Lebensmittelhandel

Rewe warnt Lieferanten

Der Lebensmittelhändler Rewe von seinen Lieferanten mit Preissteigerungen konfrontiert, wie es sie seit 30 Jahren nicht gab. Rewe-Chef Lionel Souque warnt jedoch vor überzogenen Forderungen.

Rewe warnt Lieferanten

ab Düsseldorf

Nach einem weiteren Umsatzrekord drosselt die Handelsgruppe Rewe ihre Erwartungen an 2022. Im Lebensmitteleinzelhandel sei beim Umsatz bestenfalls ein stabiles Jahr zu erwarten, sagte Rewe-Chef Lionel Souque in der Jahrespressekonferenz. Mit 76,5 Mrd. Euro (+2,5 %) hatte Rewe 2021 allerdings auch einen Rekordumsatz eingefahren. Dabei kam den selbständigen Kaufleuten erneut eine Sonderrolle zu; ihnen gelang erneut ein Erlösplus von knapp 5 %, nach 20,5 % im Vorjahr. Die Pandemie dürfte das Ge­schäft in diesem Jahr kaum noch beeinflussen. Stattdessen werde der Krieg in der Ukraine massiven Einfluss – allen voran an der Preisfront – haben, glaubt Souque.

Angefangen bei den Energiepreisen über die Logistikkosten bis hin zu den Rohwaren werde alles teurer. Seit 30 Jahren habe es noch nie solche Preissteigerungen auf der Lieferantenseite gegeben, wie sie jetzt zu beobachten seien, konstatierte Souque. Rewe nehme die Probleme der Lieferanten durchaus ernst. Allerdings hält der Rewe-Chef nur einen Teil der geforderten Preiserhöhungen für gerechtfertigt. Gerade die multinationalen Konzerne versuchten, ihre Margen auf Kosten des Handels und der Verbraucher zu schützen. „Die Inflation muss aber unter allen Beteiligten im System verteilt werden“, fordert Souque und folgert: „Wir werden auf Spanne verzichten müssen.“

Rewe traut sich zu, den Umfang der gerechtfertigten Preiserhöhungen abschätzen zu können. Durch das Eigenmarkengeschäft habe man hohe Transparenz über die Preisentwicklung bei Rohwaren. Im bisherigen Jahresverlauf habe Rewe bereits einen dreistelligen Millionenbetrag in die Handelsspanne investiert. „Viel mehr geht nicht“, sagte Souque.

Zumindest beim Stromeinkauf hat sich Rewe abgesichert. So sind nach den Angaben 70 % des diesjährigen Energiebedarfs und 45 % des Bedarfs für das kommende Jahr gehedgt. Zudem werde auf breiter Front an Gegenmaßnahmen gearbeitet. Es sei nicht einzusehen, dass Rewe für die Managementfehler mancher Lieferanten büße. Was den Krieg betrifft, kann sich Rewe insofern glücklich schätzen, als schon vor zwei Jahren zum Rückzug aus der Ukraine und Russland geblasen wurde.

Den sich abzeichnenden Margenrückgang kann Rewe nach Einschätzung von Souque verkraften: „Wir haben genug verdient letztes Jahr.“ So erhöhte sich das operative Ergebnis (Ebita) im abgelaufenen Turnus um mehr als ein Viertel auf 1,49 Mrd. Euro. Nach Steuern wird ein Gewinnsprung um gut 80 % auf 756 Mill. Euro gezeigt. Dahinter stand auch, dass die Touristik ihren Verlust auf etwa 200 Mill. Euro halbierte.

Das Touristikgeschäft ist es auch, auf dem die Hoffnungen im laufenden Turnus liegen. Zwar sei nicht auszuschließen, dass es in Abhängigkeit vom weiteren Kriegsverlauf zu Beeinträchtigungen komme, noch könne davon jedoch keine Rede sein. Seit Jahresbeginn gebe es einen Buchungsboom, sagte Sören Hartmann, der noch bis zum Jahresende im Vorstand für die Touristik verantwortlich zeichnet. Besonders erfreulich sei der Trend zu höherpreisigen Reisen und dass es seit Kriegsausbruch nicht zu einem Abriss der Buchungen gekommen sei. Hartmann geht davon aus, dass die Sparte nach zwei verlustreichen Jahren 2022 eine schwarze Null schreibt. 2021 war der Spartenumsatz zwar auf 1,3 Mrd. Euro gestiegen, zum Vor-Pandemie-Niveau fehlten damit jedoch noch immer fast 60 %.

Rewe
Vorläufige Zahlen nach IFRS
in Mrd. Euro20212020
Gesamtumsatz76,574,6
Konzernumsatz *69,467,7
Ebitda4,44,3
Ebita1,51,2
Konzernergebnis (Mill.)756415
Eigenkapital8,67,6
Investitionen2,31,9
*) ohne selbständige Kaufleute und At-Equity-GesellschaftenBörsen-Zeitung