Regulierungskampagne

Peking spuckt Essens­liefer­diensten in die Suppe

China hat App-Betreibern im Umgang mit dem Gaststättengewerbe neue Regulierungsvorgaben angekündigt. Den Anbietern dürfte dies schwer zusetzen – an der Börse kam es bei den Technologiewerten zu einem ruckartigen Abverkauf.

Peking spuckt Essens­liefer­diensten in die Suppe

nh Schanghai

Chinas ausufernde Regulierungskampagne im Technologie- und Internetsektor bereitet führenden chinesischen App-Betreibern erneut eine böse Überraschung. Am Freitag brachte die Regierung neue Anweisungen in Umlauf, mit denen die Gebührenmodelle von Internetplattformen im Umgang mit dem Gaststättengewerbe und anderen Ausschnitten des Retailsektors überformt werden sollen. Die Maßnahmen gelten in erster Linie als eine Rückenstärkung für von der Pandemie besonders geschwächte Ausschnitte des chinesischen Dienstleistungsgewerbes. Dabei soll dem verstärkt auf Onlinebestellungen angewiesenen Restaurantsektor eine Kostenentlastung durch eine reduzierte Gebührenabführung an Zustelldienste zugutekommen.

Zwar hat die Regierung noch keine klaren Vorgaben für Gebührenmodelle gemacht, sie hat die Techfirmen aber bereits im Kampagnenstil zu einer Senkung der Zustellgebühren, die Gaststättenbetreibern in Rechnung gestellt werden, aufgefordert. Nach bisherigen Erfahrungen mit der Pekinger Tech-Regulierungskampagne dürfte dies den Geschäftsmodellen von App-Betreibern im Boomsektor der Essenslieferdienste schwer zusetzen, urteilen Analysten. Entsprechend kam es am Freitag zu einem ruckartigen Abverkauf an der Börse von Technologiewerten, die mit App-gestützten Essenszustelldiensten unterwegs sind.

Meituan hart erwischt

Besonders hart getroffen wurde der chinesische Internetdienstriese Meituan, dessen an der Hongkonger Börse notierte Aktie am Freitag um 15% einbrach. Damit verbindet sich eine Marktwerteinbuße von rund 26 Mrd. Dollar (knapp 23 Mrd. Euro). Die Meituan-Aktie hatte sich nach dem gewaltigen Absturz im vergangenen Jahr in den vergangenen Wochen deutlich erholt, weil die Marktteilnehmer zu hoffen begannen, dass die chinesische Regulierungskampagne im Techsektor langsam an Intensität verliert. Nun aber dürfte eine erneute Durststrecke anstehen. In den vergangenen 12 Monaten haben die Titel nunmehr nun wieder rund 60% ihres Börsenmarktwerts eingebüßt.

Dünne Margen

Meituan ist der führende Anbieter von Essenslieferungen und verwandten Zustelldiensten in China und zieht einen wesentlichen Teil seiner Konzernumsätze aus diesem Geschäft. Dabei kam Meituan für das von einem messerscharfen Wettbewerb geprägten und hohe Kosten verschlingenden Essensliefergeschäft zuletzt im dritten Quartal 2021 auf nur hauchdünne Umsatzmargen von gut 3%. Meituan, die sich zuletzt auch in das ebenfalls hart umkämpfte Wettbewerbsumfeld von Lieferdiensten für Online-Lebensmitteleinkäufe gedrängt hat, dürfte im Geschäftsjahr 2021 hohe Verluste eingefahren haben. Analysten rechnen bezüglich der demnächst anstehenden Ergebnisvorlage des Meituan-Konzerns einen Jahresverlust in Höhe von etwa 2,7 Mrd. Dollar.

Meituans Erzkonkurrent im Essensliefergeschäft, Eleme dürfte von den sich abzeichnenden Beeinträchtigungen der Gebühreneinnahmen aus Lieferverträgen mit Restaurants, Coffeeshops ähnlich hart getroffen werden. Allerdings ist die Gesellschaft mittlerweile im Alibaba-Konzern eingebettet, und spielt für die Umsatzdynamik des führenden chinesischen E-Commerce-Anbieters eine geringere Rolle. Dennoch reagierte auch die Alibaba-Aktie am Freitag negativ auf die Nachricht und büßte in Hongkong um knapp 3% ein.  

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