Nutzer breiter zugänglich machen. Damit nimmt der Fokus des Konzerns auf das Trendthema künstliche Intelligenz auch abseits des Datenzentren-Geschäfts zu, in dem geopolitische Spannungen verstärkt zum Hindernis werden.

Der Chipdesigner Nvidia will sein Momentum nach dem Boomjahr 2023 nicht abreißen lassen – und erhöht seinen Fokus auf künstliche Intelligenz noch. Im Umfeld der Elektronikmesse CES in Las Vegas stellte der Konzern drei neue Desktop-Grafikprozessoren vor, mit denen Videospieler, Designer und andere Computernutzer direkt über ihre PCs auf KI-Anwendungen zugreifen können, statt über das Internet angebotene Programme anzusteuern. Ersteres gilt als sicherer und effizienter als Letzteres.

Auch Konkurrenten wie Intel haben den KI-PC als Produkt auserkoren, das ein neues Zeitalter in der Computerbranche einläuten soll. Nvidia will die Wettbewerber nun hinsichtlich der Auflösung und Performance ausstechen, wie es bereits bei Hochleistungsprozessoren für generative Software in Datenzentren gelungen ist. Der Nachfrageschub bei diesen Chips, den Tech-Riesen wie Alphabet und Microsoft befeuern, hat der Nvidia-Aktie 2023 eine Rekordrally beschert. In deren Zuge ist der US-Designer in den Kreis der Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von über 1 Bill. Dollar aufgestiegen.

Datenzentren treiben Nvidia

Durch die Fokussierung auf das Geschäft mit Datenzentren hat Nvidia weit weniger unter der Flaute am PC-Markt gelitten, die auf den Aufschwung zur Hochphase der Corona-Pandemie folgte. Beliefen sich die Datenzentren-Erlöse 2018 noch auf 1,93 Mrd. Dollar, rechnen vom Datendienst Factset befragte Analysten für das noch laufende Fiskaljahr 2024 mit einem Sprung auf 45,51 Mrd. Dollar. Bis 2026 sollen die Erlöse in der Sparte auf mehr als 91 Mrd. Dollar explodieren. Damit würden sie einen Anteil von 86% am konzernweiten Umsatz generieren. Die Gaming-Sparte, über lange Jahre das entscheidende Wachstumszugpferd, käme nach 57% im Jahr 2018 nur noch auf 11%.

Doch auch in diesem Segment soll die Fokussierung auf KI-Produkte nun also zunehmen. Gleiches gilt für die Automobildienst-Sparte, die im Geschäftsjahr 2024 gemäß Factset rund 1,1 Mrd. Dollar erlösen dürfte. Auf der CES haben mehrere Nvidia-Partner aus der Fahrzeugbranche, darunter Mercedes-Benz, Konzeptmodelle für das autonome Fahren vorgestellt, die mit KI-Technologie des US-Designers ausgestattet sein sollen.

Die Sorge der Wall Street davor, dass die Abhängigkeit vom KI-Boom Nvidia anfällig für Rückschläge macht, hält sich in Grenzen. Schließlich befänden sich selbst Cloud-Computing-Riesen wie Amazon noch in der Frühphase ihrer KI-Entwicklung, Analysten erwarten in der Folge einen anhaltenden Nachfrageschub bei Spezialprozessoren.

Hoher freier Cashflow

Hinzu kommt, dass die von Factset befragten Analysten ihre Prognosen für den Gewinn pro Aktie angehoben haben – auf Basis dieser Schätzungen ist das Nvidia-Papier nun so günstig wie seit fast fünf Jahren nicht. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 26 war der Titel zuletzt niedriger bewertet als der Halbleiter-Sektorindex der Philadelphia Stock Exchange.

Auch der hohe freie Cashflow macht den Chipdesigner attraktiv für Investoren. BofA Securities geht davon aus, dass der Konzern in den Kalenderjahren 2024 und 2025 mehr als 30 Mrd. Dollar an liquiden Mitteln in Aktienrückkäufe stecken dürfte und rund 70 Mrd. Dollar für Zukäufe zur Verfügung haben wird, um das Umsatzprofil weiter zu schärfen.

Risiken für den KI-Boom

Allerdings hebt Nvidia selbst geopolitische Risiken für den KI-Boom hervor, vor allem die Effekte ausgeweiteter Beschränkungen der US-Regierung auf Auslieferungen nach China und in Länder wie Saudi-Arabien. „Wir erwarten, dass unsere Verkäufe in diese Zielmärkte im vierten Quartal des Fiskaljahres 2024 signifikant zurückgehen werden“, räumte Nvidia-Finanzchefin Colette Kress bei der jüngsten Zahlenvorlage im November ein. Der Absatz in den Regionen habe zuletzt beständig 20 bis 25% zu den Datencenter-Erlösen des Unternehmens beigetragen.

Nvidia hatte auf erste Ausfuhrbeschränkungen hin weniger leistungsfähige Chips für den chinesischen Markt fertigen lassen, benötigt nun aber selbst für diese Exportlizenzen. Insider Intelligence kritisiert, dass der Konzern mit der Entwicklung gesonderter Halbleiter für den Vertrieb in der Volksrepublik Kapazitäten binde, die andernorts benötigt würden.

Zudem sind Chinas Cloud-Riesen offenbar weniger scharf auf die gedrosselten Nvidia-Chips als angenommen. So haben die Tech-Konzerne Alibaba und Tencent gegenüber dem US-Designer laut Insidern angedeutet, dass sie im laufenden Jahr geringere Mengen seiner Halbleiter bestellen werden als vor der Ausweitung des US-Banns geplant. Für Nvidia liegt die Hoffnung darauf, dies über die starke Nachfrage im US-Markt und einen KI-Boom im PC- und Automobilgeschäft kompensieren zu können.

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