Italiens Autoindustrie

Rom kämpft um das Überleben der Autoindustrie

Italiens Regierung und die Gewerkschaften versuchen den weiteren Niedergang der italienischen Autoindustrie zu stoppen. Doch Stellantis, der einzige größere Autohersteller, der in Italien produziert, macht bisher keine konkreten Zusagen.

Rom kämpft um das Überleben der Autoindustrie

Rom kämpft um das Überleben von Italiens Autoindustrie

Keine konkreten Zusagen von Stellantis – Werben um Tesla

bl Mailand

Italien fürchtet um die Zukunft seiner Autoindustrie. Bei Treffen zwischen Gewerkschaften, Vertretern der Regierung sowie des Autokonzerns Stellantis versucht Italiens Regierung, das Unternehmen zu konkreten Investitionszusagen zu bewegen: Bisher vergebens.

Rom will, dass die Produktion im Land, die 2023 bei 752 000 Pkw und leichten Nutzfahrzeugen lag, auf deutlich über eine Million pro Jahr steigt. Stellantis-CEO Tavares bezeichnete den Standort Italien zwar als zentral für sein Unternehmen, beklagt aber die schleppende Umsetzung versprochener Hilfen und das Fehlen von Elektro-Ladestationen. Minister Urso forderte Stellantis auf, nun zu handeln. Die Anreize für den Kauf schadstoffarmer Autos und Hilfen für die Unternehmen seien auf den Weg gebracht worden.

Das liegt auch daran, dass Rom Hilfen für die Branche von fast 1 Mrd. Euro zwar versprochen hat, die Umsetzung aber viel zu lange dauere, wie Stellantis-CEO Carlos Tavares kritisierte. Die Autokäufer halten sich deshalb zurück. Im März brachen die Verkäufe in Italien um 3,7% ein. Besonders stark verloren hat mit einem Zulassungsminus von 11,6% Stellantis, der einzige größere Autohersteller, der in Italien produziert. Die Verkäufe von Elektro-Autos gingen sogar um 34,4% zurück. Ihr Anteil an den Neuzulassungen beträgt nur 3,3%. Die nach wie vor fehlenden Kaufanreize und die hohen Verkaufspreise schrecken viele potenzielle Käufer ab, die lieber abwarten.

Die Gewerkschaften halten Tavares Zusagen für nicht glaubhaft. Sie verweisen auf die kürzlich erfolgte Schließung des Werks Turin Grugliasco sowie den Abbau von 3600 Arbeitsplätzen. Sie fürchten vor allem um den Traditionsstandort in Turin Mirafiori. Dort wurden im ersten Quartal nur noch 12.000 Autos gefertigt. Ende März lief die Produktion des Maserati Levante aus. Einen Nachfolger gibt es vorerst nicht. Und künftige Modelle wie der Elektro Panda, die geplanten Modelle Fiat 600 und Topolino, ein Alfa-Romeo-SUV oder ein neuer Lancia werden in Serbien, Polen, Marokko oder Spanien gebaut. Fast schon verzweifelt wirbt Urso um die Ansiedlung von Tesa oder chinesischer Produzenten.

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