M&A

Sartorius kauft Gentherapie-Spezialisten

Sartorius will das französische Unternehmen Polyplus übernehmen, mit einem Volumen von 2,4 Mrd. Euro wäre es der bislang größte Deal der Geschichte. Die Aussicht auf eine mögliche Kapitalerhöhung missfällt den Anlegern jedoch.

Sartorius kauft Gentherapie-Spezialisten

dpa-afx Göttingen

Der Pharma- und Laborausrüster Sartorius stärkt sein Geschäft mit der Milliardenübernahme eines Spezialisten für Technologien rund um Zell- und Gentherapien. Der Dax-Konzern will über seine Tochter Stedim Biotech für etwa 2,4 Mrd. Euro das französische Unternehmen Polyplus kaufen, wie Sartorius am Freitag in Göttingen mitteilte. Polyplus war bisher im Besitz privater Investoren. Für Sartorius ist es der größte Zukauf in der Unternehmensgeschichte.

Weil Sartorius zur Finanzierung des Deals auch eine Kapitalerhöhung in Erwägung zieht, kamen die Nachrichten vor dem Wochenende bei den Anlegern allerdings zunächst gar nicht gut an. Die Vorzugsaktien fielen bis zum Mittag mit einem Abschlag von fast 7 % an das Ende im deutschen Leitindex Dax. Ähnlich hoch waren die Kursverluste der französischen Tochter Stedim Biotech in Paris. Laut Mitteilung erhält der Mutterkonzern Sartorius zur Finanzierung der Transaktion für eine Übergangsphase einen Brückenkredit von der US-Investmentbank J.P. Morgan. Die Mittel werden zur Tochter weitergereicht. Der Kredit soll später durch langfristige Finanzinstrumente refinanziert werden, dazu könne auch eine Eigenkapital-Komponente auf der Ebene der Stedim gehören, hieß es aus dem Unternehmen. Zum möglichen Zeitplan gab es bislang keine Informationen. Eine mögliche Kapitalerhöhung droht, den auf die Aktionäre anfallenden Gewinn zu verwässern.

Sartorius zielt mit ihrer Übernahme auf ein wachsendes Segment. Zell- und Gentherapien kommen zunehmend etwa im Kampf gegen Krebs und seltene Krankheiten zum Einsatz und gelten als Hoffnungsträger für viele Patienten. Experten sehen hier in den kommenden Jahren viel Potenzial. „Die innovativen Lösungen von Polyplus sind hoch komplementär zu unserem Portfolio, insbesondere mit Blick auf unser Angebot von Zellkulturmedien und kritischen Komponenten für die Entwicklung und Herstellung neuartiger Therapien“, hieß es von Sartorius.

Der Dax-Konzern übernimmt das französische Unternehmen von Privatinvestoren, zu denen die Beteiligungsgesellschaften Archimed und die WP GG Holdings von Warburg Pincus gehören. Die Übernahme steht noch unter dem Vorbehalt der zuständigen Regulierungsbehörden. Deren Genehmigung vorausgesetzt, peilt Sartorius den Abschluss des Zukaufs für das dritte Quartal an.

Das französische Unternehmen Polyplus wächst den Angaben der Käuferin zufolge stark. Für 2023 rechnen die Franzosen mit einem Umsatz im oberen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich und mit einer „sehr hohen“ Gewinnmarge vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda). Polyplus hat ihren Hauptsitz in Straßburg und beschäftigte zuletzt 270 Mitarbeiter. Das Unternehmen unterhält neben Frankreich auch Standorte in Belgien, den USA und China. Es entwickelt und produziert wichtige DNA- und RNA-Komponenten für die Herstellung viraler Vektoren, die wiederum bei Zell- und Gentherapien sowie weiteren neuen medizinischen Therapieverfahren eingesetzt werden.