Netflix / Peloton

Pandemie-Gewinner signalisieren Ende der Booms

Netflix und Peloton Interactive haben im ersten Jahr der Pandemie zu den größten Gewinnern der veränderten Rahmenbedingungen gezählt. 2022 erwarten sie indes deutlich weniger Wachstum – auch wegen gestiegener Konkurrenz.

Pandemie-Gewinner signalisieren Ende der Booms

Der Videostreamingdienst Netflix und der Heimfitness-Plattformbetreiber Peloton Interactive zählen zu den Profiteuren der Corona-Pandemie. Das Angebot der US-Konzerne diente Abonnenten dazu, das Kino bzw. Fitness-Center nach Hause zu verlegen, während diese auswärts nicht zugänglich waren. Nachdem Peloton auch aufgrund hausgemachter Probleme schon länger mit gestiegenen Kosten und geringerem Wachstum zu kämpfen hatte, scheint nun auch bei Netflix die Zeit des Corona-Booms zu Ende zu sein. Der Streaming-Marktführer rechnet nach dem jüngsten Quartal nur noch mit schwachem Nutzerwachstum. Für das laufende Vierteljahr erwartet das Unternehmen lediglich 2,5 Millionen neue Kunden, wie es am Donnerstag nach US-Börsenschluss in Los Gatos mitteilte. Damit blieb Netflix deutlich unter den Prognosen der Analysten. Im Weihnachtsquartal gewann Netflix mit 8,28 Millionen Abonnenten zwar deutlich mehr, verfehlte aber das selbst gesteckte Ziel von 8,5 Millionen Neukunden. Insgesamt kamen 2021 rund 18 Millionen Kunden hinzu nach 36 Millionen im Jahr zuvor. Insgesamt kommt der US-Konzern nun auf rund 222 Millionen zahlende Kunden weltweit.

Wettbewerbsdruck steigt

Noch wächst Netflix allerdings prozentual zweistellig. Im Schlussquartal stieg der Umsatz um 16% auf 7,7 Mrd. Dollar. Der Gewinn wuchs um rund 12% auf 607 Mill. Dollar. Netflix hatte vor allem zu Beginn der Pandemie einen regelrechten Kundenansturm erlebt, doch das Wachstum flaut schon länger ab. Neben dem Abebben des Pandemie-Booms bremst den Streaming-König auch die gewachsene Konkurrenz – Rivalen wie Disney+, Hulu, Apple, Sky und HBO Max rüsten auf, zudem sind neue Anbieter wie Peacock und Paramount+ hinzugekommen. Im Quartalsbericht räumte Netflix ein, dass sich der Wettbewerb intensiviert habe. Die maue Prognose für das laufende Quartal begründete Netflix auch mit wenigen geplanten Streaming-Premieren. So würden etwa die neue Staffel der Hit-Serie “Bridgerton” und der mit Spannung erwartete Science-Fiction-Blockbuster “The Adam Project” erst im März starten.

Branchenbeobachter werfen indes schon länger die Frage auf, ob das Streaming-Geschäft auf eine Übersättigung zusteuert. Netflix setzt wegen der verhaltenen Wachstumsaussichten in etablierten Märkten wie Nordamerika stark auf seine internationale Expansion. Besonderen Erfolg hatten zuletzt etwa Produktionen aus Südkorea. Asien und Europa waren 2021 mit je über sieben Millionen neuen Nutzern die wichtigsten Märkte für Netflix. In den USA und Kanada kam nur gut eine Million an neuen Kunden hinzu.

Aktie schmiert ab

Die Netflix-Aktie stürzte am Freitag zeitweise um mehr als 22% ab. Auch die Aktien anderer Streaming-Anbieter gerieten kräftig unter Druck. Für den Unterhaltungsgiganten Walt Disney ging es zeitweise um rund 5% nach unten, für Roku – den führenden US-Hersteller von Streaminggeräten – sogar um über 6%.

Peloton verfehlt eigene Ziele

Der Fitness-Plattformbetreiber Peloton Interactive hat derweil vorläufige Eckdaten zum Ende Dezember abgelaufenen zweiten Quartal mitgeteilt. Dabei wurden einmal mehr die Wachstumsziele verfehlt. Mittlerweile kommt Peloton auf 2,77 Millionen zahlende Kunden. Das entsprach zwar einer Steigerung um 285000 zum Vorquartal. Allerdings hatte das Unternehmen zuvor ein Plus auf 2,8 bis 2,85 Millionen in Aussicht gestellt. Der Umsatz stieg nur noch minimal von 1,06 Mrd. im Vorjahresquartal auf 1,14 Mrd. Dollar im abgelaufenen Vierteljahr. Dies dürfte vor allem auf eine geringere Nachfrage für die von Peloton selbst produzierten Fitness-Fahrräder und Laufbänder zurückgehen. Zuvor hatten US-Medien berichtet, Peloton habe die Produktion wegen der geringeren Nachfrage vorübergehend gestoppt. Peloton leidet auch darunter, dass Konkurrenzangebote wie Apples Fitness+ deutlich günstiger sind als das Abo, des Heimfitness-Pioniers. Der Umsatzausblick, der zuvor um rund 1 Mrd. Dollar gesenkt wurde, wurde vorerst nicht angepasst. Ausführlichere Zahlen zum Quartal will Peloton am 8. Februar vorlegen. Die Peloton-Aktie stürzte am Donnerstag um knapp ein Viertel ab. Seit dem Hoch vor rund zwölf Monaten ist der Kurs um gut 80% gefallen.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.