Listing

Ölriese CNOOC zapft Heimatbörse an

Beim Zweitlisting in Schanghai will der chinesische Ölkonzern gut 5 Mrd. Dollar einspielen. Das Unternehmen dürfte gezwungen sein, vom Kurszettel der New Yorker Börse zu verschwinden.

Ölriese CNOOC zapft Heimatbörse an

nh Schanghai

Vor dem Hintergrund einer anstehenden Verbannung von der New Yorker Börse will sich die staatskontrollierte Ölfördergesellschaft China National Offshore Oil Corporation (CNOOC) neue Kapitalquellen auf dem chinesischen Festlandmarkt erschließen. Laut einer jüngsten Mitteilung plant CNOOC ein Zweitlisting an der Börse Schanghai, das zu einer maximalen Mittelaufnahme von umgerechnet 5,4 Mrd. Dollar (4,6 Mrd. Euro) führen soll. Die neuen Mittel sollen vor allem der Entwicklung von laufenden Öl- und Erdgas-Förderprojekten im südchinesischen Meer sowie in Guyana, einem Nachbarstaat zum erdölreichen Venezuela, zugutekommen.

Freude in Hongkong

CNOOC führt ihr Primärlisting an der Hongkonger Börse. Dort reagierte die Aktie am Montag ausnehmend positiv auf die Ankündigung und verbuchte einen Tagesgewinn von 5,1%. Die Anleger können nach bisherigen Erfahrungen mit vergleichbaren Manövern damit rechnen, dass allgemein höhere Bewertungsrelationen im Handel auf dem chinesischen Festland auch positiv auf die Preisbildung am Hongkonger Markt abfärben. Trotz wieder anziehender Ölpreise hat die CNOOC-Aktie zu­letzt wenig Freude gemacht und liegt noch immer gut 40% unter dem Niveau vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie.

Die Entscheidung für die Flankierung des Hongkonger Listings mit einer Notierung auf dem Festland kommt nicht sonderlich überraschend. In den vergangenen Monaten haben auch andere chinesische Staatskonzerne, die von US-Behörden zu einer Aufgabe ihrer bisherigen Zweitnotierung an der New York Stock Exchange (Nyse) gezwungen worden sind, sich zum flankierenden „Heimkehrer-Listing“ entschlossen. Zuletzt im August spielte der Festnetzriese China Telecom mit der Notierung in Schanghai gewaltige 7,3 Mrd. Dollar ein.

China Telecom war zusammen mit den beiden anderen Staatsriesen China Mobile und China Unicom im Mai im Rahmen eines Delisting-Verfahrens vom Kurszettel an der Nyse entfernt worden. Dahinter steht eine auf den vorherigen US-Präsidenten Donald Trump zurückgehende Verfügung, dass US-Anleger keine Engagements bei chinesischen Unternehmen tätigen dürfen, denen enge Verbindungen zum Militär nachgesagt werden oder die anderweitig als Sicherheitsrisiko gelten. Die neue US-Regierung hat an der schwarzen Liste festgehalten und sie sogar noch erweitert. Damit steht auch CNOOC mit großer Wahrscheinlichkeit vor dem Börsen-Aus in New York.