Übernahmepoker

Schlappe für Immofinanz bei S-Immo-Übernahme

Der österreichische Gewerbeimmobilienkonzern Immofinanz hat im Ringen um die geplante Übernahme des kleineren Konkurrenten S Immo einen schweren Rückschlag erlitten. Denn die Forderung, das Höchststimmrecht von 15% bei S Immo zu kippen, verfehlte...

Schlappe für Immofinanz bei S-Immo-Übernahme

hek Frankfurt

– Der österreichische Gewerbeimmobilienkonzern Immofinanz hat im Ringen um die geplante Übernahme des kleineren Konkurrenten S Immo einen schweren Rückschlag erlitten. Denn die Forderung, das Höchststimmrecht von 15% bei S Immo zu kippen, verfehlte auf einer außerordentlichen Hauptversammlung die erforderliche Kapitalmehrheit. Damit ist das Übernahmeangebot in der jetzigen Form hinfällig, denn es ist an die Abschaffung der Stimmrechtsbegrenzung gekoppelt. Immofinanz habe sich aber das Recht vorbehalten, auf diese aufschiebende Bedingung zu verzichten bzw. das Angebot zu ändern, heißt es in der S-Immo-Mitteilung.

Immofinanz bietet 22,25 Euro je Aktie. Der Wiener Immobilienkonzern will den bestehenden Anteil von 26,5% auf eine Mehrheit aufstocken. Die Offerte läuft bis 16. Juli.

Auf der S-Immo-Hauptversammlung votierte zwar 60,7% des vertretenen Kapitals für den Wegfall der Stimmrechtsbegrenzung. Erforderlich waren aber 75%. Bezogen auf die gültigen Stimmen – hier ist Immofinanz auf 15% gedeckelt – wurde mit 52,4% die notwendige einfache Mehrheit erreicht. Die wichtigen Stimmrechtsberater ISS und Glass Lewis sowie zahlreiche institutionelle Investoren unterstützten die eine Satzungsänderung, teilte Immofinanz wenige Tage vor der Hauptversammlung mit und warnte, bei Fortbestand des Höchststimmrechts könne die Übernahme nicht vollzogen werden. Viele Privatanleger stehen dem Deal kritisch gegenüber.

S-Immo-Vorstandschef Bruno Ettenauer zeigt sich erleichtert über den Ausgang der Abstimmung. Er wertet das Ergebnis als Unterstützung für den Vorstand und wichtige Rückenstärkung. S Immo lehnt die Übernahmeofferte als zu niedrig ab. Das Angebot spiegele den Unternehmenswert und das wirtschaftliche Potenzial der S Immo nicht wider. Für 3. Juli kündigt Ettenauer die Bekanntgabe einer externen Bewertung des Immobilienvermögens an. S Immo hatte zum 30. April die Bewertung ihrer Immobilien in Deutschland und Österreich unter Einbindung eines unabhängigen Gutachters überprüft und nach früheren Angaben einen Wertanstieg von 85 Mill. Euro im Vergleich zu Ende 2020 identifiziert.

Immofinanz äußert sich bis Redaktionsschluss nicht zum Ausgang der Abstimmung und zum weiteren Vorgehen. Das Management will aus S Immo und Immofinanz einen europäischen Immobilienkonzern formen. Beide Unternehmen haben einen großen Teil ihres Immobilienbesitzes in Deutschland.