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Endspurt mit Rückenwind

SAP ist in der Cloud erneut langsamer gewachsen als erwartet, hat aber ihre Jahresziele für das wichtige Cloud-Geschäft bekräftigt. Am Markt überwiegt die Erleichterung. Doch die Walldorfer brauchen nun einen kräftigen Schlussspurt.

Endspurt mit Rückenwind

Cloud-Erlöse

Endspurt mit Rückenwind

sar Frankfurt
Von Sabine Reifenberger

Wachstum im Cloud-Geschäft, steigender Umsatz, Zuwachs im Betriebsergebnis – SAP hat am Mittwoch nach Handelsschluss in den USA ihre Zahlen zum dritten Quartal präsentiert, und fast meinte man, das erleichterte Aufatmen der Marktbeobachter hören zu können. Denn anders als bei der Vorlage zum zweiten Quartal, als die Walldorfer die Erwartungen für die Cloud-Erlöse im Gesamtjahr nach unten korrigieren mussten, gab es dieses Mal keine Hiobsbotschaften. Das reichte, um die Aktie gestern über weite Strecken des Xetra-Handels gut 5% ins Plus zu befördern.

Dabei ist in Walldorf nicht alles eitel Sonnenschein. Die Erlöse im wichtigen Zukunftsgeschäft mit der Cloud haben zwar auf 3,47 Mrd. Euro zugelegt, Analysten waren in der Konsensschätzung aber von gut 3,52 Mrd. Euro ausgegangen. Immerhin übertraf das um Sondereffekte bereinigte Betriebsergebnis, das um 10% auf 2,28 Mrd. Euro kletterte, die Analystenerwartungen. Zu dem auf 865 Mill. Euro gestiegenen Free Cashflow, der am Markt ebenfalls mit Wohlwollen aufgenommen wurde, haben unter anderem geringere Zahlungen für Investitionsausgaben beigetragen.

Die Marktreaktion würde überragende Zahlen vermuten lassen, doch die Kennzahlen sind eher das, was Analysten gerne als "solide" beschreiben. Im Großen und Ganzen okay. Der seit Frühjahr amtierende Finanzchef Dominik Asam schafft es aber offenbar, bei Anlegern mit klassischen CFO-Dauerbrennern für Vertrauen zu sorgen. Es fallen Begriffe wie "Kostendisziplin" – diese leistete einen Beitrag zu dem deutlich gestiegenen Betriebsergebnis. Außerdem wünscht Asam "ein ausgewogenes Gleichgewicht zwischen Wachstum und Profitabilität". Die Strategie geht auf.

SAP rückt Profitabilität in den Fokus

Dass die positive Gesamtstimmung überwiegt, dürfte auch daran liegen, dass SAP auf gutem Weg ist, ein zentrales Problem der vergangenen Jahre hinter sich zu lassen. Lange Zeit ging der strategische Wandel hin zu besser planbaren Cloud-Erlösen zulasten der Marge. CEO Christian Klein betont nun regelmäßig, inzwischen sei SAP in die „nächste Phase“ ihrer Transformation eingetreten, steigende Margen inklusive.

Dies honorieren die Investoren. Seit Jahresbeginn hat die SAP-Aktie mehr als 30% an Wert gewonnen. Rückenwind kommt auch von der Deutschen Börse, die erneut darüber nachdenkt, das maximale Gewicht eines Dax-Werts von 10 auf 15% anzuheben. Die Walldorfer liegen derzeit als einziger Dax-Wert über der 10%-Schwelle und würden davon profitieren.

Die große Herausforderung kommt für SAP allerdings nun im vierten Quartal. Die im Juli um 200 Mill. Euro gekürzte Spanne für die währungsbereinigten Cloud-Erlöse umfasst 14,0 bis 14,2 Mrd. Euro. Diese muss SAP erreichen, um das aufgebaute Vertrauen nicht wieder zu verspielen. Das vierte Quartal ist bei dem Softwarekonzern traditionell stark, allerdings brauchen die Walldorfer auch eine starke Performance. Um die Zielsetzung zu erreichen, benötigt SAP nach eigenen Angaben währungsbereinigte Wachstumsraten von 23 bis 24%. Mit 22% liegen sie nach drei Vierteln des Geschäftsjahres knapp unter Plan – und ein Wert lediglich am unteren Ende des Zielkorridors wäre nach der Korrektur im Sommer kein gutes Signal. SAP muss noch einen starken Jahresendspurt hinlegen.

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